Zu Gast bei den Partnern auf Nias/ Indonesien

Seit vielen Jahren existiert im Kirchenkreis Gladbach-Neuss eine lebendige Partnerschaft mit der protestantischen Kirche auf Nias (Indonesien) Banua Niha Keriso Protestan (BNKP), die im 19. Jahrhundert aus der Arbeit der Rheinischen Missionsgesellschaft hervorging. Die überwiegende Mehrheit  der mehr als 900.000 Menschen auf Nias gehört dieser Kirche an. Zurzeit besuchen Superintendent Dietrich Denker, Assessor Ralf Laubert und Hannelene Volkers, die Vorsitzende des Ausschusses für außereuropäische Partnerschaften, Mission und Ökumene, die christlichen Gemeinden und Einrichtungenauf der indonesischen Insel, die etwa 125 Kilometer vor der Westküste Sumatras im Indischen Ozean liegt.

Mit Fotos und kurzen Impressionen lässt sich der Besuch hier nachverfolgen:

 

Superintendent Denker schreibt dazu:

„Eine Kirche im etwas entlegeneren Norden. Hier waren wir zu Gast. In der Gemeinde und zum Mittagessen in der Pfarrfamilie. Es kommt zu spannenden Begegnungen.“

Die Pfarrfamilie wohnt in einem Drei-Zimmer-Haus. Der Durchgang zum Ess- und Wohnzimmer ist der Arbeitsplatz des Pfarrers.

Es ist üblich, dass das Brautpaar am ersten Sonntag nach der Hochzeit in der Kirche den Segen empfängt. So geschah es auch am vergangenen Sonntag. Die festlich gekleidete Frau links ist die Braut.

Die Delegation vom Niederrhein reist nun weiter zur Hochschule Sundermann, der Partnerorganisation des Kirchenkreises. Dort werden die deutschen Gäste an der Vorlesung teilnehmen, mit den Studierenden in der Mensa essen und abends einen Videopodcast gestalten.

Die deutschen Gäste nahmen an einem Gottesdienst teil und wurden mit einem traditionellen Willkommenstanz begrüßt. Anschließend wurden Betelnüsse überreicht.

Superintendenten Dietrich Denker hielt in der Theologischen Hochschule der BNKP „SST Sundermann“ eine öffentliche Vorlesung zur Geschichte der Ämter und Strukturen der rheinischen Kirche sowie zu den Herausforderungen für die Zukunft in einem postchristlichen Deutschland. Es ging um den demografischen Wandel, den Regionalisierungsprozess, das Gebäudemanagement, den Klimawandel und die internationalen Partnerschaften des Kirchenkreises.

Am Nachmittag konnten die Gäste aus Deutschland mit Stipendiaten der Hochschule sprechen.  Superintendent Denker berichtet von spannenden Lebens- und Glaubensgeschichten. Für die jungen Frauen der Insel bietet die Theologische Hochschule die Möglichkeit zu studieren. „Ihre Familien würden sie nicht von der Insel lassen wollen“, schreibt Dietrich Denker. An der Hochschule können sie auch wohnen, wofür sie im Monat 58 Euro zahlen. Pro Semester kommen 109 Euro Studiengebühr hinzu. Im Rahmen der Partnerschaft unterstützt der Kirchenkreis 80 Studierende mit 25 Euro pro Semester. So können sie ihre Familien etwas entlasten.

Die protestantische Kirche auf Nias BNKP betreibt auch Projekte, mit denen sie Geld verdient;

eine Pilzproduktion, die auch geeignet  ist für Pastoren, die in den armen Gegenden mit „farming“ etwas zum eigenen Lebensunterhalt beitragen müssen. Eine Obst- und Traubenproduktion sowie ein Hotel gehören auch dazu.

Die Delegation besuchte diakonische Angebote der Partnerkirche BNKP, unter anderem  das einzige  Altenheim auf ganz Nias mit 13 Plätzen.

