Eine neue Bibel für alle Kinder

Die erste diversitätssensible Kinderbibel will mit einer neuen Darstellung biblischer Figuren alten Klischees entgegentreten. „Wir wollten eine Bibel machen, in der sich auch Kinder of Color und mit internationaler Familiengeschichte wiederfinden“, sagt Sarah Vecera, die Initiatorin des Projekts. Das Buch, das von der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal konzipiert wurde, erscheint am Montag, 13. März 2023, unter dem Titel „Alle Kinder Bibel“.

Die Idee zu dem Buch sei im Gespräch mit ihrer damals vierjährigen Tochter entstanden, sagt Vecera. „Sie stellte sich Gott als alten weißen Mann vor“, berichtet die VEM-Koordinatorin für Globales Lernen. Tatsächlich würden in Kinderbibeln biblische Figuren in der Regel mitteleuropäisch dargestellt, obwohl sie im heutigen Nahen Osten lebten und damit dunkelhäutige Menschen gewesen seien.

Sarah Vecera
Sarah Vecera (Foto: ekir.de)

Probleme bei Darstellung biblischer Figuren

Als eine Arbeitsgruppe unter der Leitung der VEM zahlreiche Kinderbibeln gesichtet habe, seien noch weitere Probleme in der Darstellung biblischer Figuren deutlich geworden. So werde etwa Gott stets als männlich gedacht, Kinder selbst kämen wenig zu Wort und Menschen mit Behinderung tauchten nur im Zusammenhang von Heilungsgeschehen auf. „Zudem wird Jesus im Gegensatz zu seinen Jüngern explizit nicht-jüdisch dargestellt“, sagt sie.

Bibel will neue Perspektiven ermöglichen

Die neue Kinderbibel wolle Kindern auf visueller und sprachlicher Ebene eine neue Perspektive auf Jesus und das biblische Geschehen ermöglichen, erklärt Vecera. „Bei der Illustration war uns wichtig, die Menschen nicht mitteleuropäisch darzustellen, weil die Menschen an den biblischen Schauplätzen auch nicht so aussahen.“ Die Figuren in der Kinderbibel sind folglich überwiegend dunkelhäutig. Darüber hinaus würden bewusst Menschen mit unterschiedlichen Körperformen sowie mit und ohne Behinderungen dargestellt. Außerdem seien Kinder in den Illustrationen sehr präsent, auch in der Nähe zu Jesus.

Cover der Alle Kinder Bibel

„Wollten deutlich machen, dass Gott weder Mann noch Frau ist“

Zudem wurden Schlüsselwörter in zahlreichen Sprachen in die Illustration einbezogen. So sollten sich auch Kinder angesprochen fühlen, die mehrsprachig aufwachsen, erklärt Vecera. Zugleich bemühe sich die Kinderbibel um eine gendergerechte Sprache. So werde auch für Gott eine gegenderte Form verwendet. „Wir wollten deutlich machen, dass Gott weder Mann noch Frau ist.“ Auch sei Wert darauf gelegt worden, biblische Frauenfiguren sichtbar zu machen, die oft übersehen oder vergessen würden, erklärt Vecera. Nicht zuletzt sei den Initiatoren der Kinderbibel die Darstellung der jüdischen Wurzeln des Christentums wichtig gewesen.

Auch Menschen aus Afrika und Asien beteiligt

An der zweijährigen Arbeit an der Kinderbibel seien Vertreterinnen und Vertrter der Evangelischen Kirchen von Westfalen und im Rheinland, von Kita-Verbänden und Universitäten beteiligt gewesen, sagt Vecera. Darunter seien auch Kolleginnen und Kollegen aus Afrika und Asien gewesen. „Uns war wichtig, dass Menschen beteiligt waren, die einen Blick aus dem globalen Süden mitbringen.“ Verfasst wurde die Kinderbibel im Auftrag der VEM von der Autorin Andrea Karimé. Die Illustrationen stammen von Anna Lisicki-Hehn.

Book-Launch am 21. März in Wuppertal

Der Book-Launch der „Alle Kinder Bibel“ ist am 21. März um 18 Uhr in der evangelischen CityKirche in Wuppertal-Elberfeld, Kirchplatz 2, mit Lesung, Diskussion und anschließendem Empfang. Eine Anmeldung zum Booklaunch ist hier möglich. Die „Alle Kinder Bibel“ kann hier bestellt werden.

Plakat: Der Book-Launch der „Alle Kinder Bibel“ ist am 21. März um 18 Uhr in der evangelischen CityKirche in Wuppertal-Elberfeld, Kirchplatz 2, mit Lesung, Diskussion und anschließendem Empfang.

 

  • 09.03.2023
  • epd/Claudia Rometsch