Auf Städtetour zu den Citykirchen der rheinischen Kirche

Zahlreiche Innenstadtkirchen sind in stressigen Zeiten Orte der Ruhe und Besinnung.

Eigentlich hat sich in vielen deutschen Innenstädten seit Jahrhunderten nicht viel geändert: die heute meistbesuchten Straßen waren schon im Mittelalter voll von Händlerinnen und Händlern, Pilgerinnen und Pilgern. Nur dass es jetzt oft eher die Konsumtempel als die Kapellen sind, die die Reisenden anziehen. Genau das bietet aber für die zahlreichen Innenstadtkirchen eine ganz neue Chance: In stressigen Zeiten und auch in Zeiten von Beschränkungen durch das Corona-Virus werden sie zu Orten der Ruhe und Besinnung.

Nach einem Stadtrundgang gibt es dort die Chance, das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen und nach einem ausgiebigen Shopping-Trip stehen im Kirchencafé oft sogar eine Erfrischung und Stärkung bereit. Und selbstverständlich gibt es die Möglichkeit zum Gebet und Gespräch.

Doch die Kirchen sind längst nicht nur Ruheorte, sondern selbst auch Highlights bei Städtetouren. Einige von Ihnen sind wie in Essen feste Anlaufpunkte bei gut besuchten Stadtführungen, andere wie die Antoniterkirche in Köln sogar Namensgeber für ein ganzes Stadtquartier. Zusammengefasst sind aber alle eine Reise wert. Wir stellen diese ganz besonderen Kirchen vor. Die aufgeführten Öffnungszeiten der Kirchen und der Cafés bilden den Stand Mitte Juni ab. Geänderte Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte den Webseiten der Kirchen oder nehmen Sie vor einer Anreise gerne noch einmal direkten Kontakt auf. Eine Karte zeigt die Kirchen und Sehenswürdigkeiten in ihrem Umfeld.

 

Evangelische Stadtkirche Moers

Wer sich mit der Stadt Moers und dem christlichen Glauben auseinandersetzt, kommt an dem Namen Gerhard Tersteegen nicht vorbei. Wer hingegen bei einem Ausflug am Niederrhein und dem westlichen Ruhrgebiet unterwegs ist, kommt gleich mehrfach an dem Namen des Dichters und Liedermacher vorbei. Denn Tersteegen wurde 1697 in Moers geboren und starb 1769 in Mülheim an der Ruhr. Zwischen diesen beiden Städten finden sich also zahlreiche Zeugnisse und Hinweise auf den Mann, der als Laie am Niederrhein predigte. Mit dem Fahrrad lassen sich die wohl zentralsten Orte seines Lebens: der Geburtsort und seine spätere Heimat in unter zwei Stunden erreichen.

Eine Tour könnte so in Mülheim am Tersteegenhaus, dem heutigen Heimatmuseum Mülheims, starten und damit direkt am Kirchenhügel mit der Petrikirche. Von dort aus geht es durch Duisburg an Ruhr und Rhein entlang nach Moers. Wer ein wenig Motivation braucht, kann sich die Fahrt mit Liedern von Gerhard Tersteegen vertreiben. Zum Beispiel mit „Gott ist gegenwärtig, lasset uns anbeten“.

Als Ziel oder Haltepunkt für eine Rast bietet sich auf der eher flachen Strecke dann die Stadtkirche Moers an. Hier gibt es die Möglichkeit, an Andachten teilzunehmen oder in Gedanken an die Lieder von Tersteegen auch Ruhe zu finden.

Adresse: Haagstr. 1, 47441 Moers
Geodaten: 51°27’04.8″N 6°37’32.2″E / 51.451332, 6.625621

Öffnungszeiten: an den Markttagen (Dienstag und Freitag) sowie samstags geöffnet (jeweils von 11-13 Uhr)

Homepage: https://www.kgm-moers.de/allgemeines/angebote/ev-stadtkirche-moers/

 

Salvatorkirche Duisburg

Die Salvatorkirche in Duisburg gehört zur Gemeinde Alt-Duisburg und der Name ist Programm: Die Salvatorkirche liegt im Zentrum der geschichtsträchtigen Altstadt Duisburgs. Nicht nur die spätgotische Kirche selbst, sondern auch das Umfeld berichten davon – und zwar in Form von Straßennamen.

