Im Rahmen seines Amtsantritts als amerikanischer Präsident hat sich Donald Trump mehrfach explizit auf den christlichen Glauben bezogen. Zugleich hat er es als übergriffig empfunden, als ihn Bischöfin Mariann Edgar Budde im Gottesdienst um Gnade für Menschen in Angst gebeten hat. Auch im Kontext der Bundestagswahl kommt es wiederholt zur Frage, wie politisch Kirche sein darf.
Dazu ein paar Orientierungshilfen.
1. Kirche darf nicht parteipolitisch sein.
Zu ihr gehören liberal, konservativ, sozial, ökologisch denkende Menschen. Das gehört zu einer Demokratie und zu der uns von Gott geschenkten Vielfalt. Wir sind alle „eins in Christus“ (Gal 3,28).
2. Kirche darf nicht nur, sie muss politisch sein – um des Evangeliums willen.
Weil Christus Herr unseres ganzen Lebens ist und kein Bereich davon ausgenommen sein darf (Barmen II). Als Menschen sind wir Gemeinschaftswesen, keine Inseln. Der Glaube betrifft alle Beziehungen.
3. Glaube ist persönlich, aber nicht privat.
Der jüdisch-christliche Glaube ist zutiefst sozial. Ob in der Schöpfung, im Auszug aus der Sklaverei, in den Zehn Geboten: Es geht immer um Segen und Heil für die Gemeinschaft, letztlich für alle.
4. Die Bibel zeugt von der Parteinahme Gottes für die Schwachen.
Die Propheten beziehen sozialkritisch klar Stellung, ebenso Jesus in der Bergpredigt oder im Gleichnis vom Weltgericht. Gott macht die Sache der Fremden, Armen, Entrechteten zu seiner eignen.
5. Als Kirche wissen wir es politisch nicht besser, wir bezeugen Gottes Wort.
Kirche und Staat sind klar zu unterscheiden. Wir sind dankbar für die Demokratie, in der wir leben.
Unsere Aufgabe ist es „an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten“ zu erinnern (Barmen V).
6. Als Kirche müssen wir protestieren, wo immer Menschenrechte verletzt werden.
Gott hat alle Menschen mit unverlierbarer Würde und Rechten geschaffen. Sie werden von Staaten nicht verliehen, sondern anerkannt oder gebrochen. Wo dies geschieht, muss Kirche ihre Stimme erheben.
7. Unser Gebet gilt allen.
Beten, Tun des Gerechten und Warten auf Gottes Reich – das ist zental für ein christliches Leben (D. Bonhoeffer). Unser Gebet gilt allen: den Armen um Schutz, den Mächtigen um ethische Orientierung, den Irrenden für Umkehr.
Das war nicht der Traum von Martin Luther King
Nein, das war nicht der Traum von Martin Luther King.
Es heißt nicht Frieden zu bringen, wenn man Gebiete anderer Länder militärisch bedroht.
Es heißt nicht zu vereinen, wenn Menschen aus Angst vor Rache präventiv begnadigt werden müssen.
Es ist nicht fromm, wenn man die Bibel dabei hat, aber nicht berührt, geschweige denn sich von ihrer Botschaft berühren zu lassen.
Es ist nicht christlich, wenn man den Namen Gottes im Munde führt, um sich selbst groß zu machen.
Es ist nicht im Geiste Jesu Christi, sich selbst in Superlativen zu rühmen und andere zu diffamieren.
Es ist nicht versöhnend, farbenblind für Rassismus zu sein und sexuelle Identitäten zu leugnen.
Es ist nicht sozial, Politik mit Milliardären für Milliardäre zu betreiben.
Es ist nicht der Beginn des goldenen Zeitalter, auf Kosten der Schöpfung zu leben.
Nein, das war nicht der Traum von Martin Luther King.
Theologische Impulse (156) von Präses Dr. Thorsten Latzel
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