Tagung der Kreissynode Bonn in der Matthäikirche: Zeichen des Aufbruchs

Mehr Wohnraum für Geflüchtete und das nicht nur für Menschen aus der Ukraine, Solarenergie auf allen Kirchendächern und die Zukunft des Pfarrdienstes. In hoher Dichte und mit großer Ernsthaftigkeit bezog die Bonner Kreissynode auf ihrer Tagung am Freitagabend erstmals in der Matthäikirche in Lengsdorf Stellung und stellte weitere, wichtige Weichen.

Es wird konkret: Wie sieht der Pfarrdienst 2030 in Bonn aus?

Werben für die Zukunft der Kirche in Bonn und Region: Superintendent Dietmar Pistorius (Foto: J. Gerhardt)

Sehr einmütig folgte das Kirchenparlament der zwölf evangelischen Kirchengemeinden aus Bonn, Alfter und Bornheim Superintendent Dietmar Pistorius. Er stellte den Stand des Pfarrstellenrahmenkonzepts vor: zwei Modelle, Ergebnis bereits intensiver Beratungen in den letzten Monaten (14 Arbeitsgruppen mit 85 Personen). Beide Modelle sehen nun eine mehr oder weniger deutlich stärkere Kooperation zwischen den Gemeinden vor und sollen bis zur nächsten Kreissynode in allen Kirchengemeinden kräftig diskutiert werden. Dann soll laut Superintendent schon auf der Synode am 11./12. November 2022 entschieden werden, wie die Kooperationsräume aussehen. „Wir wollen als evangelische Kirche weiter wirksam und sichtbar sein in Bonn und der Region“, betont Superintendent Pistorius immer wieder. Das Rahmenkonzept für den Pfarrdienst, das nach landeskirchlichen Vorgaben dann kirchenkreisweit 14,5 Stellen vorsieht, sei Voraussetzung dafür.

Herausgenommen sind, so auch eine Bonner Forderung an die Landeskirche, zwei Stellen für die Krankenhausseelsorge am Uniklinikum. Hier laufen Anträge an die Landessynode, die so wichtige und sehr überregionale Arbeit an den Standorten von Universitätskliniken auf landeskirchlichem Ticket abzusichern.

Niels Wey, Vikar an der Lukaskirche, brachte auf Bitte des Kreissynodalvorstands (KSV) fünf Thesen zur Zukunft des Pfarrdienstes aus Sicht der jungen Generation ein. Deutlich mehr Konzentration auf Verkündigung, Seelsorge und Lehre, also weniger Verwaltungsarbeit, mehr Kooperation („Teampfarramt“), Vereinbarkeit von Beruf mit Familie und Freizeit und „Raum für Innovation“ sollen den Pfarrberuf auch weiterhin profiliert und attraktiv machen, erklärt Vikar Wey im Namen einer Gruppe angehender Pfarrer*innen im Kirchenkreis (Thesenpapier zur Vorlage der Synode des Kirchenkreises Bonn).

„Zeichen des Aufbruchs“ – Über die Kirchenkreisgrenzen hinaus denken

Mut zur Veränderung – gegenwärtig auch am Rande der Bonner Kreissynode in der Hartberger Matthäikirche: der Reformator Martin Luther (Foto: J. Gerhardt)

Die Diskussion um das Pfarrstellenrahmenkonzept für 2030 „kann für uns in Bonn und der Region ein Zeichen des Aufbruchs“ sein, fasste Pfarrer Uwe Grieser, stellvertretender Superintendent, am späten Abend die Diskussion zusammen. Wie sehen die neue Kooperationsräume aus? Wie verbindet es sich mit dem so breiten ehrenamtlichen Engagement in der Kirche? Was schultern die evangelisch ja ohnehin auf Augenhöhe mit den Theologen in Verantwortung stehenden Laien? Und wie rückt die evangelische Kirche in den jetzt schon eng verbundenen Kirchenkreisen in Bonn und der Region zusammen? Die Bereitschaft ist da, so auch Superintendentin Claudia Müller-Bück aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel in ihrem persönlichen Grußwort an die Bonner Synode, und ihr Votum: „Wir müssen bei Pfarrstellen und Gemeinden über die Kirchenkreisgrenzen hinaus denken.“ Es bleibt spannend …

