„111 Kölner Kirchen“: Kirchen, Kunst und Kurioses

Das Buch „111 Kölner Kirchen, die man gesehen haben muss“ finden Interessierte in den gängigen Bücherportalen als Reiseführer. Aber keinen Führer durch die „Heiligkeit“ der Stadt Köln und auch keine kulturhistorische oder theologische Abhandlung, sondern eine subjektive Auswahl, verspricht Autorin Monika Schmitz im Vorwort der Neuerscheinung. Und so zeigt sie „skurrile Schätze, überraschende Kunst, ungewöhnliche Umwidmungen, himmlische Historie und mystische Anekdoten“.

Fotografin Britta Schmitz hat die meisten der sakralen oder auch ehemals sakralen Gebäude ins Bild gebracht. Dabei folgt sie dem Prinzip der bunten Vielfalt. Mal sind Details wie der besondere Türknauf, kleine Putten oder Wegweiser zu sehen, mal Kirchenfenster und große Kunst oder auch Mauern und Außenansichten. Die Betrachterin oder der Betrachter kann dann beim eigenen Rundgang eben dies, aber auch mehr und anderes entdecken.

Die Antoniterkirche und „Der Schwebende“

In der Antoniterkirche in Köln konnten Protestantinnen und Protestanten zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Stadt am Rhein erstmals öffentlich Gottesdienste feiern. Sie darf bei den 111 Kirchen nicht fehlen. Herausragendes Kunstwerk in der Kirche ist „Der Schwebende“ von Ernst Barlach. Der bronzene Engel hängt in der Kirche als Mahnmal für zwei Weltkriege.

„Der Schwebende“ von Ernst Barlach in der Kölner Antoniterkirche.

Kurioses am Kölner Dom

Ein Buch über Kölner Kirchen ohne Dom? Das geht nicht. Da ist dann Platz für das Kuriose. „Kreative Denkmalpflege“ verewigte im vorigen Jahrhundert so manche Prominenz an der Fassade des Kölner Wahrzeichens. Dazu gehören Staatsmänner wie John F. Kennedy, Nikita Chruschtschow und Charles de Gaulle. Aber auch Kölner Originale sind zu finden, wie die Boxlegende Peter Müller, ein Dreigestirn, Spieler des FC Köln – und das Maskottchen des Vereins: Geißbock Hennes.

Auch Papst Franziskus schaut vom Kölner Dom herunter.

Eine Sandkapelle als „Kirchenschatz“

Erzählt wird auch die Geschichte der Sandkapelle. Sie gehört zur Evangelischen Studierendengemeinde an der Bachemer Straße in Köln. Einen Andachtsraum verwandelte man dort vor 20 Jahren mithilfe von Sand in einen neuen Ort der Spiritualität. Inzwischen gab es schon eine Sanierung, denn beim Sand heißt es, den richtigen zu wählen. Sonst droht Staubbelastung. Der „evangelische Kirchenschatz“ ist für Monika Schmitz „ein Ort, der sofort andächtig werden lässt“.

Andachtsraum mit Sandboden.

Synagogen, Moscheen und Tempel

 Der Begriff der „111 Kölner Kirchen“ kann in die Irre führen, denn auch Synagogen, Moscheen und Tempel gehören dazu. Die „Kultur Synagoge Stommeln“ im Kölner Umland steht für große Kunstprojekte. Seit Ende 1970er Jahre werden dort Künstlerinnen und Künstler kreativ und erinnern an den Holocaust.

Vom Bethaus zum Ort der Kunst: Die „Kultur Synagoge Stommeln“ in Pulheim. Foto: Monika Schmitz

Das Buch ist in einer langen Reihe ähnlicher Publikationen beim Emons-Verlag erschienen. Regional werden jeweils Orte, Menschen, Weine oder hier Kirchen vorgestellt. Tipps zu jedem Gebäude weiten den Blick ebenso für das Umfeld. Wer sich auf die Pfade der „111 Kölner Kirchen“ begibt, kann ganz Unterschiedliches entdecken und erleben. Es geht um Tradition und Wandel, Spiritualität und Alltag. Texte und Bilder verschaffen in einem gelungenen Band viele Kölner Einblicke.

Monika Schmitz, Britta Schmitz: 111 Kölner Kirchen, die man gesehen haben muss, Emons-Verlag 2020,  240 Seiten, 16,95 Euro

  • 1.12.2020
  • Ralf Thomas Müller
  • Britta Schmitz