Die Namen Brüderstraße, Karmelplatz und Nonnengasse lassen erahnen, dass das Viertel rund um die heutige Salvatorkirche schon immer ein religiös geprägter Ort war. Wer sich einen Eindruck davon verschaffen will, sollte die nahe gelegene Niederstraße besuchen – die wohl älteste dokumentierte Straße Duisburg. Eine Informationstafel an Haus Nr. 6 zeichnet hier nach, wie Nonnen, Mönche und Beginen das Viertel beeinflussten und auch noch im später calvinistischen Duisburg das Leben am alten Rhein prägten. Doch nicht nur die Informationstafel, sondern auch öffentlich einsehbare archäologische Funde und Grabungsstätten machen dies anschaulich.

Salvatorkirche in Duisburg
Die Salvatorkirche liegt im Zentrum der geschichtsträchtigen Altstadt Duisburgs. Foto: Ulrich Sorbe

Das aufwendig restaurierte Rathaus macht zudem deutlich, dass die Altstadt nicht nur reich an spirituellem Leben war, sondern, dass hier auch viel Geld verdient wurde. So erklärt sich zumindest die aufwändige Holzvertäfelung im Ratssaal und anderen Teilen der Stadtverwaltung.

Wer nach dem historischen Blick auch auf das aktuelle wirtschaftliche Leben in der Stadt blicken will, der ist auf der Haupteinkaufsstraße – der Königstraße – oder im Innenhafen bestens aufgehoben.

Adresse: Burgplatz 19, 47051 Duisburg
Geodaten: 51°26’09.3″N 6°45’40.1″E / 51.435909, 6.761148

Öffnungszeigten: Dienstag 15-17 Uhr, Donnerstag 10-12 Uhr, Freitag 15-17 Uhr, Samstag 11-13 Uhr (und zu Gottesdienstzeiten)

Homepage: http://ekadu.de/

 

Marktkirche Essen

Offene Kirchen gibt es viele, aber Kirchen, deren Wände tatsächlich offen sind, nur wenige. Die Essener Marktkirche ist eine davon. Seit 2006 hat die Marktkirche nämlich eine durchsichtige blaue Glaswand im Westchor.

Damit ist die „Blaue Ecke“ im doppelten Sinne offen. Denn hier bietet sich von Montag bis Samstag zwischen 12 und 18 Uhr die Möglichkeit zum Gebet oder für eine Fürbitte. Dafür liegen Anregungen aus. Die „Blaue Ecke“ bietet aber auch die Möglichkeit, Ruhe oder Inspiration zu tanken.

Die gibt es im Übrigen auch in einem anderen „blauen“ Raum unweit der Kirche, mitten im Herzen der Ruhrgebietsstadt. Denn nur wenige Meter entfernt liegt der „Blaue Salon“ im Kino „Lichtburg“. Von der Marktkirche ist es nicht weit  zu fremden Welten und kulturellen Schätzen auf der Leinwand. Einen echten Goldschatz gibt es dazu im Dom um die Ecke zu sehen.

Die Marktkirche liegt mitten in der Essener Innenstadt.
Die Marktkirche liegt mitten in der Essener Innenstadt. Foto: Kirchenkreis Essen

Um alle Schätze der Stadt zu entdecken, empfiehlt sich ein Stadtrundgang – mit oder ohne Führerin oder Führer. Denn der offizielle Stadtrundgang der Stadt Essen berichtet vor allem davon, wie die sich die Stadt durch Schätze aus der Erde entwickelt hat und wie die Kohle auch das gesellschaftliche Leben verändert hat.

Wer nach einem Stadtrundgang oder bei dem Gedanken an harte körperliche Arbeit Hunger bekommt, der sollte auf jeden Fall das Restaurant „Church“ aufsuchen. Dort bilden sich Jugendliche und Langzeitarbeitslose weiter oder machen dort ihre komplette Ausbildung. Auf der Speisekarte steht selbstverständlich der Ruhrpott-Klassiker Currywurst, aber auch wechselnde Wochengerichte. Nach einer Renovierungsphase wird das Restaurant wohl im August wieder innen öffnen. Bis dahin steht aber die Außengastronomie zur Verfügung.