Anschließend waren die Besucher zum Abendessen zu Gast bei einem Zwei-Sterne-General im Ruhestand. Der Superintendent schreibt dazu: “ Der General war auf Jakarta stationiert und führt im Ruhestand jetzt hier zusammen mit seinem Sohn ein Restaurant. Er ist Mitglied der BKP. Das Restaurant liegt direkt am Hafen und bietet eine prächtige Aussicht.“

Ein Ausflug in die christliche Geschichte der Insel: Die heutige Kirche Jemaat Petrus Ombolata steht an der Stelle, an der bereits die erste christliche Kirche errichtet wurde, ist aber das dritte Gebäude an diesem Ort. Der zweite Kirchenbau wurde 2005 durch ein verheerendes Erdbeben zerstört.

Auf dem nahegelegenen Friedhof sind die Gräber der Missionarsfamilie Fries zu sehen.


Aus der ersten Predigerschule, die unten zu sehen ist, gingen 1934 die ersten dort ausgebildeten Pastoren hervor.

 

Am Nachmittag besuchten die deutschen Gäste die Kirchengemeinde Hosianna. Superintendent Denker schreibt dazu folgendes: „Die Kirchengemeinde liegt direkt am Meer und ist relativ reich. Hier werden in der Nachmittagsbetreuung an zwei Tage der Woche ca. 200 Kinder betreut. Sie lernen hier Basics in Sachen christlichen Glaubens und das, was bei uns im kirchlichen Unterricht gelernt wird. Die älteren Mädchen erhalten hier auch Sexualkunde. Die Kinder sind zw. 6 und 14 Jahren alt. “

 

Die Delegation vom Niederrhein beendet den Tag mit einem Abendessen im Freien mit den Pastoren der Region. „Eine halbe Stunde vorher hat es noch geregnet wie aus Kübeln“, schreibt Dietrich Denker, „aber das Food-Moped hat geöffnet und wir haben direkt aum Ufer gesessen und einen lebhaften Abend verbracht.“

 


Andere Länder, andere Weihnachtsbräuche. Die Besucher aus Deutschland konnten überrascht feststellen, dass die Weihnachtsfeierlichkeiten auf Nias auch im März noch nicht beendet sind. Superintendent Dietrich Denker schreibt:“ Jede Gemeinde will besonders schön feiern und es soll ein prominenter Gast kommen. Weil die Gäste aber nun nicht alle zur selben Zeit kommen können, werden die Weihnachtsgottesdienst bis weit ins erste Quartal hinein gefeiert. Und ein Weihnachtsbaum aus PET-Flaschen ist schon sehr ungewöhnlich.“

Am Abend haben die deutschen Gäste die Familien ihrer Begleiter zum Essen eingeladen. „Hierfür wurde ein besonders schöner Platz mit Aussicht gewählt. Interessant: Karaoke ist hier sehr beliebt. Auch an diesem Abend wurde nicht nur gegessen, sondern auch gesungen“, schreibt Denker. Es sei schön gewesen, zu sehen, wie sehr die Familien sich gefreut hätten.

Am Sonntag predigte Superintendent Denker in der Kirche von Gunungsitoli über Psalm 27.

Am Abend stand ein besonders festlicher Termin auf dem Programm:  die Herausgabe der Festschrift zum 60. Geburtstag von Pfarrer Doktor Tuhoni Telaumbanua, ein langes Fest mit vielen Grußworten, den Vertretern der anderen Kirchen auf Nias, Bürgermeister und Landräten. Ein Plakat aus Blüten verweist auf die Feier – solche Plakate werden auch für Hochzeiten gefertigt.

 

Bei solch besonderen Gelegenheiten wird traditionell Schweinekopf serviert, der oft auch in einer kleinen Zeremonie mit viel Gesang und lauten Rufen überreicht wird. Die VIPs bekommen als Delikatesse die Innereien.

Die drei Gäste vom Niederrhein Hannelene Volkers, Ralf Laubert und Dietrich Denker befinden sich jetzt auf der langen Rückreise nach Deutschland.

Oinke Hatefa, einer der Gastgeber, schreibt auf Facebook über den Besuch: „Heute sind sie nach Deutschland zurückgekehrt. Ein Besuch bei Nias bereichert ihr Verständnis der unterschiedlichen christlichen Spiritualität, die im Kontext von Nias lebt.“

 

  • 10.03.2025
  • Red
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