Konfirmation 2020 - Feiern unter Corona-Bedingungen

Nachdem viele Konfirmationen aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten, sind solche Feiern mittlerweile wieder möglich. Von „normalen“ Konfirmationen kann aber nicht die Rede sein, wie der Gottesdienst der Brückenschlag-Gemeinde Köln-Flittard/Stammheim zeigt.

Nun ist es also soweit: Die acht Jugendlichen aus der Evangelischen Brückenschlag-Gemeinde Köln-Flittard/Stammheim können endlich ihre lang ersehnte Konfirmation in der Immanuel-Kirche feiern. Bis es soweit war, galt es für alle Beteiligten jedoch einige Herausforderungen zu meistern. „Mit die größte war, als wir im März den Lockdown verordnet bekommen haben und keine Gottesdienste mehr stattfinden konnten“, berichtet Pfarrer Thomas Fresia. Und so sei die Zeit bis Mitte April extrem anstrengend gewesen. „Wir konnten ja auch gar nicht einschätzen, wie das alles weitergeht.“

Pfarrer Thomas Fresia

An Ostern habe sich schließlich zunehmend herauskristallisiert, dass die Kirchen weiter geschlossen bleiben. „Da haben wir dann aufgehört zu pokern und die Absagen für die Konfirmation verschickt – inklusive dem 13. September als Ersatztermin“, blickt Fresia zurück. Letzteres sei ihnen wichtig gewesen, damit die Familien sich organisatorisch darauf einstellen konnten. „Das zeigt, dass wir selbst rund um Ostern noch in alten Kategorien gedacht haben. Nach dem Motto: ,Viel Organisation, da viele Gäste‘.“

Zehn Familienangehörige pro Jugendlichem

Letztlich werden die acht Jugendlichen am Sonntag in der Kirche jeweils von zehn Familienangehörigen begleitet. „Mehr ist nicht möglich, weil wir aufgrund der Hygieneauflagen nur 84 Plätze haben“, erklärt Fresia. Trotz des Bedauerns ob der begrenzten Besucherzahl, sei letztlich der einstimmige Wunsch bei Eltern und Jugendlichen gewesen, die Konfirmation nicht noch einmal zu verschieben. „Und das Gute ist, dass diejenigen, die nicht dabei sein können, den Gottesdienst online verfolgen können.“

Den Gottesdienst-Stream schauen werden auf jeden Fall viele Bekannte, Freunde und Verwandte von Konfirmandin Emily Gemmerich. „Alle, die nicht live dabei sein können, treffen sich in einem gemieteten Raum und schauen gemeinsam. Dort findet später auch die Feier statt“, sagt die 14-Jährige und ist glücklich über diese Möglichkeit. Nichtsdestotrotz hätte sie ihre Gäste natürlich viel lieber in der Kirche dabeigehabt. Genauso geht es auch Kaja Fahnenmüller. „Es ist einfach schade, aber im Moment nun mal nicht zu ändern“, ist sich die 14-Jährige der Situation bewusst. Gefeiert werde im Anschluss an den Gottesdienst getrennt mit Freunden und Familie „in zwei Schichten“. Auf einen Gast freut sie sich besonders. „Mein Bruder kommt aus Hamburg angereist.“

„Ich war total traurig“

Trotz, oder gerade wegen der besonderen Umstände sind die beiden froh, dass die Konfirmation nun stattfindet, wie Kaja bestätigt: „Es ist einfach schön, dass die Konfi-Zeit jetzt abgeschlossen werden kann und man nicht noch etwas immer weiter vor sich herschiebt.“ Denn die vergangenen Monate seien auch sehr belastend gewesen. „Ich war sehr enttäuscht, dass die Konfirmation abgesagt wurde“, gibt Kaja zu.

Ohnehin habe sie sich vor allem während des Lockdowns auch ein bisschen allein gelassen gefühlt. „Die Schulen waren zu, die Klassenfahrt ist auch noch ausgefallen und Freunde konnte ich nicht treffen“, sagt sie. Dem pflichtet Emily bei. „Ich war total traurig, weil ich mich lange auf die Konfirmation gefreut habe.“ Nun kann sie vor allem den Gottesdienstabschluss mit der Gruppe kaum erwarten. „Ich mag einfach jede und jeden sehr gerne“, betont Emily.

Kein Wunder also, dass die beiden Jugendlichen auch den zweiwöchentlichen Konfirmandenunterricht vermisst haben – und den damit verbundenen Austausch, auch privat, während der Kuchenpausen. Um das zu kompensieren, hat Pfarrer Fresia die ausstehenden Treffen als Zoom-Konferenz durchgeführt, mit Unterstützung von Jugendmitarbeiter Hannes Averbeck sowie den Teamern Maite (15) und Tim-David (17). „Das hat dann auch geklappt, sehr sachlich nüchtern, mehr aber auch nicht“, erklärt Fresia. Thematisch sei es unter anderem noch um die Taufe gegangen. „Am Ende der Sitzungen haben wir zudem immer Stadt-Land-Fluss gespielt. Das hat sich als Kassenhauer erwiesen“, sagt der Pfarrer und lacht.

