Delegierten-Stimmen

Gruppenbild mit Präses: Thorsten Latzel (links) mit Superintendentin Claudia Müller-Bück, Frank Bartholomeyczik, Melina Wolf und Knut Dahl-Ruddies. Foto: privat

Die Landessynode bestimmt den Kurs der Evangelischen Kirche im Rheinland. Vier Vertreterinnen und Vertreter sind aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel dabei: Frank Bartholomeyczik (Kirchengemeinde Meckenheim), Pfarrer Knut Dahl-Ruddies (JVA-Seelsorger in Euskirchen), Melina Wolf (Kirchengemeinde Wachtberg) und Superintendentin Claudia Müller-Bück.

Hier ihre persönlichen Eindrücke:

Frank Bartholomeyczik:

Nach zwei Jahren fand diese Synode endlich wieder präsentisch statt. Aber ein komisches Gefühl, Anreise vom Gottesdienst zum Tagungshotel in der vollen Straßenbahn mit Maske und dann mit über 200 Personen in einem relativ engen Raum ohne Maske. Aber die direkten Gespräche in den Ausschüssen, beim gemeinsamen Essen und den Pausen hat sehr gut getan, den Austausch von Positionen ermöglicht und die Verbundenheit gestärkt.

Beeindruckt hat mich auch dieses Mal der engagierte Bericht des Präses. Nachdrücklich wurde mit dem politischen Nachgebet auf die verfolgten Menschen im Iran aufmerksam gemacht. Mit dem Papier zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurde eindeutig gegen diesen Krieg und für die Unterstützung der Ukraine und der Flüchtlinge Position bezogen. Mit den Beschlüssen zur Arbeitszeit im Pfarrdienst wurde endlich ein verlässlicher Rahmen gesetzt. Die Umsetzung in den Gemeinden wird da noch einen neuen Blick auf die Anforderungen und Aufgaben im Pfarrdienst erfordern. Ebenso ist der Beschluss zur „Klimaneutralität“ unserer Gebäude bis 2035 ambitioniert , aber erforderlich. Das wird im Blick auf die Finanzen, der deutlich reduzierten Gemeindemitglieder und der Anzahl unserer Gebäude auch Strukturveränderungen erzeugen.

Knut Dahl-Ruddies:

Heimliches Thema der Landessynode war „Leibhaftigkeit“. Nicht nur im Plenum, sondern auch in den Tagungsausschüssen und auf den Fluren war zu hören: „Schön, dass wir uns auch außerhalb der ‚Kachel‘ kennenlernen.“ Die zwei letzten digitalen Synoden haben Spuren hinterlassen. Alle sind froh, dass es so ist wie früher, inclusive Händeschütteln. Das hat mich überrascht. Aber es ist nicht alles wie früher: Schmerzlich für viele, dass Bad Neuenahr nicht mehr der Tagungsort ist. Es war eben mehr als ein Ort, es war Heimat, einschließlich der Stammkneipe, die in Düsseldorf einem schnöden Vapiano weichen musste. Trotzdem wird es 2024 wieder die Landeshauptstadt werden, auch wenn weiter daran gearbeitet wird, weiter in den Süden der Landeskirche zu wechseln.

Für das Hauptthema „Bildung“ wäre eine Konzentration auf das, was wir in Zukunft in den Fokus nehmen wollen, wünschenswerter gewesen, als die Vielfalt unserer Angebote anzuschauen und uns auf die Schulter zu klopfen. Die Reform „am offenen Herzen“ Kirchenordnung ist gelungen, auch wenn man als Insider nur noch ins neu geschaffene Kircheninformationsgesetz (KOG) schauen muss. Die Beschlüsse zur Treibhausgas-Neutralität sind umfangreich, wecken allerdings wenig Lust sich an die Arbeit zu machen; vieles ist einfacher als es auf den ersten Blick scheint. Wer noch mal im Internet nachschauen möchte: Der Präsesbericht im Steve Jobs-Format ist allemal sehenswert!

Superintendentin Claudia Müller-Bück:

Die Landessynode war meine erste als stimmberechtigtes Mitglied. Synodenerfahrung hatte ich bisher vor allem in Vikariat und Probedienst, als wir noch für die Zukunft des „theologischen Nachwuchses“ demonstrierten.

Zum Hauptthema Bildung präsentierten sich in Workshops verschiedene Bildungseinrichtungen. Mich hat sehr gefreut, dass aus unserem Kirchenkreis das Amos-Comenius-Gymnasium und die Evangelische Familienbildungsstätte aus Bad Godesberg darunter waren.

Vor allem im Ausschuss für öffentliche Verantwortung hat mich beeindruckt, wie intensiv um Positionen und Wortlaute gerungen wurde, zum Beispiel bei der Moratoriumsforderung zum Abbau der Kohle unter Lützerath und dem Papier zu „Energiekrise, Inflation und Armut“, das auch auf den Antrag unserer Kirchenkreises an die Synode zurückgeht.

Den Beschluss zur Arbeitszeitregelung im Pfarrdienst begrüße ich; wir werden im Kirchenkreis gemeinsam an der konkreten Umsetzung arbeiten

Die regelmäßigen geistliche Unterbrechungen, mit Bibellesung, Stille, Gebet und Lied haben mir immer wieder den Horizont geweitet.

Melina Wolf:

Dies war meine erste „richtige“ Synode als stimmberechtigtes Mitglied. In 2018 war ich schonmal als Gast der jungen Delegation auf der Landessynode, damals noch in Bad Neuenahr. Nach zwei Jahren digitaler Synode, habe ich mich gefreut, alle Synodalen persönlich kennen zu lernen. Es war sehr schön, viele bekannte Gesichter zu sehen und mich mit allen auszutauschen. Das Thema „Bildung.Evangelisch.Frei“ hat mich persönlich sehr interessiert. Ich fand die Videoeinspielungen der verschiedenen Bildungsthemen unserer Kirche sehr spannend und habe gelernt, welche verschiedenen Bildungsangebote es in der Evangelischen Kirche im Rheinland gibt.

Auch ohne karnevalistische Sitzordnung dieses Jahr haben wir bei der Abstimmung der neuen, gekürzten Kirchenordnung sehr oft die Hände gehoben. Ich bin gespannt, wo die Landessynode nächstes Jahr stattfindet und freue mich darauf wieder eine tolle Woche mit guten Unterhaltungen zu haben.

Alle Infos, Beschlüsse und viele weitere Hintergründe auf landessynode.ekir.de

  • 23.1.2023