„Wir brauchen eine Gemeinschaft, in der wir einander beistehen“

Präses Dr. Thorsten Latzel predigt am Jahrestag der Flut in Euskirchen

Düsseldorf/Euskirchen. Ein Jahr nach der Flutkatastrophe am 14. und 15. Juli 2021 besuchen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst heute um 17.30 Uhr in Euskirchen einen ökumenischen Gedenkgottesdienst, zu dem die evangelische und die katholische Kirche in Nordrhein-Westfalen einladen. Präses Dr. Thorsten Latzel hält die Predigt und wird den Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche gemeinsam mit dem Generalvikar des Erzbischofs von Köln, Dompropst Msgr. Guido Assmann, leiten.

Es sei wichtig, sorgsam hinzuhören „auf das, was die Menschen sehr Verschiedenes erfahren haben. Weil die Flutkatastrophe an jedem Ort ein anderes Gesicht hatte“, sagt der Präses laut Predigtmanuskript. „Als Kirche haben wir Flutseelsorgerinnen und -seelsorger entsandt: geschulte Menschen, die zuhören, seelsorglich beraten, diakonisch helfen.“ Gott beseitige mit Naturkatastrophen nicht das Böse in der Welt, wendet sich Latzel mit Blick auf die alttestamentliche Noah-Geschichte gegen religiös motivierte Interpretationen der Flut. Gottes erklärter Wille sei der Erhalt der Schöpfung. „Glauben heißt vielmehr: mit Gott um den Erhalt seiner Schöpfung zu ringen. Und an der Seite aller zu stehen, die von Fluten und Katastrophen betroffen sind. Bei uns und überall auf der Welt“, so der Präses. „Wir brauchen Menschen, die einfach für andere da sind, zuhören und sich von der Not anderer bewegen lassen. Wir brauchen die Ruhe, um innezuhalten und umzukehren, um wirklich anders zu leben. Wir brauchen eine Gemeinschaft, in der wir einander beistehen.“

Steinmeier und Wüst treffen mit Opferangehörigen zusammen

Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Wüst werden bei der Gedenkfeier sprechen. Zudem kommen beide zu einem Austausch mit Angehörigen der Opfer zusammen. In Euskirchen werden auch Mitglieder des Landeskabinetts, Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen, des Landtags, der Hilfsorganisationen sowie der Kommunen der vom Hochwasser betroffenen Gebiete erwartet. Bei der Flut vor einem Jahr waren in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen.

Psychosoziale Unterstützung im Ahrtal rund um den Jahrestag

Im von der Flut betroffenen rheinland-pfälzischen Gebiet steht das Team der Evangelischen Seelsorge und Beratung im Ahrtal (ein Kooperationsprojekt der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Diakonie Katastrophenhilfe und der Diakonie RWL) rund um die von Kirche und Politik geplanten Gedenkveranstaltungen für psychosoziale Unterstützung bereit. Teammitglied und Sozialpädagogin Tamara L. Orschler bietet in Kooperation mit der Pfarreiengemeinschaft Altenahr heute von 19 bis 24 Uhr dezentral an mehreren Orten die Veranstaltung „Gemeinsam durch die Nacht“ mit der Möglichkeit zum Gespräch und Kerzenanzünden an.

  • 14.7.2022
  • Ekkehard Rüger
  • ekir.de/Dominik Asbach