Adresse: Markt 2, 45127 Essen
Geodaten: 51°27’27.8″N 7°00’44.9″E / 51.457717, 7.012457

Öffnungszeiten: Blaue Ecke: Montag bis Samstag 12-18 Uhr

Homepage: www.marktkirche-essen.de

 

Johanneskirche Stadtkirche

Selbst aus dem Trubel der Altstadt heraus ist die Johanneskirche in Düsseldorf oft zu hören. Denn durch das Stimmgewirr der Einkaufsstraßen klingen immer wieder hochkarätige Konzertklänge und mittwochs am Mittag die „Lunchtime-Orgel“.

Johanneskirche in Düsseldorf
Die Johanneskirche in Düsseldorf ist auch offen für Menschen, die sonst nicht regelmäßig in die Kirche gehen. Foto: Thomas E. Götz

Doch nicht nur musikalisch, sondern auch mit Kunstaustellungen bietet die Stadtkirche eine inspirierende Abwechslung zu den übermäßig bunten Leuchtreklamen in der Umgebung. Dabei sind die Angebote der Johanneskirche bewusst auch für Touristinnen und Touristen sowie Menschen, die sonst nicht regelmäßig in die Kirche gehen gedacht.

Das wird schon deutlich im großzügigen Foyer, das auch ein Café beheimatet. Von hier aus haben Besucherinnen und Besucher einen direkten Blick in den offenen Kirchenraum. Der hell gestaltete Raum bietet mit architektonischen Details viele handwerkliche und künstlerische Highlights, die selbst regelmäßige Besucher immer wieder (neu) entdecken.

Und vielleicht entdecken Besucherinnen und Besucher dabei auch ihren Glauben neu.

Adresse: Martin-Luther-Platz 39, 40212 Düsseldorf
Geodaten: 51°13’29.2″N 6°46’56.9″E / 51.224784, 6.782484

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 15-18 Uhr, Das Café im Foyer öffnet dazu ab dem 15. Juni werktags ab 14 Uhr für (genesene, getestete und geimpfte Personen)

Homepage: www.johanneskirche.org

 

Citykirche Wuppertal-Elberfeld

Wer nach Wuppertal reist, der reist in eine Weltstadt. Das mag selbst für viele Einheimische etwas übertrieben klingen, wird jedoch an vielen Stellen deutlich – auch in der Citykirche im Stadtteil Elberfeld. Denn die Kirchengemeinde vor Ort betreibt mit dem „Weltcafé“ einen Ort, der Produkte aus aller Welt anbietet, aber auch für Menschen aus aller Welt Anlaufpunkt sein soll und Austausch bieten soll.

Und wer sich in Wuppertal über den fairen Welthandel und faire Produkte aus aller Welt schlau machen möchte, dem empfiehlt sich ein Besuch bei der GEPA. Die Fair-Trade-Organisation ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nämlich recht schnell zu erreichen und bietet neben einem Shop am Firmensitz in Wuppertal auch noch die Möglichkeit, sich vor Ort über den Handel und einzelne Produkte zu informieren.

Informationen über andere Länder und vor allem über Partnerkirchen im Ausland liefert auch die Vereinte Evangelische Mission. In Wuppertal betreibt sie auch das Museum auf der Hardt, das zum Beispiel die eigene Geschichte der internationalen Organisation darstellt.

Adresse: Kirchplatz 5, 42103 Wuppertal
Tel.: 0202/4937783 – 020297440802

Öffnungszeiten: Café: Montag-Samstag: 9.30-18 Uhr

Homepage: http://www.citykirche-elberfeld.de/

 

AntoniterCityKirche Köln

Die Gemeinde der Antoniterkirche von Köln beschreibt das eigene Haus als Schaufenster der Stadt. Und tatsächlich passt das ganz gut zu der Kirche, die an einer der meistbesuchten Einkaufsstraßen Deutschlands liegt: der Schildergasse.

Schon im Mittelalter erstrahlten hier die Arbeiten der Schilder- und Wappenmaler und wiesen auf die zahlreichen Werkstätten und Geschäfte hin. Auch heute fällt der Blick auf die Reklamen der Geschäfte. Aber eben auch auf die Antoniterkirche, die dem neu geschaffenen Viertel – dem Antoniterquartier – seinen Namen gegeben hat.

