Auf dem Jakobsweg durchs Saarland pilgern

Pilgern ermöglicht es Menschen, aus dem Alltag auszusteigen, sich zu besinnen und mit dem eigenen Glauben zu beschäftigen. Eine schöne Route auf dem Jakobsweg führt im Saarland durch das Bliesgau vorbei an sehenswerten Kirchen bis nach Saarbrücken. Dort ist seit Kurzem die Ludwigskirche offizielle Stempelstation. Aber auch in anderen Teilen der rheinischen Kirche gibt es viele wandernswerte Pilgerstrecken.

Wer sich im Saarland auf Pilgerreise begeben möchte, hat dazu auf einer mehr als 20 Kilometer langen Strecke zwischen Blieskastel und Saarbrücken die Möglichkeit. Gestartet werden kann an der 1776 bis 1778 errichteten Schlosskirche in Blieskastel. Von dort aus führt der Weg durchs Bliesgau über bewaldete Höhen und von Flüssen durchzogene Täler, darunter das Blies- und das Mandelbachtal. Dabei wandern Pilgernde vorbei an sehenswerten Kirchen, darunter die achteckige Schinkelkirche in Bischmisheim. Mit ihrer oktogonalen Form ist sie eine Besonderheit in der Kirchenlandschaft der Region. Zudem überqueren die Reisenden die alte Westwall-Linie mit Bunkerresten.

Die Pilgerroute im Saarland führt unter anderem durch das schöne Biosphärengebiet Bliesgau. Foto: Saarpfalz-Touristik/Eike Dubois

Über Stiftskirche St. Arnual zur Ludwigskirche

Durch die Vororte von Saarbrücken erreichen die Pilgernden schließlich die Stiftskirche St. Arnual, in der es ebenfalls einen Pilgerstempel gibt. Von hier aus geht es auf die letzte Etappe des Pilgerwegs, mit dem Ziel Ludwigskirche. Das barocke Bauwerk aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist erst seit Anfang dieses Jahres offizielle Stempelstation am Jakobsweg. Dafür ist die Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken, Eignerin der Kirche, der St.-Jakobus-Gesellschaft beigetreten und wurde zudem vom Regionalverband Saarbrücken in das Projekt „Sternenweg/chemin des étoiles“ aufgenommen. Das Projekt hat zum Ziel, die seit dem Mittelalter verbürgten Routen der Jakobspilger in der Region zu restaurieren. Auf der Website von Sternenweg gibt es eine interaktive Karte, die die Jakobswege sowie Stempelstationen auf dem Projektgebiet zeigt. Zudem ist hier eine Routenplanung möglich.

„Wer pilgert, denkt über Mitmenschen und den Glauben nach“

„Das Projekt wirkt in Baden, der Pfalz, dem Elsass sowie dem Saarland und in Lothringen“, berichtet Dr. Thomas Bergholz, Pfarrer der Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken. Diese Gebiete seien historisch gesehen mehr oder weniger eine Großlandschaft. „Die Grenzen hatten Jahrhundertelang keinen festen Lauf.“ Sinnbildlich dafür stünde das Pilgern. „Für Jakobspilgernde spielten Grenzen nie eine Rolle. Wer pilgert, öffnet sich, lernt neue Menschen kennen und macht sich auf den Weg, um über den Glauben, sich selbst und seine Mitmenschen nachzudenken“, erläutert Bergholz. Das Projekt Sternenweg sei somit auch ein völkerverständigendes Projekt. Bergholz ist sich sicher: „Station auf dem europäischen Jakobsweg zu sein, heißt für uns, in diesem Sinne gastfreundlich zu sein, und das im Herzen von Europa.“

Pfrarrer Dr. Thomas Bergholz mit dem neuen Pilgerstempel neben der Jakobusstatue in der Ludwigskirche. Foto: Peter Michael Lupp

Besondere Beziehung zum Heiligen Jakobus

Darüber hinaus hat die Ludwigskirche eine besondere Beziehung zum Heiligen Jakobus, nach katholischer Tradition Schutzheiliger der Pilgernden. Von Beginn an zierte eine Jakobus-Statue als Teil des Apostel-Ensembles des Wiener Bildhauers Franziskus Binck die Balustrade der Barockkirche. Nachdem sie Jahrzehnte lang ein Schattendasein führte, wurde ihr 2017 ein ehrenvoller Platz im südlichen Seitenschiff der Ludwigskirche gewährt – als Mahnmal gegen Krieg und Hass. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass ein Abbild der Jakobus-Statue den neuen Pilgerstempel der Ludwigskirche ziert – zusammen mit der Jakobsmuschel und umringt von zwölf Sternen. Erhältlich ist er während der Öffnungszeiten der Kirche: dienstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr. Auf der Route im Saarland gibt es zudem Stempel im Pfarramt der evangelischen Schinkelkirche Bischmisheim, in der Wintringer Kapelle, in der Touristeninformation am Saarbrücker Schloss sowie am Rathausplatz Saarbrücken.

1,8 Millionen Euro für Sanierung der Ludwigskirche

Buchholz sieht in der Aufnahme als Stempelstation zudem die Chance, die Ludwigskirche samt Kirchengemeinde wieder mehr in die Öffentlichkeit zu rücken. „Das ist wichtig, um dieses Bauwerk erhalten zu können.“ Die letzte Innensanierung liege mehr als 40 Jahre zurück. Immer wieder seien einzelne Schäden aufgetreten. „Es geht nicht nur um Schönheitsreparaturen, sondern darum, die langfristige Nutzbarkeit als Kirche sicherzustellen“, betont Bergholz. Deshalb ist der Pfarrer froh über die Entscheidung der Landesregierung, der Kirchengemeinde bei der Sanierung zu helfen. Für die Jahre 2021 bis 2024 wurden Fördermittel von Bund und Land in Höhe von 1,8 Millionen Euro zur Sanierung des Kircheninnenraums zugesagt.

Die Ludwigskirche in Saarbrücken. Foto: Landeshauptstadt Saarbrücken

Pilgerrouten auf dem Gebiet der rheinischen Kirche

Die Beschreibung des Pilgerwegs im Saarland gibt es online auf der Website „Evangelisch Pilgern im Rheinland“. Dort finden Interessierte zudem zahlreiche Pilgerrouten in anderen Teilen der rheinischen Kirche, samt Wegbeschreibungen und Hintergrundinfos – etwa zu öffentlichen Verkehrsmitteln und Einkehrmöglichkeiten. Darüber hinaus bietet die Seite wichtige Tipps für Teilnehmende sowie Organisatorinnen und Organisatoren von Pilgerreisen. Es wird empfohlen, vor dem Start noch einmal zu prüfen, ob die Buslinien nach wie vor wie beschrieben fahren und die Einkehrmöglichkeiten geöffnet sind. Die Plattform ist ein Kooperationsprojekt des Zentrums für Männerarbeit und des Zentrums Gemeinde und Kirchenentwicklung der Evangelischen Kirche im Rheinland.