Gedämpfte Stimmung bei Online-Treffen

Bei all der Freude sei den acht Konfirmandinnen und Konfirmanden aber anzumerken gewesen, dass dies den Präsenzkurs nicht ersetze. „Die Lebendigkeit und das Interagieren fehlt einfach.“ Dementsprechend war die Stimmung laut Fresia gedämpft. Vor allem beim ersten Online-Treffen hätten die Jugendlichen großen Redebedarf gehabt. „Wir haben darüber gesprochen, wie es uns eigentlich geht, auch mit der damals ungewohnten Situation, zu Hause bleiben zu müssen, keine sozialen Kontakte haben zu dürfen.“ Es sei einfach ein gewisser Schock und eine Unsicherheit dagewesen. Das habe sich im Laufe der Zeit geändert. „Der Alltag wurde eingeübter, Kontakte waren wieder möglich.“ Und so wurde die Chance genutzt, sich zum Abschluss des Unterrichts noch einmal „richtig“ zu treffen. „Wir haben miteinander die Konfi-Sprüche ausgesucht. Da kam dann auch wieder das bekannte Feeling auf.“

Kein bekanntes, dafür aber ein besonderes Feeling erhofft sich Pfarrer Fresia hingegen für den Gottesdienst. Schließlich habe die Situation auch Auswirkungen auf den Ablauf. So müsse eine Tradition ganz ausfallen: „Früher sind die Konfis mit Rosen in der Kirche ausgeströmt und haben sie etwa, wenn Muttertag war, an Mamas verteilt, oder an die Paten als Dankeschön.“ Ohnehin sei insgesamt mehr Abstand nötig. Am meisten Bauchschmerzen bereitet Fresia in diesem Zusammenhang die Segnung. „Das ist immer der intensivste Moment. Ohne Handauflegung und auf Abstand ist das für mich gerade schwer vorstellbar.“ Dennoch freue er sich – wie immer – vor allem auf diesen Moment. „Ob mit oder ohne Abstand, die Verbundenheit zu spüren, ist immer wieder schön.“

Fresia glaubt an intensiveres Erlebnis für die Beteiligten

Mittlerweile ist sich Fresia sogar sicher, dass die Konfirmation dieses Jahr ein noch intensiveres Erlebnis für die Jugendlichen werden könnte, als sonst. „In dieser Zeit schwingen ja oft auch existenzielle Fragen mit. Da hat es vielleicht auch eine gewisse melancholische Tragik, unter Corona zu feiern.“ Darüber hinaus habe er in den vergangenen Wochen schon bei Taufgottesdiensten gemerkt, dass ein kleinerer Rahmen entlastend für die unmittelbar Beteiligten sein könne. „Es herrscht nicht so viel Gewusel. Dadurch sind sie weniger aufgeregt und können sich mehr auf das konzentrieren, was mit ihnen im Gottesdienst geschieht.“

24 Konfirmationen an einem Wochenende

Damit gefühlsmäßig mehr Jugendliche live mit dabei sind, wurden bei den Konfirmationen in Moers Fotos und Namensschilder in der Kirche aufgehängt.

Kreativ im Umgang mit Konfirmationen in Zeiten von Corona hat sich auch Pfarrerin Christiane Münker-Lütkehans aus der Kirchengemeinde Moers gezeigt. Um den Pandemiebedingungen gerecht zu werden, feierte sie 24 Konfirmationen an einem Wochenende. „Wir haben die Jugendlichen in elf Gruppen aufgeteilt und dann samstags und sonntags im Stundentakt die Konfirmationen durchgeführt“, berichtet Münker-Lütkehans, die nebenamtliches theologisches Mitglied der rheinischen Kirchenleitung ist. Besonders angetan war sie demnach von den vielen kreativen Ideen.

So habe der örtliche Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) aus Einzelbildern der Konfi-Duos oder -Trios im Nachhinein ein Gruppenbild gebastelt. „In der Kirche wurden Fotos von allen Jugendlichen verteilt und an einem Baum bunte Zettel mit ihren Namen aufgehängt, damit gefühlsmäßig mehr dabei waren.“ Die Segnung selbst sei ebenfalls ein ganz emotionaler Moment gewesen. „Jede und Jeder durfte vorab eine Person bestimmen, die während meines Segensspruchs die Hand auflegt“, erklärt die Pfarrerin. Alle Familien hätten zudem Fürbitten oder musikalische Beiträge beigesteuert. Einzig eine Sache habe gefehlt: das Abendmahl. Dafür wurde aber ebenfalls bereits eine Lösung gefunden. „Wenn möglich, wird das am 21. März 2021 nachgeholt.“

Gottesdienst online feiern – und von Herzen geben

Wer den Gottesdienst vor dem Bildschirm mitfeiert, kann sich auch online an der Kollekte beteiligen. In den rheinischen Gemeinden wird an diesem Sonntag um Spenden für die Frauenhäuser der Diakonie gebeten. Dort wird misshandelten Frauen und ihren Kindern Schutz und Unterkunft zu jeder Tages- und Nachtzeit geboten. Hier können sie zur Ruhe kommen, endlich sicher sein, neue Perspektiven finden und eine Zukunft ohne Gewalt planen. Durch die Mitarbeiterinnen erhalten sie Beratung und Unterstützung bei Behördengängen und bei der Wohnungssuche, aber auch bei Fragen zur Trennung oder Scheidung vom gewalttätigen Partner.

  • 11.9.2020
  • Andreas Attinger
  • Evangelische Brückenschlag-Gemeinde