Mehr Wohnraum in Bonn für Geflüchtete

Einstimmig stimmt das Kirchenparlament der 81 gewählten Vertretern aus den zwölf Kirchengemeinden der Forderung nach mehr Wohnraum für Geflüchtete zu. Almut Schubert, Vorsitzende des kreiskirchlichen Ausschusses für Migration, Flucht und Integration, erinnert  daran: Allein in Bonn leben fast 2.000 Menschen mit sicherem Aufenthaltsstatus ohne festen Wohnraum. Im Hinblick auf die „eindrucksvolle Hilfe für Menschen aus der Ukraine“ warnt sie vor einer „Zweiklassengesellschaft von Geflüchteten“. Ein beherzter und  nachdrücklicher Appell an die eigenen Kirche wie die Stadtgesellschaft, sich für mehr Wohnraum auch für diese Menschen einzusetzen. Das Projekt „Gemeinsam wohnen in Bonn“, initiiert von der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit (EMFA) in Bonn mit der Diakonie und dem Runden Tisch Bad Godesberg, biete ein gute Plattform für weitere Maßnahmen. (www.migration-bonn.de)

Erstmals tagt das Bonner Kirchenparlament in der Matthäikirche in Lengsdorf (Foto: J. Gerhardt)

Anerkennung und Zuspruch dafür durch den Hardtberger Bezirksbürgermeister Christian Trützler: Die evangelische Kirche stehe für „Verkündigung in der Praxis“ durch ihren Einsatz für andere und er wünsche sich, die Stimme der Kirche auch weiterhin deutlich zu hören“. Erstmals hatte das Kirchenparlament nicht im Bonner Zentrum im Haus der Kirche getagt, sondern in einer Gemeindekirche, ein würdiger Rahmen in der so gastfreundlichen Kirchengemeinde Hardtberg.

Solarenergie vom Kirchendach: Anmelden zum Mitmachen bis Ende September

Kräftig Fahrt nimmt auch das Projekt der evangelischen Kirche in Bonn und der Region „Solarstrom auf allen Kirchendächern“ auf . Antje Thomas, Geschäftsführerin des Evangelischen Verwaltungsamtes in Bonn (EviB), erinnerte noch einmal mit Verve daran: Meldung für alle Kirchen, die am Anfang dabei sein wollen, bis 30. September 2022. Im Oktober soll schon geprüft werden, welche Dächer sich besonders eignen. Das Projekt sei auch deshalb ein wichtiger Beitrag zur Klimawende in der Region, weil es darauf ziele, Strom nicht nur für den Eigenbedarf zu produzieren. Große Zustimmung in der Synode.

Wahl zur neuen Skriba im Bonner KSV: Pfarrerin Dagmar Gruß

Gewählt und gedankt wurden auch: Nachfolgerin von Pfarrerin Dr. Wibke Janssen, die zur Oberkirchenrätin  der Landeskirche in Düsseldorf gewählt worden ist, im Bonner KSV wird Pfarrerin Dagmar Gruß von der Johanniskirche Duisdorf . Als Skriba ist sie nun zweite Stellvertreterin des Superintendenten. Pfarrer Michael Schäfer von der Lukaskirche wurde anstelle Janssens zum Bonner Vertreter auf der rheinischen Landessynode gewählt. Zudem benannte das Kirchenparlament Axel Beiler (Johanniskirchengemeinde) als einen von drei evangelischen Vertretern für die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bonn mit dem Wunsch, die Ökumene auf allen Ebenen zu stärken.

Dank und Zuspruch: Pfarrerin Dagmar Gruß (v.l.), Pfarrer Michael Schäfer, Pfarrerin Dr. Wibke Janssen und Superintendent Dietmar Pistorius am Ende der Synode (Foto: J. Gerhardt)

Zum persönlichen Abschied von Pfarrerin Wibke Janssen sind alle Freund*innen und Weggefährten*innen willkommen am Mittwoch, 24. August, abends 18 Uhr zu einem Sommerfest auf dem Vorplatz der Kreuzkirche. Herzliche Einladung! (Weitere Infos hier)

(13.08.2022 / Text: J. Gerhardt)

 

 

 

  • 13.8.2022
  • Red
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