Gut gerüstet zur Taufe gehen

Taufseminar

Auch selbstgestaltete Taufkerzen gehören bei vielen Taufen dazu.

Es sind festliche Momente. Die ganze Familie ist gekommen, um den Tag gemeinsam zu feiern. Die Gemeinde verfolgt das Geschehen. Und Eltern und Paten stehen am Taufstein, voller Emotionen und den Blick auf den Täufling gerichtet. Dann fragt der Pfarrer, ob Eltern und Paten versprechen wollen, ihr Kind im christlichen Glauben zu erziehen.

Vier Mal im Jahr
Christian Lerch, Pfarrer der Luther-Kirchengemeinde, sowie seine Kollegin Michaela Röhr und sein Kollege Christian Menge blicken am Taufstein in diesem Moment meist in wissende Augen. Denn die Luther-Kirchengemeinde bereitet Eltern und Paten auf den Augenblick vor, in dem sie ihnen dieses Versprechen abnimmt. Vier Mal im Jahr lädt die Gemeinde Eltern und Paten zu Taufseminaren ein. Die zwei Termine, die jeweils rund 90 Minuten dauern und im Laufe einer Woche stattfinden, sind verpflichtend für mindestens ein Elternteil der Tauffamilien. Paten sind herzlich willkommen. „Die Resonanz ist bisher richtig gut“, freut sich Pfarrer Christian Lerch. Am Anfang hätten er und seine Kollegen sich Sorgen gemacht, dass Eltern die beiden Termine als Belastung empfinden würden. „Aber wir haben das Gefühl, die Familien freuen sich“, sagt Lerch.

Möglichkeit zum Gespräch über die Taufe
Und die Gemeinde empfindet diese Einladung als Ehrensache. „Wir nehmen Eltern und Paten bei der Taufe ein Versprechen ab“, sagt Lerch, „darum ist es unsere Pflicht, sie darauf vorzubereiten. Wir müssen da als Gemeinde liefern.“ Das Taufseminar der Luther-Kirchengemeinde geht weit über die Möglichkeiten des Taufgesprächs – das trotzdem stattfindet – hinaus. „Es gibt viel Organisatorisches abzusprechen. Gleichzeitig stecken in so einer Taufe so viele verschiedene Gedanken und Erwartungen, dass wir das Seminar ganz bewusst nutzen möchten, um mit den Familien darüber ins Gespräch zu kommen“, erklärt der Pfarrer.

Tipps für den Glauben im Alltag
Mit dem Taufseminar sollen Familien auch die Gelegenheit bekommen, einen Bezug zur Gemeinde aufzubauen. Vor allem aber geht es darum, Berührungsängsten und Unsicherheiten zu begegnen. „Wir haben Zeit für Gespräche mit Tiefe“, sagt Lerch. Dialog statt Vortrag lautet das Motto. Eltern können erzählen, was ihnen wichtig ist an der Taufe. Und das Pfarrteam fragt nach eigenen Glaubenserlebnissen. Oft seien Eltern dann erstmal zurückhaltend, weil sie meist gar nicht ahnen, wie viele Erfahrungen sie selber mitbringen. „Menschen haben oft Glaubensgeschichten und Ressourcen, an die wir sie erinnern wollen“, sagt Lerch. Dann kommen Gastgeber und Gäste auch auf eigene religiöse Rituale aus der Kindheit zu sprechen: Gebete vor dem Einschlafen, das Lesen der Kinderbibel oder Spiele im kirchlichen Kindergarten. Und schon sind die Pfarrerinnen und Pfarrer und die Eltern mitten im Gespräch über das, was christliche Erziehung im Alltag bedeuten kann. „Katechismus oder Entdeckungsreise?“, fragt Lerch und lacht. Für die Entdeckungsreise mit ihren Kindern gibt die Luther-Kirchengemeinde Familien auch Tipps – von der geeigneten Kinderbibel über Gebetswürfel auf dem Essenstisch bis zum jährlichen Feiern des Tauftags.

Familien im Gespräch
Und schließlich sprechen Pfarrer und Familien auch gemeinsam über den Festtag. „Es ist schön zu sehen, wie dann meistens eine ganz eigene Dynamik in der Gruppe entsteht“, sagt Lerch. Oft hätten Eltern ähnliche Sorgen, manchmal könnten sie voneinander profitieren. Beim Taufseminar kommen sie miteinander ins Gespräch – und werden für den großen Tag und ihr wichtiges Versprechen gerüstet.

  • 4.3.2020
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