Antoniterkirche in Köln
Die Antoniterkirche in Köln liegt an einer der meistbesuchten Einkaufsstraßen Deutschlands: der Schildergasse. Foto: Markus Herzberg

Die Antoniterkirche ist nach dem Kölner Dom die am zweithäufigsten besuchte Kirche Kölns und damit ein Ziel für Touristen. Vor allem ist sie aber auch Ausgangspunkt für Stadtführungen. Denn als Teil der Citykirchenarbeit werden seit mehr als 30 Jahren Stadtführungen angeboten. Heute steht das Angebot unter dem Namen Antonitertours und umfasst klassische Stadtführungen, Touren über Friedhöfe oder Rundgänge mit Kölner Prominenten. Und so gibt es für Besucher nicht nur die Möglichkeit, einen Blick in das Schaufenster zu werfen, sondern auch von innen herauszublicken.

Adresse: Schildergasse 57, 50667 Köln
Geodaten: 50°56’10.9″N 6°57’11.4″E / 50.936347, 6.953168

Öffnungszeiten: Werktags 11-18 Uhr, Samstag 11-17 Uhr, Sonntag 11-17.30 Uhr

Homepage: http://www.antonitercitykirche.de

 

Kirchenpavillon Bonn

Kaum eine Einrichtung könnte die ehemalige Hauptstadt Bonn wohl besser repräsentieren als der Kirchenpavillon. Wie auch Bonn liegt der Kirchenpavillon im Schatten großer Highlights der Umgebung. Während Bonn oft hinter Köln, Düsseldorf oder Berlin zurückstehen musste, wirkt auch die Citykirche in Bonn etwas versteckt neben dem Schloss inklusive des Hofgartens, der Universität und dem Rathaus.

Kirchenpavillon in Bonn
Im Bonner Kirchenpavillon gibt es auch leckeres Essen. Foto: Joachim Gerhardt

Dabei könnte für ihn auch gelten, was Experten über den Bonner Politik- und Wirtschaftsbetrieb sagen: Hier lassen sich bei rheinische Gastfreundschaft wichtige oder einfach nur unterhaltsame Gespräche führen – und dass bei ausgezeichneten Speisen und anregender Kultur. Und so ist es heute auch im Kirchenpavillon.

Kaffee, Tee und Limonaden zum Beispiel sind bio und fair gehandelt und haben dementsprechend international anerkannte Qualität. Manche Produkte unterstützen zusätzlich noch soziale Projekte und leisten so sogar einen politischen Beitrag. Bier und Brot bezieht das Café im Kirchenpavillon aus der Umgebung, die Tagesgerichte sind oft rheinische Klassiker. Und so lässt sich im Kleinen im Kirchenpavillon erleben, wofür Bonn steht.

Adresse: Kaiserplatz 1a, 53113 Bonn
Geodaten: 50°43’55.9″N 7°06’06.8″E / 50.732195, 7.101884

Öffnungszeiten: Montag – Freitag 10-18 Uhr (vorerst Außengastronomie)

Homepage: www.kirchenpavillon.de

  • Aaron Clamann

Ähnliche Artikel

Die kleinste Kapelle am Niederrhein: Die Jona-Kapelle der evangelischen Kirchengemeinde Mönchengladbach-Großheide.

Die kleinste Kapelle am Niederrhein

weiterlesen

Eden und der Weltgarten auf der Landesgartenschau

weiterlesen
Aussenansicht der Versöhnungskirche im LVR-Freilichtmuseum Kommern.

Bartning-Kirche im Freilichtmuseum Kommern wiederaufgebaut

weiterlesen

Loblied auf das Wunder der Menschheitsgeschichte

weiterlesen
Lutherweg Lieberhausen

Meditierend durch Feld und Wald

weiterlesen
Geocaching in Saarbrücken

Mit GPS-Signal auf evangelischer Spurensuche

weiterlesen
Pilgern vor der Haustür

Pilgern vor der Haustür

weiterlesen
Der Altenberger Dom

Zu Fuß zum Himmlischen Jerusalem

weiterlesen