Die weltweite Ökumene leben

Partnerschaft Medan und Galang

<strong>Deutsche Gäste und indonesische Gastgeber 2015 bei einem Kirchenfest auf der Insel Sumatra. Zweite von rechts: Pfarrerin Karin Ebbinghaus.</strong>

Für Pfarrerin Karin Ebbinghaus war es ein eigenartiger Moment. Mit den Gastgebern der Partnerkirche „Gereja Kristen Protestan Simalungun“ (GKPS), der Christlich-protestantischen Kirche der Volksgruppe der Simalungun auf Sumatra, hatten es sich die Besucher aus Deutschland in einem Restaurant in Medan gemütlich gemacht. Sie hatten die Speisekarte studiert, Köstlichkeiten waren aufgetragen worden. Dann stand der indonesische Pfarrer vom Tisch auf, faltete die Hände und dankte Gott laut und vernehmlich für die Gaben auf den Tellern. „Das laute Beten im Restaurant war für uns ganz ungewohnt“, sagt Pfarrerin Karin Ebbinghaus, „erst recht, wenn man bedenkt, dass die Christen in Sumatra eine Minderheit sind.“ Im Restaurant allerdings wunderte sich niemand – bis auf die deutschen Gäste.
 

Eine große Bereicherung
Es sind Augenblicke wie diese, die Karin Ebbinghaus und die Mitglieder des Solinger Partnerschaftskomitees daran erinnern, wie wichtig diese Partnerschaften mit Christen in der ganzen Welt sind. „Diese Besuche haben für mich eine große Bereicherung meines eigenen Glaubens bedeutet“, sagt die Pfarrerin. Man lasse sich selber noch mal in Frage stellen und nehme viele Eindrücke mit nachhause. Das verändere nicht den eigenen Alltag und die eigene Gemeinde, aber doch das Bewusstsein für das Leben der Christen an anderen Orten dieser Welt. Und: „Kirche braucht die weltweite Ökumene“, sagt die Pfarrerin, „wir sind miteinander im Gespräch und wir beten füreinander.“

Partnerschaft seit 30 Jahren
Und auch deswegen pflegt der Kirchenkreis in Solingen seit 30 Jahren die offizielle Partnerschaft mit der GKPS. Vorausgegangen war der Dienst von Pfarrer Sahala Girsang in Solingen-Wald – von 1982 bis 1987. Zwei Jahre nach seiner Rückkehr nach Sumatra entschied sich die Kreissynode für eine offizielle Partnerschaft mit gleich zwei Distrikten innerhalb der GKPS – dem städtischem Medan und dem ländlichen Galang. Die ersten Besuche waren meist privater Natur, Gegenbesuche in Solingen gab es nicht. „Es folgte eine eher laue Phase“, sagt Pfarrerin Ebbinghaus. Eine strukturelle Verankerung im Kirchenkreis gab es nicht, persönliche Beziehungen nach Sumatra aber wurden gepflegt.

Erst 2003 folgte eine Delegation aus Solingen dann der Einladung der indonesischen Partner zur 100-Jahr-Feier der GKPS. „Damals begann die Wiederbelegung unserer Partnerschaft“, sagt Karin Ebbinghaus. 2005 brach eine Delegation aus Medan, der Hauptstadt Sumatras, dann nach Solingen auf – um über Kommunikation, Computer und die Überwindung von Gewalt gegen Frauen ins Gespräch zu kommen. Den Rhythmus behielten die Partner bei – alle zwei Jahre begegneten sie sich künftig auf Sumatra oder in Solingen. „Uns war es bei den Besuchen immer wichtig, sowohl mit den Christen in der Stadt als auch auf dem Land ins Gespräch zu kommen“, betont Pfarrerin Ebbinghaus.

Das gilt auch für den nächsten geplanten Besuch im kommenden Herbst. Dann machen sich fünf Menschen aus Solinger Gemeinden auf den Weg nach Sumatra, wohnen bei Freunden aus den Partnergemeinden und suchen die Begegnung. „Es ist nach wie vor eine Herausforderung, diese Partnerschaft am Leben zu erhalten“, erklärt die Pfarrerin. Das Partnerschaftskomitee in Solingen sei sehr klein, das Interesse in den Gemeinden zurückhaltend. „Und wir brauchen junge Menschen, die diese Partnerschaft noch mal neu verankern“, sagt die Pfarrerin und freut sich, dass zur Delegation im Herbst auch vier junge Interessierte aus Solingen gehören, die den Kontakt pflegen wollen. Die Partner hier und dort wollen sich noch stärker gemeinsamen Themen widmen – wie etwa der Bewahrung der Schöpfung. Karin Ebbinghaus wünscht sich dafür noch eine stärkere Verankerung im Kirchenkreis und interessierte Delegierte aus den Solinger Gemeinden.

Und dann erinnert sie sich noch an einen ganz anderen Moment: Damals waren die Freunde aus Sumatra zu Gast in Solingen – und staunten nicht schlecht. Im Gottesdienst am Sonntagmorgen sahen sie, wie der Küster die schwere Kirchentüre schloss, als die Glocken leise geworden waren. „Sie konnten es nicht glauben, dass wir zum Gottesdienst die Türen schließen“, erzählt Pfarrerin Ebbinghaus, „auf Sumatra stehen die Kirchentüren beim Gottesdienst immer weit offen.“

  • 4.3.2020
  • ekir.de
  • ekir_solingen