Paul Schneider

Seine kompromisslose Haltung gegen den Nationalsozialismus bezahlte er mit dem Leben: Am 18. Juli 1939 wurde Paul Schneider (1897-1939) im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Zuvor noch hatte er trotz ständiger Folter seinen Mitgefangenen aus der Arrestzelle Bibelworte zugesprochen. Das Porträt des „Predigers von Buchenwald“ hat die Kölner Street-Art-Künstlerin Layla Xing auf einer Wand im Düsseldorfer Haus der Landeskirche festgehalten. Im Hintergrund angedeutet: die Baumringe einer Buche.

Aus Anlass des 125. Geburtstags von Paul Schneider, der am 29. August 1897 geboren wurde, würdigte die Evangelische Kirche im Rheinland den evangelischen Pfarrer im Rahmen einer Andacht, in der auch das Porträt vorgestellt wurde. „Paul Schneider war ein Mensch, der sich um den Preis des eigenen Lebens von niemandem und keiner gerade vorherrschenden Meinung vereinnahmen lassen wollte“, erklärte Dr. Stefan Flesch, Direktor des landeskirchlichen Archivs der rheinischen Kirche.

Wirken als Pfarrer begann in Hochelheim im Kreis Wetzlar

Schneider kam als Sohn eines Pfarrers zur Welt. Die Familie lebte zunächst in Pferdsfeld im Hunsrück und zog dann nach Hochelheim im Kreis Wetzlar, wohin der Vater 1910 die Pfarrstelle wechselte. Von 1915 bis 1918 leistete Paul Schneider seinen Militärdienst im Ersten Weltkrieg, anschließend studierte er Theologie und übernahm nach dem Tod seines Vaters dessen Pfarrstelle. Im gleichen Jahr, 1926, heiratete Paul Schneider die Pfarrerstochter Margarete Dieterich, mit der er sechs Kinder bekam.

Versetzung in den Hunsrück wegen NS-kritischer Äußerungen

Nach der Machtübernahme Hitlers wehrte sich Paul Schneider schon früh gegen eine politische Einflussnahme des Nationalsozialismus auf die Kirche. Wegen seiner NS-kritischen Äußerungen versetzte ihn die Kirchenbehörde 1934 auf eine Pfarrstelle nach Dickenschied und Womrath in den Hunsrück. Aber auch hier setzten sich die Konflikte fort. Zwei Mal wurde Schneider bereits in Haft genommen, weil er weiterhin Widerstand gegen örtliche NS-Behörden leistete. Eine dritte Inhaftierung vom 31. Mai bis 29. Juli 1937 endete mit seiner Ausweisung aus der Rheinprovinz.

Der Pfarrer weigerte sich, die Rheinprovinz zu verlassen

Schneider erkannte diese Ausweisung nicht an. In einem Schreiben an die Reichskanzlei in Berlin erklärte der evangelische Pfarrer, dass er „vor Gott an meine Gemeinde gewiesen“ sei und sich durch Menschen von diesem Auftrag nicht abbringen lasse. Daher wolle er den „gebotenen Ungehorsam“ nach Apostelgeschichte 5,29 praktizieren: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“. Bereits im Oktober kehrte Schneider zurück zu seinen Gemeinden nach Dickenschied und Womrath – und wurde kurz darauf erneut verhaftet.

Schneider wird ins Konzentrationslager Buchenwald verbracht

Zu seinem Aufenthaltsverbot sollte sich Paul Schneider nun schriftlich einverstanden erklären. Weil er sich weigerte, wurde der Pfarrer Ende November 1937 in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Dort leistete Schneider weiterhin Widerstand und musste von April 1938 an in Isolationshaft leben. Noch von dem Fenster seiner Arrestzelle aus versuchte er seinen Mitgefangenen Mut zuzusprechen und das Evangelium zu verkündigen. Über Monate wurde Paul Schneider im KZ Buchenwald misshandelt und schließlich am 18. Juli 1939 mit einer Medikamentenüberdosis ermordet.

Gemeindehäuser, Schulen und Straßen tragen heute seinen Namen

Seine Beisetzung fand wenige Tage später auf dem Friedhof in Dickenschied unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Neben Gemeindemitgliedern war auch die Pfarrerschaft des Hunsrücks sowie der Bekennenden Kirche aus ganz Deutschland zugegen. Paul Schneiders Wirken im kirchlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus ist heute über das Rheinland hinaus weit bekannt. Zahlreiche Gemeindehäuser, Schulen und Straßen tragen seinen Namen, darunter das älteste Gymnasium der Evangelischen Kirche im Rheinland in Meisenheim. Kürzlich fusionierten auch zwei evangelische Kirchengemeinden im Kirchenkreis An Nahe und Glan zur ersten Evangelischen Paul-Schneider-Gemeinde in der rheinischen Kirche.

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Die Künstlerin: Layla Xing

Die Kölner Künstlerin Layla Xing (mit bürgerlichem Namen Lena Ortmann) ist vor allem in der Street-Art-Szene bekannt. In ihren Arbeiten wendet sie eine Lasurtechnik an, das heißt, die Bilder werden über verschiedene dünne Farbschichten aufgebaut, um sowohl Transparenz als auch Tiefe zu erhalten. „Diese Art der monochromen Erarbeitung bringt das Wesentliche des Bildes zum Vorschein und legt meiner Meinung nach den Fokus ganz allein auf die abgebildete Person und ihre Emotion/Merkmale“, sagt sie. Beispiele der Arbeiten von Layla Xing gibt es auf ihrem Instagram-Kanal zu sehen.