In naher Zukunft noch weniger Gemeindemitglieder und noch weniger Finanzmittel. Genau deshalb hat die Duisburger Synode, das höchste Gremium des Evangelischen Kirchenkreises, bei seiner Tagung am letzten Wochenende zahlreiche Prüfaufträge erteilt, die ausloten, wie dem kreiskirchlichen Defizit von 800.000 Euro begegnet werden soll. Diese Summe wird schon in fünf Jahren bei den gemeindeübergreifenden Aufgaben fehlen; deshalb sollen die jetzt präsentierten Vorschläge bis zur Herbstsynode geprüft, weiter ausgearbeitet und ggf. geeignete Zeitpläne für die Umsetzung erstellt werden. Im November soll das Kirchenparlament konkrete Entscheidungen treffen.
Zu dem Paket an Maßnahmen gehören mögliche Fusionsgespräche mit dem Dinslakener Nachbarkirchenkreis, eine einheitliche Trägerschaft der Kitas im Kirchenkreis, eine Reduktion der Gemeindepfarrstellen und der Übergang des Bildungswerkes und der Beratungsstelle in diakonische Trägerschaft.
Die Vorschläge hatte eine Arbeitsgruppe aus Engagierten der elf Gemeinden sowie weiteren Mitgliedern erarbeitet. Grundlage dafür waren die Ergebnisse eines umfangreichen Beteiligungs- und Umfrageprozesses in Einrichtungen, Gemeinden und Ausschüssen, der die Leitfrage verfolgte, wie dem kreiskirchlichen Defizit begegnet werden soll. Der gesamte Prozess steht unter der bezeichnenden Überschrift „Wirken mit Weniger“.
Mit großer Aufmerksamkeit hörten die Synodalen das Grußwort von Marco Gasse, Betriebsratsvorsitzender vom Hüttenwerk Krupp Mannesmann (HKM). Das zweitgrößte Hüttenwerk in Deutschland hat eine über 100jährigen Geschichte und ist mit 3000 Beschäftigten der größte Ausbildungsbetrieb im Duisburger Süden. Marco Gasse hob dabei hervor, dass sich das HKM dem sog. „grünen Stahl“ verpflichtet habe und man den Transformationsprozess vor der Corona-Pandemie gut angestoßen habe. Im Blick auf die gegenwärtige Situation des HKM in Duisburg machte Marco Gasse deutlich, dass seit der Pandemie der Absatzmarkt schwächele und das Vertrauen in die Wirtschaft gesunken. Problematisch sei auch, dass die hiesigen Standorte seien im Vergleich zu denen in China und Russland zu teuer seine. Man befände sich in einem zugespitzten Preiskampf. So habe Thyssen-Krupp den Vertrag mit der HKM gekündigt und die Beschäftigten sähen mit großer Sorge in die Zukunft. Der Betriebsratsvorsitzende weist darauf hin, dass der Wohlstand durch die Industrie käme. Bliebe dieser hinter den Erwartungen zurück, so sei dies ein Nährboden für den rechten Rand. Es sei wichtig, dass Gewerkschaften, Kirchengemeinden und die Zivilgesellschaft gegen diesen zusammenhalte und die Demokratie fördere. Marco Gasse bat um Unterstützung, wenn das HKM und Thyssen Krupp zu Aktionen aufrufe.
Die Synodalen – die gewählten Vertreterinnen und Vertreter aus den Gemeinden und berufene Mitglieder – verabschiedeten auf der Tagung zudem eine Stellungnahme zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur aktuellen Migrationsdebatte. Ihr Tenor: Entschieden gegen jede Form von Ausgrenzung und – in Anlehnung an die Worte von Johannes Rau – „ohne Angst verschieden sein“. Die Stellungnahme bezieht eine klare Position aus christlicher Perspektive: Die gesellschaftliche Entwicklung hin zu wachsender Ungleichheit und politischer Verhärtung werde mit Sorge beobachtet. So kritisiert die Synode in der Stellungnahme, dass Migration oft als Sündenbock für strukturelle Versäumnisse in Bildung, Wohnungsbau und Sozialpolitik herhalten müsse. Gleichzeitig warnt sie vor der zunehmenden Einflussnahme rechter, menschenfeindlicher Kräfte und der Aushöhlung demokratischer Werte. Deshalb wollen sich die Gemeinden für Vielfalt, Menschenrechte und Demokratie einsetzen. Der Wortlaut der Stellungnahme ist hier nachzulesen.
Stichwort Kreissynode:
Die Kreissynode leitet den Kirchenkreis. Sie ist vergleichbar mit dem Parlament auf politischer Ebene. Die Kreissynode setzt sich zusammen aus Pfarrerinnen und Pfarrer, gewählten Presbyterinnen und Presbyter, die von den einzelnen Kirchengemeinden als Delegierte entsandt werden, sowie berufenen Mitgliedern. Laut Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland dürfen Theologen in einer Kreissynode nicht in der Mehrzahl sein. Die Kreissynode trifft sich in der Regel zweimal im Jahr und tagt ein oder zwei Tage.
Infos zum Evangelischen Kirchenkreis Duisburg, den Gemeinden und Einrichtungen gibt es im Netz unter www.kirche-duisburg.de.
Das Bild wurde bei der Synoden-Tagung am 14. Juni 2025 aufgenommen, Foto: Christina Schubert