Mit einer Fotoausstellung rückt die rheinische Kirche die Situation von Mädchen und Frauen in den Blick, die nach Europa geflüchtet sind und in einem Flüchtlingslager ausharren.
„Der Fotokurs hat uns geholfen, unsere Geschichten zu zeigen und der ganzen Welt zu erzählen, was wir – insbesondere als Frauen – erlebt haben, wer wir sind, und das nur mit Bildern, ohne Worte. Es sind die Geschichten von Mädchen und jungen Frauen aus Afghanistan, Syrien, dem Irak und dem Iran, die sich eine bessere Zukunft erhoffen“, sagt Asifa Hassan. Die 21-jährige Jesidin ist vor dem IS aus dem Irak geflohen. Fast ein Jahr hat sie daraufhin in dem Flüchtlingslager Diavata in der Nähe von Thessaloniki in Griechenland verbracht. Dort hat sie mit anderen geflüchteten Mädchen und Frauen an einem Fotokurs teilgenommen unter Leitung des italienischen Fotografen Mattia Bidoli.
CASA BASE bietet Mädchen und jungen Frauen einen sicheren Ort
Das Projekt ist Teil der Arbeit von CASA BASE, einer Einrichtung, die sich in unmittelbarer Nähe des Flüchtlingslagers befindet. Ihr Ziel ist es, speziell Mädchen und jungen Frauen in dem Flüchtlingscamp einen sicheren Ort zu bieten, wo sie sich angenommen und wertgeschätzt fühlen können und neu lernen, ihre Begabungen und ihre Würde wahrzunehmen. Neben dem Fotokurs gibt es in CASA BASE auch Sprachkurse, Kunstunterricht und Sportangebote sowie eine medizinische Grundversorgung der Geflüchteten – all das, woran es im Flüchtlingslager mangelt.
Die Fotografien erzählen von dem Leben im Flüchtlingslager
Von 2020 bis heute haben mehr als 40 geflüchtete Mädchen und Frauen im Alter von 11 bis 39 Jahren an den Fotokursen teilgenommen. Mit ihren Fotografien erzählen sie von ihrem Leben und der dramatischen Situation im Flüchtlingslager, aber auch von innerer Stärke, von ihren Träumen und ihrer Hoffnung. Die Arbeiten sind bereits in verschiedenen Fotoausstellungen in Europa gezeigt worden sowie in internationalen Zeitungen und Zeitschriften erschienen, sie haben mehrere Preise und Auszeichnungen erhalten.
Zwölf ausgewählte Fotografien sind während der Landessynode zu sehen
Unter dem Titel „HOPE – HoffnungBewegt!“ zeigt nun eine Ausstellung im Rahmen der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland, die noch bis zum 20. Januar in Düsseldorf tagt, insgesamt zwölf ausgewählte Fotografien der Mädchen und Frauen. „Aus diesen Fotos spricht so viel Energie, Hoffnung, Lebenskraft, aber eben auch Trauer und Schmerz dieser jungen Menschen“, erklärte Dr. Thorsten Latzel bei der Eröffnung der Ausstellung am Montagmittag im Radisson Blu Conference Hotel, dem Tagungsort der Landessynode.
Die rheinische Kirche unterstützt seit mehreren Jahren CASA BASE
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland hatte sich vor knapp einem Jahr selbst einen Eindruck von der Situation Geflüchteter in Thessaloniki verschafft und dabei auch CASA BASE besucht. Die Einrichtung wird seit mehreren Jahren von verschiedenen Landeskirchen unter Federführung der rheinischen Kirche begleitet und unterstützt. Bei seinem Besuch hatte Latzel auch die Teilnehmerinnen des Fotoprojektes und ihre Arbeiten kennengelernt, was den Anstoß für die Ausstellung gab.
Teilnehmerinnen des Projektes waren bei der Eröffnung dabei
„CASA BASE war für uns ein magischer Ort, es war der Himmel für uns“, sagte Asifa Hassan bei der Eröffnung der Ausstellung. „Es gab Angebote, durch die wir den Alltag im Lager vergessen konnten, und die Menschen dort haben uns geholfen, haben uns unterstützt, sie haben sich um uns gekümmert und gezeigt, dass wir ihnen am Herzen liegen.“ Gemeinsam mit einer weiteren Teilnehmerin des Fotokurses, der 17-jährigen Sariya Wakili aus dem Iran, berichtete Asifa Hassan den Synodalen von ihren Erlebnissen auf der Flucht, im griechischen Flüchtlingslager und bei den Fotoarbeiten.
Die Geflüchteten leben in Containern auf beengtem Raum
„That ist not my home“ (Das ist nicht mein Zuhause) hat Sariya Wakili eine ihrer Fotografien genannt. Auf dem Bild ist einer der beengten Container zu sehen, in dem die Geflüchteten im Flüchtlingscamp Diavata untergebracht sind. Mit der Fotografie wollte die junge Frau zeigen, wie furchtbar sie die Situation dort empfunden hat, „weil es kein Zuhause war, keine Heimat“. Fünf Jahre hat sie in dem Flüchtlingslager ausgeharrt, eingesperrt hinter drei Meter hohen Mauern. Mittlerweile lebt Sariya Wakili mit ihrer Mutter in Deutschland, genauso wie Asifa Hassan mit ihrer Familie. Ihr Aufenthalt in Deutschland ist jedoch noch nicht gesichert.
Die Ausstellung wandert später durch Gemeinden in der rheinischen Kirche
Die Ausstellung „HOPE – HoffnungBewegt!“ wird ab dem 13. Februar im Haus der Landeskirche zu sehen sein, danach wandert sie durch Gemeinden der Evangelischen Kirche im Rheinland. Kirchengemeinden, die die Ausstellung ausleihen möchten, können sich an Sabine Benk wenden unter E-Mail sabine.benk@ekir.de oder Telefon 0211 4562404. Der Ausstellungskatalog steht zum Download zur Verfügung. Er enthält neben den Fotografien auch Informationen über die Lage geflüchteter Menschen an den Außengrenzen der Europäischen Union und über die Unterstützung der Evangelischen Kirche im Rheinland für kirchliche und nichtkirchliche Organisationen, die sich um sie kümmern.