Seelsorgerlich Kirche sein und die Menschen erreichen

Um seelsorgerlich Kirche zu sein und den Menschen in ihren Lebenslagen das Evangelium näher zu bringen, gehen die Protestanten im Hunsrück und an der Mosel ganz neue Wege. Auf der Kreissynode des Kirchenkreises Simmern-Trarbach, die in Mörschbach tagte, wurden dazu nun entsprechende Grundsatzbeschlüsse gefasst und die Vorgaben der Kreissynode 2023 umgesetzt.

„Es geht darum, dass wir Menschen erreichen und wir ihnen die Perspektiven des Evangeliums vermitteln wollen“, machte Superintendent Markus Risch in Mörschbach klar. Der Kirchenkreis befinde sich in einem massiven Veränderungsprozess, die Ressourcen würden knapper, die Mitgliederzahlen seien rückläufig, die Finanzmittel seien begrenzt. „Doch davon dürfen wir uns nicht entmutigen lassen. Gott ist in unserer Schwachheit mächtig. Und wenn wir die Menschen erreichen wollen, dann müssen wir unsere Ressourcen gezielt einsetzen“, unterstrich der Superintendent.

Und das soll im Kirchenkreis Simmern-Trarbach geschehen. So sollen die Strukturen deutlich verschlankt und die Zahl der Gremien reduziert werden. Dazu gehört auch eine Konzentration auf bestimmte Bereiche. „Es wird eine begrenzte Anzahl von Schwerpunktaufgaben geben, wir werden nicht mehr alles tun können“, ist Markus Risch überzeugt. Und nicht nur der Kirchenkreis, auch die Gemeinden sollen hier Schwerpunkte entwickeln. „Die Kirche vor Ort ist und bleibt verschiedenartig, das macht auch die Stärke von Kirche aus“, gab der Superintendent zu bedenken. Und der Kirchenkreis übernehme dann Aufgaben, die eine Gemeinde nicht allein machen kann, fügte er hinzu.

Die evangelische Kirche im Hunsrück und an der Mosel wird sich dabei auch in ihren Strukturen deutlich verändern. Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch die Gemeindepädagogik und die Kirchenmusik sind künftig beim Kirchenkreis angestellt, vor Ort bilden sie multiprofessionelle Teams, die zwar in den Gemeinden angesiedelt, aber dennoch auch überregional tätig sein werden. Zur Entlastung bei der Verwaltung und der Gremienarbeit wird es ein Gemeindemanagement geben, um Jugendliche zu erreichen, aber deren Ideen auch in die kirchliche Arbeit zu integrieren, soll es zudem eine Jugendkirche mit eigener Jugendsynode geben. Und die Zahl der synodalen Ausschüsse und Beauftragungen wird deutlich reduziert.

„Uns ist durchaus klar, dass wir hier die bisherigen Strukturen auf den Kopf stellen und dass wir etwas ganz Neues wagen, was es so auch in anderen Kirchenkreisen im Rheinland bisher nicht gibt“, hob Superintendent Markus Risch hervor. Daher wird auch Christoph Pistorius, der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, der an der Synode in Mörschbach teilnahm, diesen Transformationsprozess mit Interesse verfolgt haben. „Es ist wichtig, dass Kirche wahrnehmbar und erkennbar bleibt und wird. Für die Hoffnung, für die wir stehen“, machte er auf der Kreissynode deutlich.

„Viele Ideen, die wir hier entwickelt haben, sind eigentlich schon sehr alt, sie stehen bereits in der Bibel. Wir wollen daher ein Stück weit die Gemeinde neu alt denken“, so Superintendent Markus Risch. Unterstützt wurde er darin von Dr. Klaus Douglass, dem Direktor der Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) der EKD, der in Mörschbach für biblische Impulse für zukunftsfähige Gemeinden sorgte.

„Das Christentum ist eine Gemeinschaftsreligion. Und der Auftrag der christlichen Gemeinde ist es, Menschen spirituell miteinander zu vernetzen“, betonte der Theologe auf der Kreissynode. Gemeinde sei dazu da, dass Menschen zum Glauben kämen und dass ihr Glaube wachse und Früchte trage. „Das passiert nicht von allein, dafür braucht es eine geistliche Gemeinschaft und auch eine Strategie“, machte Klaus Douglass deutlich.

Kirche müsse sich daher auf ihre Hauptsache fokussieren, mit Gemeinden, die im Großen wie im Kleinen wirken würden, nannte er als Konsequenzen daraus. Teamarbeit sei wichtig, aus Leitung müsse Anleitung werden mit einer Vielfalt von Formen. „Und der Kirchenkreis Simmern-Trarbach ist hier durchaus ein Vorbild, was Teambildung und was entsprechende Strukturen angeht“, lobte er in der Kreissynode in Mörschbach.

Neben den zwölf neuen Synodalbeauftragungen wurden auf der Kreissynode vor allem die Abgeordneten des Kirchenkreises für die Landessynode gewählt. Neben Superintendent Markus Risch, der qua Amt der Landessynode angehört, wurde die Büchenbeurener Pfarrerin Sandra Menzel zur theologischen Abgeordneten sowie Karina Krämer (Simmern) und Philipp Gauch (Bingen) zu nichttheologischen Abgeordneten des Kirchenkreises gewählt. Stellvertretende theologische Abgeordnete wurden Pfarrerin Kirsten Arnswald (Becherbach) und der Zeller Pfarrer Thomas Werner, stellvertretende nichttheologische Abgeordnete wurden Dr. Katrin Behnisch-Thomas (Rheinböllen) und Gabriele Kothe (Unzenberg). Die neuen Ausschüsse werden auf der Herbstsynode im November gewählt.

  • 29.06.2024
  • Dieter Junker