Präses würdigt Ehrenamtliche: "Da hat nicht immer der Pfarrer das letzte Wort"

Predigt im Gottesdienst am Sonntag zum diesjährigen Ehrenamtspreis

Düsseldorf. Ehrenamtliche haben nicht nur eine große Bedeutung durch ihren konkreten unentgeltlichen Einsatz für die Gemeinschaft. Ehrenamtliche sind nach evangelischem Verständnis ein grundlegender Bestandteil des Kircheseins. „Wir sind eine Kirche, in der es keine Herrschaft der einen über die anderen geben soll“, sagte Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, am Sonntagmorgen (vgl. Sperrfrist!) bei der Würdigung von Projekten, die sich um den diesjährigen Ehrenamtspreis der rheinischen Kirche beworben haben. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde kein Preis vergeben.

Verantwortung wird gemeinsam getragen

„In der Evangelischen Kirche ringen die Christinnen und Christen gemeinsam um die Wahrheit und den besten Weg. Sie stellen sich gemeinsam unter Gottes Wort und versuchen miteinander – als ganze Gemeinde – den uns anvertrauten und befohlenen Dienst auszuüben“, so Präses Rekowski in seiner Predigt. „Da hat nicht der Herr Pfarrer immer das letzte Wort und die Entscheidungsgewalt. Da soll es nicht das Basta der Pfarrherren geben. Und auch mit Hirtenworten sind wir zurückhaltend. Der Titel für mein Amt in dieser Kirche ist ,Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland‘. Und nicht Bischof. Ein evangelischer Christ oder eine evangelische Christin übertragen den Dienst und die Verantwortung nicht an ein vermeintliches Oben, nicht an den Priester und nicht an den Bischof. Und auch nicht die Nächstenliebe, nicht das Weitertragen des Evangeliums, nicht das Beten und nicht die Teilhabe am Tisch des Herrn. Der Dienst am Wort und an den Menschen ist allen aufgetragen und gehört zur Frömmigkeit eines evangelischen Christen und einer evangelischen Christin. Evangelische Christinnen und Christen dienen Gott im Alltag dieser Welt – das gereicht ihnen selbst, aber vor allem Gott, dem Vater Jesu Christi, zur Ehre.“

Zahl der Bewerbungen so hoch wie noch nie

Die diesjährige Ausschreibung des Ehrenamtspreises stand unter dem Motto „Musik macht’s möglich“. Gesucht waren Beispiele gelungener kirchenmusikalischer Arbeit, die von Ehrenamtlichen getragen werden. Mit der Verleihung des Ehrenamtspreises will die rheinische Kirchenleitung sowohl neuartige als auch bewährte Formen ehrenamtlicher Arbeit in Kirche und Diakonie würdigen, fördern und öffentlich vorstellen. Mehr als 110.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Der Preis ist mit je 1000 Euro für die drei Preisträger dotiert. In diesem Jahr fiel die Zahl der Bewerbungen mit insgesamt 51 so hoch aus wie noch nie.

Projekte präsentieren sich auf gesonderter Internetseite

Die Entscheidung, diesmal keine Preise zu vergeben, sei „aus Gründen der Vergleichbarkeit“ gefallen, so Nicole Ganss, landeskirchliche Referentin für das Ehrenamt und Vorsitzende der Jury. „Wir sind sehr traurig darüber, denn die Besuche der Jury in den Gemeinden sind immer sehr inspirierend und gehören zu den erfüllendsten Aufgaben bei der Preisvergabe.“ Durch die Corona-Schutzmaßnahmen gab es viele Einschränkungen im Gemeindeleben, insbesondere im musikalischen Bereich bei Chorproben und Konzerten. Dadurch konnten die Projekte nicht besucht werden. „Auch eine Verschiebung wäre unverhältnismäßig gewesen.“ Alle eingereichten Projekte erhielten das Angebot, ihre Arbeit auf einer gesonderten Internetseite öffentlich zu präsentieren. 31 von ihnen nahmen das Angebot auch an. Die Seite ist unter ehrenamtspreis.ekir.de abrufbar.

  • 30.8.2020
  • Jens Peter Iven
  • Eric Lichtenscheidt