Lass uns reden

Kirchenkreis An der Ruhr

Michaela Langfeld, Seniorenarbeit, Evangelische Kirchengemeinde Speldorf

Wir haben uns Dinge einfallen lassen, wie wir aktiv auf die die Senioren zugehen können – und dabei haben wir in der Gemeinde untereinander Hand in Hand gearbeitet. Gemeinsam mit dem Jugendleiter und dem Kirchenmusiker habe ich das „Sommerfest in der Tüte“ gepackt, wir haben Zäune mit geistlichen Impulsen zum Mitnehmen gestaltet oder zum Reden bei Spaziergängen eingeladen. Es ist gerad ein der Pandemie wichtig, aktiv auf die Menschen zuzugehen. Worte wie „Kontaktbeschränkung“ und „Ausgangssperre“ haben allein schon eine Wirkung, weil sie in aller Munde sind. Die Senioren wollen ja gar nicht nach 22 Uhr spazieren gehen, aber sie fühlen sich durch die Stimmung bedrückt, die so transportiert wird. Vielen fehlt auch oft einfach das Nebeneinander-Da-Sein bei gemeinsamen Treffen, ohne dass gleich persönliche Probleme angesprochen werden. Unsere Angebote sind ja auch willkommen, weil sie eine Abwechslung und Ablenkung bieten.
-> https://www.ev-kirche-speldorf.de/

 

Volker Rohse, Diplom-Psychologe, Leiter Ev. Beratungsstelle für Erziehungs-, Ehe- und Lebensfragen

Ich habe großen Respekt vor den Leistungen der Familien in der Pandemie. Viele erleben ein Gefühl von „es wird eng bei uns“, weil sie nicht mehr rauskommen. Kindern fehlt ganz besonders die Tagesstruktur, die sonst die Schule vorgibt, ihnen fehlt die Bewegung und der Kontakt zu anderen Kindern. Doch es gibt auch gute Erfahrungen: Einige Familien berichten, dass sie in der Zeit der Pandemie stärker zusammen gewachsen sind. Mütter und Väter, die es schaffen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, vielleicht um mal eine Runde joggen zu gehen, erzählen, dass ihnen das hilft, sich hinterher wieder mehr auf die Familie einzulassen und etwas entspannter in den Alltag zu gehen.
-> https://www.kirche-muelheim.de/handeln/beratungsstelle-62.php

 

Olaf Meier, Dipl.-Theologe,  Dipl.-Psychologe, Leiter der Ökumenischen TelefonSeelsorge Duisburg-Mülheim-Oberhausen

Wir haben rund zehn Prozent mehr Gespräche in der Telefonseelsorge seit der Coronapandemie. Täglich sind es etwa 45 bis 50 Anrufende, oft sprechen wir über eine halbe Stunde miteinander. Zu Beginn der Coronazeit ging es zum Beispiel um Fragen wie „Ich bin positiv – und was jetzt?“ Das hat sich mit der zeit gewandelt. Jetzt fragen uns die Anrufer*innen eher, wie sie an eine Impfung kommen. Einsamkeit ist nach wie vor ein großes Thema. Das war schon vor Corona so. Da gibt es einige Menschen, die bereits „gut trainiert“ darin sind, mit ihrer Einsamkeit umzugehen. Für andere ist das jetzt aber neu, die haben sehr stark das Gefühl, dass ihnen jetzt die Decke auf den Kopf fällt. Auch für die sind wir natürlich da. In Gesprächen versuchen wir dann, kleine Lichtblicke und Resilienzpunkte zu finden. Bei der Telefonseelsorge arbeiten wir mit zwei hauptamtlichen und rund 130 ehrenamtlichen Seelsorger*innen. Wir waren uns auch Selsorger*innen untereinander, ganz besonders in der letzten Zeit. Und für die Ehrenamtlichen war es schön zu merken, „mein Dienst wird gebraucht, es ist ein sinnvoller Einsatz“.
-> http://www.telefonseelsorge-muelheim.de/

 

Klaudia Schmalenbach, Krankenhausseelsorgerin am Ev. Krankenhaus Mülheim

Bei uns im evangelischen Krankenhaus ist die Evangelische Krankenhaushilfe (EKH) die ganze Pandemie-Zeit über im Dienst geblieben. Aber auch wir mussten völlig flexibel sein und unsere Arbeit neu aufstellen. Zunächst sind aus Infektionsschutzgründen alle Teammitglieder Ü60 zu Hause geblieben. Dafür sind neue hinzugekommen: Studierende oder Menschen, die wegen Corona nicht wie gewohnt gearbeitet haben. Gut war die Kooperation mit dem Centrum für bürgerschaftliches Engagement und der Initiative 4330 MH, über sie haben wir neue Ehrenamtler bekommen. Und es gibt einen neuen wichtiges Einsatzort: Wir sind jetzt ständig im Foyer des Krankenhauses ansprechbar. Erklären Angehörigen, warum sie gerade nicht zu Besuch kommen können, hören zu, vermitteln und trösten. Ganz praktisch helfen wir beim Taschen tragen und bringen den Patienten Taschen mit neuer Wäsche oder sogar mal einen Topf mit heißer Suppe von zuhause aufs Zimmer. Die praktische Hilfe ist immer wieder Türöffner für Gespräche.  
-> https://www.kirche-muelheim.de/handeln/krankenhausseelsorge-160.php

 

Andrea Krause, Leiterin der Ambulanten Gefährdetenhilfe im Diakonischen Werk

Bei unseren Klient*innen in der Wohnungslosenhilfe beobachten wir vermehrt Unsicherheit und Angst, auch psychische Erkrankungen verstärken sich seit Beginn der Pandemie. Die Kontaktbeschränkungen haben unsere Arbeit nicht erleichtert, wir haben unser Angebot immer wieder an die aktuelle Situation und die Verordnungslage angepasst.

Lediglich im ersten Lockdown war der Tagesaufenthalt für wohnungslose Menschen für zwei Monate geschlossen. Wir konnten aber Lebensmittel, Sachspenden und Hygieneartikel ausgeben. Da auch die Plätze im Tagesaufenthalt reduziert sind, haben wir Heizlampen auf unserer überdachten Terrasse installiert, um auch bei Kälte mehr wohnungslosen Menschen Platz zu bieten. Vor dem erneuten Lockdown im Dezember haben wir kleine Corona-konforme Weihnachtsfeiern angeboten und Geschenktüten für Klienten gepackt.

Wichtig war und ist es uns, unsere Klient*innen immer mitzunehmen. Sei es, sie anfangs über die Hintergründe und Verhaltensregeln in der Pandemie zu informieren und sie über die aktuelle Verordnungslage auf dem Laufenden zu halten, sie mit Schutzmaterial zu versorgen oder Angebote wie Impfungen und Testungen für sie zu organisieren. Für rund 75 Personen konnten wir eine Vor-Ort-Impfung an der Auerstraße mit Johnson & Johnson anbieten. Ziel ist es, möglichst den Eintrag des Virus in unserem Klientenkreis zu vermeiden. Dies ist uns bislang auch sehr gut gelungen.

Gerade in einer solchen Situation ist es besonders wichtig, Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten zu unterstützen, finanzielle Hilfen zu erhalten und ein Dach über dem Kopf zu haben.
-> http://www.diakonie-muelheim.de/

  • 20.5.2021
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