Die Evangelische Kirche im Rheinland hat eine Handreichung zur Gestaltung von Gottesdiensten und Andachten zum Thema Sexualisierte Gewalt in der Kirche veröffentlicht. Sie enthält beispielhaft Material, wie das Verhältnis von Religion, Macht und Sexualität in Gottesdiensten, Andachten und Predigten thematisiert werden kann. Auf den 67 Seiten finden sich unter anderem Elemente für die Liturgie, Predigtmeditationen sowie Beispiele aus der Praxis, dass und wie Gottesdienste und Andachten zu diesem Thema gehalten werden können.
„Das Thema ‚Sexualisierte Gewalt in der Kirche‘ braucht Öffentlichkeit“, erklärt Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen. In einem Video stellt sie gemeinsam mit Vizepräses Christoph Pistorius, zu dessen Verantwortungsbereich die Stabsstelle Aufarbeitung und Prävention gehört, die Handreichung vor. „Gottesdienste und Andachten sind ein wichtiger Teil der innerkirchlichen und der darüber hinausgehenden Öffentlichkeit. Sie sind notwendige Orte des theologischen Nachdenkens und der betenden Anteilnahme und Solidarität“, sagt die Leiterin der Abteilung „Theologie und Ökumene“ im Landeskirchenamt, in der die Handreichung erstellt wurde.
Auftrag aus dem Aufarbeitungsprozess
„Die Handreichung ist ein Auftrag, der aus dem Aufarbeitungsprozess der lang vergessenen und verdrängten Geschichte der Gewalt im ehemaligen Schülerheim Martinstift in Moers hervorgeht“, erläutert Janssen. Dort sind vor etwa 70 Jahren Kinder und Jugendliche Opfer von schwerer körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt geworden. Die Erfahrungen der Schüler zwischen den Jahren 1953 und 1955 wurden in einer regionalen Studie aufgearbeitet und im März 2023 von rheinischer Kirche und Diakonie RWL vorgestellt. Aus der Auswertung der Studie sind anschließend Vorschläge für Maßnahmen zur weiteren Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt in der Kirche entstanden.
Handreichung soll weiterentwickelt werden
„Die jetzt vorliegende Handreichung ist ein erster, tastender Versuch, Material für Gottesdienste und Andachten zu sexualisierter Gewalt in der Kirche zur Verfügung zu stellen“, erklärt Vizepräses Pistorius. „Wir sind ungeübt, eine angemessene und hilfreiche Sprache für dieses Thema zu finden.“ Die Handreichung erscheint daher bewusst nur im digitalen Format, um sie weiterentwickeln zu können. Rückmeldungen, kritische Beobachtungen, Anregungen für Veränderungen und Erweiterungen sind erwünscht und können an die E-Mail-Adresse gottesdienst@ekir.de geschickt werden.