Musik ist eine elementare Lebensäußerung. Sie hilft, eigene Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten. Im Wechselspiel von Aktion und Interaktion sind der Gesang und die Musik für die Gottesdienstgemeinde wertvoll; im besten Fall tragen sie die bei der Kasualie anwesenden Personen in Freud und Leid. Der persönliche Musikgeschmack ist in besonderer Weise von ästhetischen Vorstellungen bestimmt. Meist sind die eigene Sozialisation und das eigene Milieu prägend für das Repertoire und die Wirkung von gehörter und selbst gesungener bzw. aufgeführter Musik. Chorgesang und Hausmusik werden in unserer Gesellschaft nicht mehr als „Breitensport“ gepflegt. Die alten und immer öfter auch die neueren Kirchenlieder sind vielen Kirchenmitgliedern kaum noch bekannt. Zugleich ist professionell produzierte Musik dank immer ausgefeilterer technischer Möglichkeiten im Alltag vieler Menschen sehr präsent. Das macht den Wunsch nach solistischen Inszenierungen oder dem Abspielen von individuell ausgewählten Musikstücken verständlich, zumal nicht alle Kirchenmusiker:innen jeden Musikwunsch mit dem ihnen verfügbaren Instrumentarium angemessen umsetzen können.
Auf all das gilt es bei der Musikauswahl ebenso wie beim Gottesdienst und in der Ansprache sensibel Rücksicht zu nehmen. Wünschen sich Kasualbegehrende nicht-religiöse Lieder und Musiken, führt in aller Regel das Prinzip „Interpretation statt Konfrontation“ (Hauschildt) weiter. Zugleich ist und bleibt der Gemeindegesang in unserer Kirche ein großer Schatz. Sofern es die Umstände erlauben, werden Liturg:innen wie Kirchenmusiker:innen für das gemeinsame Singen – mag es auch noch so rau oder unsicher klingen – und die ausgeführte „Live-Musik“ werben. Wenn es glückt, allen Beteiligten gerecht zu werden, kann die Musik im Trauergottesdienst zu einem Stück lebendiger Seelsorge werden und der Gesang bei Taufe, Konfirmation und Trauung ein Ventil für die im Raum schwebende Freude.
Auch für Liturg:innen und Kirchenmusiker:innen gilt: Nur was ihnen bekannt ist, können sie vorschlagen oder auswählen. Für eine möglichst qualitätsvolle und flexible musikalische Beratung und Begleitung bedarf es einer breiten musikalischen Aus- und Weiterbildung sowie bei Bedarf des Einsatzes von Spezialist:innen (z. B. Pop-Kantor:innen).
Die feine Abstimmung von Wort und Musik ist von zentraler Bedeutung. Dies erfordert einen engen Austausch und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Liturg:in und Kirchenmusiker:in. Wo ein theologischer Gedanke in der Musik aufgenommen wird; wo der Text des soeben gesungenen Liedes im Gebet weiterklingt; wo die Stimmung der Predigt in der Orgelimprovisation fortschwingt, kann auf beglückende Weise Verkündigung gelingen.
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< 2.7 Bibel und Sprüche | 2.9 Begleitung und Seelsorge > |
Wenn es nicht dezidiert antichristlich ist, kann ich doch alles gut aufnehmen, oder nicht? Erst recht, wenn es etwas ist, was absolut zu dem betreffenden Menschen und seinem Leben passt! Dann kann ich zum Abschied eines eingefleischten Karnevalisten auch ein Karnevalslied in der Trauerfeier singen oder spielen lassen, wenn sowieso schon seine Narrenkappe auf dem Sarg liegt! Und es gibt gerade da auch so schöne und tiefsinnige, hintergründige Lieder!