Duisburger Kirchenmann bekommt Bundesverdienstkreuz

„Als der Anruf von der Stadt kam, war ich gar nicht zuhause. Meine Frau ist bald aus allen Wolken gefallen, wie ich danach auch.“ Der Herzens-Laarer Dietrich Rahm, in „seiner“ evangelischen Kirche und im Duisburger Stadtteil verwurzelte und bestens vernetzte „Helfer, wo immer es geht“, meint damit die Nachricht, dass er das Bundesverdienstkreuz am Bande erhält.

Er hat das zunächst für sich behalten, ist damit nicht „hausieren“ gegangen, denn Rummel um seine Person mag er nicht. Umso größer ist der Nachhall jetzt. Die Auszeichnung hat er im Duisburger Rathaus von Bürgermeister Volker Mosblech inzwischen überreicht bekommen. Das hat sich herumgesprochen, nicht nur in Laar.

Mosblechs Satz „Von Ihrer Sorte Mensch müsste es viel mehr geben“ hat er mit „Wieso, die gibt es doch!“ kommentiert. Auch das ist ein Charakterzug des Geehrten. Nicht nur er, auch andere leisten Großartiges.

Dabei war und ist Dietrich Rahm stets einer, der weiß, wo Menschen der Schuh drückt, wo sie Hilfe brauchen. „Vielleicht hat das“, so sagte er im Gespräch, „etwas mit meinem Geburtsjahr zu tun.“ Im Januar 1940 kam er zur Welt, ist also ein Kriegskind, hat Not, Elend und Leid schon in frühen Jahren hautnah miterlebt. Das hat ihn geprägt. Nach dem Krieg war es zunächst ja auch nicht viel besser. Hunger war lange das oft ausgesprochene Wort. Die Kirche half damals, wo es nötig und möglich war.

In der Kirche und im Glauben fand der kleine Dietrich, ermutigt durch seine Eltern  und Geschwister, schnell eine innere Heimat, eine wohltuende Geborgenheit. Und satt wurde er dabei gelegentlich auch. Er lacht: „Wenn wir in der ersten Nachkriegszeit mal im Zeltlager am Worringer Reitweg waren, war die angebrannte Milchsuppe ein kulinarisches Highlight.

Die Kirche als Gemeinschaft hat ihm immer viel gegeben, aber er hat ihr und den Menschen auch eine ganze Menge zurückgegeben. Er hat mitgewirkt und ihr im wahren Sinn des Wortes gedient. „Die Kirchengemeinde hat mein ganzes Leben bestimmt. Auch wenn ich heute keine offiziellen Kirchenämter mehr habe, will und werde ich, solange ich dazu in der Lage bin,  meine Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinde Jesu Christi stellen.“

Mit 28 Jahren wurde er Presbyter seiner Gemeinde. Das war sehr früh, wenn man bedenkt, dass die Wahl  zum Presbyter damals erst ab dem 27. Lebensjahr möglich war. Zwei Jahre später hatte er schon das Amt des Kirchmeisters inne. Damit war er mit den zahlreichen Aufgaben und Problemen seiner Kirchengemeinde in baulicher, wirtschaftlicher oder personeller Hinsicht befasst.

Auf Kirchenkreisebene wurde er in den Rechnungsprüfungsausschuss berufen. Es folgten die Wahlen in die Kreissynode, die Verbandsvertretung und später in deren Leitungsgremien. So gehörte er lange Jahre dem Kreissynodalvorstand und dem Vorstand des Gesamtverbandes an.

In der Laarer Gemeinde stand nach dem Wiederaufbau die gründliche Sanierung der Kirche an. „Ich kenne jeden Stein dieser Kirche“, erzählt Rahm, der sich für alle wirtschaftlichen und baulichen Aufgaben einschließlich der Bauüberwachung verantwortlich wusste und dabei auf seine umfangreichen beruflichen Erfahrungen zurückgreifen konnte.

Dass die Laarer Gemeinde fusionieren und die Kirche aufgegeben musste, nagt immer noch an ihm, obwohl das ja schon einige Jährchen zurückliegt. Aber er hat sich nicht in den Schmollwinkel verzogen, er ist dabei geblieben. Im Bezirk Laar in der fusionierten evangelischen Kirchengemeinde Ruhrort-Beeck hat er sich weiter für alle eingesetzt, die ihn brauchten. Und ihn brauchten viele, heute noch.

Bereits als Zwölfjähriger war Rahm aktiver Mitarbeiter in der CVJM-Jugendarbeit und mit 16 im Kreisverband Duisburg des CVJM. „Organisieren und Strukturieren waren meine Stärke“, sagt er. Mit 21 Jahren übernahm er den Vorsitz im CVJM Laar, leitete und zog sich erst mit 65 Jahren von der Vorstandstätigkeit zurück.

Mit seiner Frau Gerda und weiteren Wegbegleitern hat er bereits vor fast 20 Jahren die heute noch existierende Laarer Kleiderkammer auf den Weg gebracht. Und die, so weiß er, „ist heute noch mindestens genauso wichtig wie damals.“ Sein Rat und seine Ideen sind auch seit langem im offenen Bürgerforum „Runder Tisch Duisburg-Laar“  mehr als willkommen.

Als Bürgermeister Volker Mosblech sagte, dass Dietrich Rahm das Bundesverdienstkreuz nun wahrlich verdient habe, gab es im Mercatorzimmer des Rathauses nur zustimmendes Nicken und viel Applaus. Nur einer nickte nicht und schwieg: Dietrich Rahm. Auch das zeichnet den bescheidenen „Helfer für alle“ aus.

Text: Reiner Terhorst

Das Foto zeigt in der Bildmitte Dietrich Rahm, der aus der Hand von Bürgermeister Volker Mosblech das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt. Rechts im Bild Ehefrau Gerda Rahm. Foto: Uwe Köppen ©Stadt Duisburg

  • 12.11.2021
  • Rolf Schotsch
  • Red