Vorwort

 

 

Liebe Geschwister,

 

Taufe, Konfirmation, Trauung, Bestattung: Menschen machen bei diesen Anlässen Erfahrungen mit ihrer Kirche, die sie ihr ganzes weiteres Leben begleiten. Und nicht nur sie kommen dabei mit dem Segen Gottes und der Botschaft des Evangeliums in Berührung – auch ihre Angehörigen, Freunde und Bekannten, die sie an diesem Tag begleiten. Grund genug, dass wir uns auf allen Ebenen unserer Kirche Gedanken darüber machen, wie Menschen ihre Feier in guter Erinnerung behalten und sich in ihrer Kirche zuhause fühlen.

Zugleich haben sich die Lebensläufe von Menschen verändert, pluralisiert und entsprechen oft nicht mehr dem, was unseren kirchlichen Ordnungen zu Grunde liegt. Eine wichtige Aufgabe auf landeskirchlicher Ebene ist es daher, rechtliche und organisatorische Hürden auf dem Weg zu einer Amtshandlung abzubauen. Und zugleich gilt es, Familien religiös in ihrer Kompetenz zu stärken. Über das neue Lebensordnungsgesetz wird dann die Landessynode 2024 beschließen. Wichtiger als Gesetze aber finde ich die Haltung, die wir gegenüber den Menschen einnehmen, wie wir einander als Geschwister in Christus vor, während und nach einer Kasualfeier begleiten. Das kommt auf vielfältige Weise zum Ausdruck: beim Erstkontakt am Telefon, im Vorbereitungsgespräch, während der Feier, aber auch in unseren Strukturen und unserer Sprache. Darum betrifft das Thema „Kasualpraxis“ immer unsere ganze Kirche: die beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden, die Presbyterien, die Gemeinde vor Ort – alle, die sich in unserer Kirche engagieren.

Das Ihnen vorliegende Diskussionspapier bietet viele kluge Impulse zu einer zugleich servicefreundlichen, qualitätsvollen und theologisch gut begründeten Kasualpraxis. Ich hoffe, dass es in Presbyterien, in Ausschüssen und auf Synoden lebhafte Gespräche darüber anstößt – darüber, wie wir Menschen vom Evangelium aus gut in ihrem Leben begleiten. Mein herzlicher persönlicher Dank gilt den Mitgliedern des Innerkirchlichen Ausschusses, des Theologischen Ausschusses, des Ausschusses für Erziehung und Bildung sowie der Fachgruppe für Gottesdienst und Kirchenmusik, die das Papier gemeinsam mit Kirchenrat Pfarrer Dr. Frank Peters in intensiven Beratungen erarbeitet haben. Möge es dazu dienen, dass wir unserer wechselseitigen Verantwortung für einander als Geschwister in Jesus Christus gerecht werden: „Darum tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut“ (1. Thess 5,11).

 

Dr. Thorsten Latzel

Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland

 

 

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