Neujahrsempfang des Kirchenkreises Duisburg - Präses wünscht sich eine tapfere, hoffnungsfrohe Kirche

Von einem „gebrauchten Jahr“ ohne richtigen Neustart nach Corona sprach der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg Dr. Christoph Urban zur Begrüßung der geladenen Gäste beim Neujahrsempfang in der Salvatorkirche. Am Vorabend des ersten Adventswochenendes, mit dem das neue Kirchenjahr beginnt, zog er eine durchwachsene Bilanz über das Jahr 2022: „Es ist noch nicht so, wie es schon einmal war. Wir haben aufgeholt nach Corona, aber ganz genau wissen wir noch nicht, wo wir stehen.“

Das gehe vermutlich auch den anwesenden Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft, Religion und Gesellschaft in ihren Organisationen ähnlich, sagte Urban. Er begrüßte als Redner des Abends Dr. Thorsten Latzel, den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, der mit seinem Vortrag „Kirche als Ort der Hoffnung“ einen Kontrapunkt zu Pandemie, Krieg und Energiekrise setzen konnte. Latzel, der seit seinem Amtsantritt schon viel im Rheinland unterwegs gewesen ist, hat sich auch bei Besuchen in Duisburg Eindrücke von der Arbeit in Gemeinden und Einrichtungen verschafft. Beeindruckt haben ihn dabei Ehrenamtliche wie die betagte Helferin bei der Bahnhofsmission, die sich selber an schlechten Tagen immer wieder anspornt: „Mensch Karin, reiß dich zusammen, die Menschen brauchen dich.“ Latzel beschrieb das Wesen der Hoffnung als „tiefe, innere Trotzkraft der Seele.“ Christliches Leben sei ein permanenter Advent, weil man als Christ in der frohen Erwartung leben dürfe, das Beste immer noch vor sich zu haben.

Hoffnung mache widerständig gegen die eigenen Ängste. Latzel zitierte den Neurologen Viktor Frankl mit dem Wort, man müsse sich von seinen Ängsten ja nicht alles bieten lassen. Dazu beitragen könnten die alten Hoffnungsgeschichten aus der Bibel. Und eine „sportliche Spiritualität“. „Dehnen Sie bewusst Ihre Seele, wenn sie sich zusammenzieht“, sagte der Präses. Er beschrieb die Kirche als staubig und verbeult, aber immer noch unterwegs.

Seine Schlusssätze endeten mit starkem Applaus. Latzel hatte eindringlich an die Zuhörenden appelliert, Hoffnung zu verbreiten: „Besuchen Sie die Menschen in Ihrer Straße, zu Hause. Reden Sie über die Hoffnung, die in Ihnen ist. Öffnen Sie Ihre Kirchen für Tafeln, Wärmestuben, zum Beten, um gemeinsam Hoffnung zu schöpfen. Leben Sie, als ob es Gott gibt: so, dass Ihr Leben, die Rechnung ohne Gott nicht aufgeht. Tun Sie um Gottes willen etwas Tapferes. Glauben, leben Sie ,ver-rückt‘. Und beten Sie.“

Mit himmlischen Harfenmusik trug Valeska Gleser viel zur festlichen Atmosphäre in der weihnachtlich geschmückten Salvatorkirche bei. Die Gäste blieben nach dem offiziellen Teil noch zusammen und nutzen die Gelegenheit, draußen hinter der Kirche bei Glühwein und Süßigkeiten ins Gespräch zu kommen.

Text: Sabine Merkelt-Rahm

 

 

  • 28.11.2022
  • Sabine Merkelt-Rahm
  • Rolf Schotsch