25 Jahre Notfallseelsorge: Dank an die, die das Leid mittragen

25 Jahre Notfallseelsorge, das feierte der Kirchenkreis An der Ruhr gemeinsam mit Feuerwehr und Hilfsorganisationen mit einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Hof der Feuerwache in Broich.

Zwischen Fahrzeughalle und Brandhaus bot der Jubiläumsgottesdienst Gelegenheit zum Dank in vielfacher Hinsicht: für den Einsatz von haupt- und ehrenamtlichen Seelsorger*innen ebenso wie für das stets „112-prozentige“ Engagement von Pfarrer Guido Möller, der die Notfallseelsorge im Kirchenkreis leitet. Ihn würdigte das ehrenamtliche Seelsorgeteam mit einem persönlichen Geschenk. Mit Medaillen des Landes NRW wurden diejenigen Seelsorger*innen ausgezeichnet, die nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im Einsatz gewesen waren.

Doch nicht nur die Ehrungen prägten den Gottesdienst, auch nachdenkliche Worte kamen zum Tragen. In der Lesung, vorgetragen von Notfallseelsorger Guido Möller und Pfarrer Michael Manz, der sich seit den Anfangstagen in der Notfallseelsorge engagiert, ging es um die Geschichte von Hiob, der leidet und zweifelt und dennoch seinen Glauben nicht preisgibt.

Die Notfallseelsorger*innen müssten sein wie Hiobs Freunde, die zu ihm kommen, sich zu ihm in dem Staub setzen und ihm beistehen – nicht mit guten Ratschlägen, sondern indem sie das Leiden mit ihm aushalten, so führte es Superintendent Gerald Hillebrand in seiner Predigt aus. Die Herausforderung in der Notfallseelsorge: „Man muss das Leid anderer an sich heranlassen und dann auch noch das Richtige tun. Eine gute Ausbildung hilft dabei“. Seelischer Schmerz führe Menschen immer wieder an Grenzen. „Doch Christus ist gekommen, um zu trösten und den Lebensmut zu stärken, und dass sollten wir in seiner Nachfolge auch tun.“

Wie wertvoll dieser Dienst sei kann, das hob Bürgermeister Markus Püll in seinem sehr persönlich gehaltenen Grußwort hervor. Er erinnerte sich an einen tragischen Verlust innerhalb seiner Familie. „Das war 59 Jahren, so etwas wie psychologische Unterstützung, das kannte man da noch nicht.“  Aus Sicht der Berufsfeuerwehr sprach ihr stellvertretender Leiter, Oberbrandrat Michael Lülf, großen Dank an die Seelsorgerinnen und Seelsorger aus. „Notfallseelsorge hat es ja noch nicht immer gegeben. Früher sahen wir uns bei Einsätzen nur für die Gefahrenabwehr zuständig. Dann wurde im Einsatz die Gefahr beseitigt und wir waren wieder weg – aber ein seelischer Scherbenhaufen blieb zurück. Heute ist zum Glück die Notfallseelsorge fester Bestandteil unserer Einsatzkonzeption. Sie kümmert sich um die Gefahrenabwehr für die Seele. Das hilft den Betroffenen und gibt uns Einsatzkräften Sicherheit“. An Guido Möller überreichte der stellvertretende Feuerwehrchef einen „Florian“, handgegossen und nachhaltig recycelt aus Aluminiumkupplungen alter Feuerwehrschläuche.

Vortrag zum Jubiläum

Prof. Harald Karutz über „Psychosoziale Notfallversorgung in Deutschland und die Notfallseelsorge in Mülheim an der Ruhr“

 

Stichwort Notfallseelsorge

Zu rund 100 Einsätzen im Jahr rücken die Mülheimer Notfallseelsorger*innen aus. Rund 40 Köpfe zählt das Team, 30 Seelsorger*innen sind ehrenamtlich tätig. Sie stehen Betroffenen nach Unglücken bei oder kümmern sich um Angehörige, wenn eine Todesnachricht überbracht werden muss. Alarmiert werden die Seelsorger ausschließlich über die Leitstelle der Feuerwehr. Die Notfallseelsorge kann nicht von Privatpersonen gerufen werden. Seelsorgliche Ansprechpartner*innen (anonym, kostenfrei und 24/7) gibt es bei der Telefonseelsorge Duisburg-Mülheim-Oberhausen unter 0800 111 0111 oder 0800 111 0 222. Anrufe erscheinen nicht auf dem Einzelverbindungsnachweis. Auch die Telefonseelsorge vermittelt bei Bedarf kompetent weitere Hilfsangebote.

  • 2.6.2023
  • Annika Lante
  • Red