Das war der Tag rheinischer Presbyterien

837 Anmeldungen aus allen 37 Kirchenkreisen der rheinischen Kirche, 66 Workshops und virtuelle Pausenräume mit bis zu 110 Teilnehmenden: Der erste rein digitale Tag rheinischer Presbyterien ist am 13. März auf sehr großes Interesse gestoßen. Wer die öffentlichen Livestreams von Gottesdienst, Begrüßung, Hauptvortrag, Kabarett und Podiumsdiskussion verpasst hat, findet die Videos zum Nachschauen weiter auf der Internetseite des Presbyteriumstages. An mehreren Stellen zeigte sich im Tagesverlauf, dass auch die Kirche Aufarbeitungsbedarf beim Thema Rassismus hat.

Mit der Anmeldezahl übertraf der Tag rheinischer Presbyterien die Resonanz auf die vorherige Präsenzveranstaltung 2017 in Hilden (475 Teilnehmende) bei Weitem. Am stärksten vertreten war die Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen. Auch die Pfarrerinnen und Pfarrer waren diesmal ausdrücklich eingeladen; mehr als Hundert von ihnen besuchten die angebotenen Workshops.

Fünf Thesen zur künftigen Rolle des Ehrenamts

Der Hauptvortrag „Kann Kirche Ehrenamt?“ von EKD-Oberkirchenrätin i. R. Cornelia Coenen-Marx befasste sich mit fünf Thesen:
1) Kirche wird wieder „Ehrenamtskirche“.
2) Kirche wird anders sein – und auch Ehrenamt wird anders sein, wenn wir aus dem Lockdown herauskommen.
3) Ehrenamt organisiert sich zunehmend selbst – auch im Netz.
4) Wo Vertrauen wächst, reden Menschen auch über Glauben und Lebenssinn.
5) „Vereinsmeier“ sind wir nicht. Aber wir können von Vereinen lernen.

Wunsch nach mehr Austausch

Das Bedürfnis nach Austausch und Diskussion wurde an vielen Stellen deutlich. Bedauert wurde mehrfach, dass es es jenseits der Workshops in den öffentlichen Beiträgen keine Kommentarmöglichkeiten gab. Eine der Ideen, die in den stark besuchten virtuellen Pausenräumen entstand und weiterverfolgt werden soll:  eine Art digitales Forum, in dem sich erfahrene und neue Presbyterinnen und Presbyter gemeindeübergreifend mehrfach im Jahr per Videokonferenz austauschen können.

Diskussion über die Zukunft der Kirche

In der abschließenden Podiumsdiskussion ging es um die Frage: „Wie sieht die Zukunft der Kirche aus?“ Vier Zitate der Teilnehmenden:

„Für die Ehrenamtlichen wünsche ich mir an vielen Stellen einen Vertrauensvorschuss, der Mut bringt, Fehler zu machen und zu scheitern, aber auch wieder sagen zu können: Dann probieren wir es eben anders.“
(Bente Lettmann, Presbyterin aus Solingen)

„Veränderung ist keine Entscheidung, Veränderung geschieht. Wir haben nur die Entscheidung zu versuchen, diese Veränderung zu gestalten.“
(Cornelia vom Stein, Leiterin des Zentrums Gemeinde und Kirchenentwicklung)

„Wir müssen mit den vielen zivilgesellschaftlichen Akteuren, die die Kirchengemeinden vor Ort erleben, überlegen, wie wir das Ehrenamt so gestalten, dass wir uns nicht gegenseitig die Butter vom Brot nehmen, sondern uns fit machen für die Zukunft.“
(Arnd Henze, Journalist)

„Im Weigle-Haus in Essen sind wir eine internationale Gemeinde mit vielen jungen Erwachsenen. Das ist bereichernd für alle Beteiligten und zukunftsweisend, weil diese Art von Gemeinschaften auch attraktiv für neue Leute ist.“
(Sarah Vecera, Vereinte Evangelische Mission)

Versäumnisse bei der Befassung mit Rassismus

Struktureller Rassismus macht nicht vor Kirchentüren halt.  Das geschieht zumeist ohne Absicht, ist aber trotzdem wirksam. Um den eigenen rassistisch geprägten Denkmustern auf die Spur kommen, sind in Kirche und Gemeinden Diskussionen in geschützten Räumen notwendig. Bei der Organisation des Tages rheinischer Presbyterien wurde das Thema der antirassistischen Selbstreflexion an mehreren Stellen aufgegriffen, aber der Aspekt des Schutzes unterschätzt. Das hat dazu geführt, dass in verschiedenen Situationen rassistische Aussagen unwidersprochen blieben. Die Landeskirche übernimmt die Verantwortung dafür.

Um künftig strukturellem Rassismus entgegenzutreten, sollen Lernräume geschaffen werden, um Diskriminierungsformen zu entlarven und Menschen sensibel und sprachfähig im Angesicht von Rassismus zu machen. Das geschieht schon jetzt und auch in Zukunft in Kooperation mit Einrichtungen wie der Vereinten Evangelischen Mission, dem Rheinischen Dienst für Internationale Oekumene (früher Gemeindedienst für Mission und Ökumene) und dem Zentrum Gemeinde und Kirchenentwicklung.

  • 15.3.2021
  • Ekkehard Rüger
  • Red