Die Situation mit den Betroffenen aushalten

Ökumenische Notfallseelsorge in Duisburg sucht weitere Ehrenamtliche

Am 19. Oktober startet in Duisburg zum zweiten Mal ein Ausbildungsgang für Notfallseelsorger und Notfallseelsorgerinnen im Ehrenamt, die im Auftrag der Kirche zum Beispiel bei der Überbringung von Todesnachrichten die Polizei begleiten, Unfallzeugen Beistand leisten und auch bei Großeinsatzlagen, wie der Flutkatastrophe oder der Loveparade mit vor Ort sind.

Wie dringend weitere gut ausgebildete „Ersthelfer für die Seele“ gebraucht werden, schilderte Diakon Stephan Koch, einer der beiden Koordinatoren der ökumenischen Notfallseelsorge Duisburg in der Feuer- und Rettungswache 1 in Duissern. Das ehemals durch Pfarrer und Pfarrerinnen getragene System ist im Umbruch, zurzeit sind neben 10 hauptamtlichen schon 24 ehrenamtliche Notfallseelsorgende im Dienst. Stephan Koch könnte aber gut zehn weitere gebrauchen, damit auf jede Anforderung, die Einsatzleiter Frank Schmehl und seine Kollegen von der Feuerwehr Tag und Nacht absetzen, auch immer ein Notfallseelsorgender zum Einsatz bereitsteht.

Zwischen 100- und 150-mal im Jahr schellt in Duisburg das Bereitschaftstelefon und eine Notfallseelsorgerin springt aus dem Bett oder vom Sofa, streift sich die lila-blaue Weste mit Namenschild, Taschentuchvorräten und Schokolade über und fährt zu einem Einsatz. Gut 100 000 Einsätze gibt es bundesweit im Jahr. „Und keiner ist wie der andere“, sagt Notfallseelsorgerin Cornelia Gutsche-Weber, die seit 2019 Dienst tut. Das erlebt auch ihre Kollegin Regina Brorsen. Beide engagieren sich aus ihrem Glauben heraus für Mitmenschen in Not, aber im Einsatz spielt der Taufschein keine Rolle. „Wir sind als Mensch vor Ort, halten die Situation mit den Betroffenen aus, machen Gesprächsangebote, die bei der Verarbeitung helfen können, aber wir fragen nicht nach der Religionszugehörigkeit“ sagen beide. Alexander Klomparend, der seine Ausbildung gerade erst abgeschlossen hat, wartet noch auf seinen ersten Einsatz. Er war selber schon in einer Situation, in der er dringend auf Notfallseelsorge angewiesen gewesen wäre, die es aber noch nicht gab. Nun will er andere Menschen genau da unterstützen, wo er sich damals sehr allein gelassen gefühlt hat. Alle drei haben sich in ihrer Ausbildung durch Rollenspiele, Informationen und Übungen zur Selbstreflektion das Rüstzeug erworben, um auch in schwierigen, unübersichtlichen Situationen gelassen und konzentriert Beistand zu leisten. „Das ist nicht mein Kummer und mein Schmerz, ich begleite eine Person nur eine kurze Zeit in der vielleicht schlimmsten Situation ihres Lebens. Das ist wichtig, mir das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen“, berichten die Kursabsolventen. Auch für ihre eigene Seele wird natürlich gesorgt; nach besonders belastenden Einsätzen bieten die Koordinatoren ihren Ehrenamtlichen neben den monatlichen Teamtreffen weitere Gespräche an. Dass jemand den Kurs abbricht, weil er an seine Grenzen kommt, ist eher die Ausnahme, aber manchmal zwingen äußerliche Gründe, wie ein Umzug, oder ein beruflicher Wechsel Teilnehmende zum Rückzug.

„Ich habe großen Respekt vor Polizei, Feuerwehr und ökumenischer Notfallseelsorge, die da helfen, wo viele nur drum herumstehen,“ betonte Superintendent Dr. Christoph Urban, „das ist ein wichtiger Dienst, den die Kirchen da leisten.“

Der nächste Duisburger Kurs mit einem Umfang von ca. 120 Stunden beginnt am 19. Oktober 2023 und dauert bis März 2024. Nähere Informationen zur Anmeldung gibt es bei den beiden Koordinatoren Diakon Stephan Koch, Tel.: 0177 616 7293, stephan.koch@bistum-essen.de und bei Pfarrer Martin Behnisch-Wittig, Tel.: 02845 298 117, martin.behnisch-wittig@ekir.de.
Text: Sabine Merkelt-Rahm

Das Bild zeigt Ehrenamtliche der Duisburger Notfallseelsorge beim Medientermin: (v.l.) Alexander Klomparend, Regina Brorsen und Cornelia Gutsche-Weber (Foto: Bartosz Galus).

  • 7.9.2023
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