Um des Verstorbenen willen: Weniger Hype, mehr Geist von Franziskus. Warum das Medienspektakel an der Sache vorbeigeht

Es ist schon paradox: Da stirbt Papst Franziskus – ein Mensch, dem Demut wichtig war. Der die Armen ins Zentrum rückte. Der bescheiden lebte, ebenso starb und so auch bestattet sein wollte. Und was geschieht? Die mediale Öffentlichkeit verfällt in ein einziges Spektakel um seine Person. Das alte Wort spectaculum trifft es für mich am besten: Es heißt Schauspiel, aber eben auch Krach, Lärm. Zu den seelsorglichen Grundaufgaben beim Tod eines Menschen gehört es, Raum für Trauer und Stille zu schaffen. Und Würde und Willen des Verstorbenen zu respektieren.

Nein, es trägt nicht zum Nachrichten-Wert bei, wenn in Tagesschau samt Sondersendung gefühlt die 37. Person interviewt wird und Reporter wortreich die Trauer zerreden. Symptomatisch ist das Bild einer betenden Ordensfrau auf dem Petersplatz. Als sie mitbekommt, sie wird gefilmt, stößt sie der Schwester neben sich in die Seite: „Schau, die Kamera!

Nein, es wäre nicht im Sinne von Franziskus gewesen, dass in den Haupt-Nachrichten tagelang nur über seine Bestattung berichtet wird. Nichts von der humanitären Katastrophe im Sudan, nichts vom Bürgerkrieg im Kongo, nichts von der Not der Menschen in der Ukraine, im Gazastreifen, in Syrien, auf Haiti, den über 120 Millionen weltweit auf der Flucht, dem Bürgerkrieg in Äthiopien, den Erdbebenopfern in Myanmar. Da war noch was.

Auch das Konklave hat gerade seinen Sinn und sein Ziel darin, ungestört von der Welt draußen beten, beraten und entscheiden zu können. Was für eine kluge, achtenswerte Idee! Auch das sollten wir vielleicht einfach einmal akzeptieren. Es ist Aufgabe der Kardinäle, dies zu tun. Und unsere katholischen Geschwister werden das mit Sicherheit gut machen. Dazu braucht es keine Ratschläge, Kaffeesatz-Leserei oder Spekulationen von außen. Spekulation und Spektakel sind mediale Zwillinge. Wir wissen schlicht nicht, was hinter den Türen geschieht. Einfach mal aushalten.

Statt medial hohlzudrehen – wie wäre es stattdessen, an Worte des Verstorbenen zu erinnern? Da gibt es vieles, für das auch ich als Protestant tief dankbar bin. Etwa seine Gedanken zur Demut, geäußert bei einer Generalaudienz im vergangenen Jahr: „Demut ist alles.“ „Das Fundament des christlichen Lebens“. „Sie ist der große Gegenspieler des tödlichsten aller Laster, d.h. des Hochmuts. Während Stolz und Hochmut das menschliche Herz aufblähen und uns größer erscheinen lassen, als wir sind, rückt die Demut alles wieder ins rechte Licht: Wir sind wunderbare, aber begrenzte Geschöpfe mit Tugenden und Schwächen.“ Und der einfache geistliche Ratschlag des verstorbenen Papstes, um dem „Dämon des Hochmuts“ zu entfliehen? Den Sternenhimmel betrachten. Das rücke alles wieder in das rechte Maß. So, wie es der Beter in Psalm 8 beschreibt: „Wenn ich seh‘ die Himmel, deiner Hände Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du sich seiner annimmst?“ Danke, Franziskus! Du warst für mich ein ermutigender Zeuge des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Ruhe in Frieden bei Gott.

 


Theologische Impulse (165) von Präses Dr. Thorsten Latzel

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Als Buch: www.bod.de

  • 25.04.2025
  • Thorsten Latzel
  • Red