Enough is enough! Genug ist genug!

Kopfschüttelnd sehe ich die Fernsehbilder aus den USA und höre mir das Durcheinander der TV-Debatte von Donald Trump und Joe Biden zur amerikanischen Präsidentschaftswahl an. „Was für ein Spektakel!“, denke ich. „Zum Glück habe ich damit nichts zu tun!“ Doch einen Tag später habe ich etwas damit zu tun. Denn da hat mich eine E-Mail aus den USA erreicht. Herausgerückt steht mitten in der langen Mail:

Enough is enough! Genug ist genug!

Autor der Mail ist Mark Burrows, ein ruhiger gebildeter Professor, der als Gastprofessor in Wuppertal an der Kirchlichen Hochschule und in Bochum an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe gelehrt hat. Mark hat eine Begabung für Poesie und ist in den letzten zwei Jahrzehnten ein emsiger Motor der rheinischen Partnerschaft mit der United Church of Christ (UCC), USA. Einen so emotionalen, zornigen und verzweifelten Ton wie in seiner jetzigen Mail kenne ich nicht von ihm.

Aus der Mail von Prof. Dr. Mark Burrows:

Ich schreibe Euch, um Euch in diesen schwierigen Zeiten zu bitten, an unserer Seite zu stehen; einer Zeit, die – nach meiner Meinung und immer mehr Verantwortlicher in den Kirchen – den „Status Confessionis“ erreicht hat, also einen Status, in dem das christliche Bekenntnis auf dem Spiel steht. Ihr wisst – und bei einigen von Euch reichen die Erinnerungen nahe heran an jene finstere Dekade, die dem 2. Weltkrieg voran ging -, wie entsetzlich die Bedrohungen werden können und wie hoch der Preis des Widerstandes sein kann. Ihr habt in Deutschland die Erfahrung gemacht, wie eine gewählte Regierung demokratische Spielregeln missbraucht hat mit dem Ziel, die Opposition auszuschalten und alle demokratischen Instrumente zu demontieren. Ihr wisst, wenn man nicht widersteht, kann eine solche Entwicklung katastrophale Folgen haben, wenn nicht irreparablen Schaden verursachen.

Bitte um Gemeinschaft in kritischer Zeit

Und dann erinnert Mark Borrows an die „Kirchengemeinschaft“ (ein Wort, das er auch im Englischen verwendet), zwischen unserer Kirche und der UCC. Er bittet: Lasst uns jetzt nicht allein, nutzt alle Kontakte, vor allem in die sogenannten Swing States (Wisconsin, Michigan, Ohio, Pennsylvania, North Carolina, Georgia, Florida), in denen der Wahlausgang noch offen ist. Er vertraut darauf, dass auch in diesen Zeiten der Glaube ein verbindendes und die Welt gestaltendes Geschenk Gottes ist.

Herausfordernde Fragen

Schon bei meinem Besuch in den USA vor einem Jahr war Sorge und auch die Dramatik, die jetzt aus dieser Mail klingt, Thema Nr. 1. Wann ist, so fragen die Gesprächspartner, der Punkt erreicht, wo wir aufstehen müssen und sagen: Jetzt nicht mehr weiter so! Hier stehen christliche Werte und demokratische Grundrechte auf dem Spiel! Oder, so fragen andere in der UCC, müssen wir nicht das Gespräch mit Andersdenkenden suchen, und uns bemühen, Gräben zu überwinden, die Spaltung in der Gesellschaft und in der Kirche nicht akzeptieren. Die Kirche in den USA steht vor großen Herausforderungen. Der Brief aus den USA bittet um Gebet, Kirchengemeinschaft und Einmischung. Eine echte Herausforderung!

Hate has No Home here
Hate has No Home here

Von: Barbara Rudolph

  • 1.10.2020