Wählen und streiten

Kommunalwahl (Foto: pics_kartub/Pixabay.)
Kommunalwahl (Foto: pics_kartub/Pixabay.)

Am 13. September haben wir die Wahl – Kommunalwahl. Wer soll vor unserer Haustür die politischen Geschicke lenken? In Kommunen und Kreisen streiten Parteien um die besten Wege. Da ist Streitkultur gefragt: Unterschiedliche Meinungen miteinander ins Gespräch zu bringen; auch andere Perspektiven als die eigene zuzulassen. Es gibt nicht nur die eine Sicht auf die Dinge, sondern erst das Zusammenführen unterschiedlicher Sichtweisen bringt voran.

Die Bibel ist von diesem Bewusstsein geprägt, dass Wahrheit oft erst im Widerstreit unterschiedlicher Sichtweisen gefunden wird. Schon über die Schöpfung der Welt erzählt die Bibel zwei sehr unterschiedliche, in Teilen sogar widersprüchliche Geschichten. Und es gibt nicht das eine Evangelium, sondern vier durchaus unterschiedliche Erzählungen über das Leben Jesu. Einheitlichkeit entsteht aber durch das Leitbild der Gerechtigkeit, sowie der Gottes- und der Nächstenliebe.

Streitkultur ist auch für die Tradition der Reformation ein wesentliches Merkmal. Mit der Wahl von Gemeindevertreterinnen und -vertretern in Presbyterien und Synoden wird verhindert, dass einer alleine einsame Entscheidungen trifft. Von Streitkultur lebt auch unsere Demokratie. Parteien und ihre Programme treten in konstruktiven Wettstreit. Die Achtung vor der anderen Meinung, der Respekt gegenüber auch anderen Überzeugungen, sind dabei grundlegend. Gerade weil auch die christliche Tradition in ihrer Geschichte oftmals Intoleranz und Ausgrenzung befeuert hat, stehen wir als Kirchen heute in der Verantwortung, gemeinsam mit anderen für die Errungenschaften von Streitkultur und Demokratie einzutreten. Als Christ und Bürger gehe ich wählen, denn nicht nur die Regierenden haben eine Verantwortung, sondern auch die Regierten.

  • 22.8.2020