Präses Latzel: Weder Religion noch Kunst sind ein Mittel zum Zweck

Am Sonntag letzte Eröffnung innerhalb der Ausstellungsreihe „RUACH“

Düsseldorf. Präses Dr. Thorsten Latzel sieht weiter enge Verbindungen zwischen Religion und Kunst. Gerade ihr zwangloser Charakter sei eine Stärke der Kunst, sagt er anlässlich einer Eröffnung im Rahmen der Ausstellungsreihe „RUACH – Atem.Wind.Geist.“ am morgigen Sonntag, 15. Mai, um 11.30 Uhr in der Düsseldorfer Johanneskirche. „Sobald sie für andere Zwecke in Dienst genommen wird, zum Beispiel für Propaganda, verliert die Kunst ihr Ureigenes.“

Auch die Religion lebe davon, dass sie sich als ein Selbstzweck verstehe, so Latzel. Auch sie werde zerstört, wenn man sie zum Mittel zum Zweck mache. „Das heißt natürlich nicht, dass Kunst unpolitisch ist oder sein sollte. Ebenso wenig wie Religion unpolitisch ist oder sein sollte. Nur mit ihrer je eigenen Aussagekraft und Stärke können Kunst und Religion in die Politik hineinwirken.“

Ausstellungsreihe in fünf rheinischen Kirchen

Die Eröffnung der Ausstellung „Bioethische Abweichung als Grundprinzip der Paradiesgestaltung“ des Künstlers Aljoscha ist die letzte der Reihe, die parallel in fünf rheinischen Kirchen rund um das Pfingstfest eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Begriff „Ruach“ ermöglicht. Er steht in der hebräischen Bibel für den Atem der Menschen, den Wind in der Natur und den Geist Gottes. In der Johanneskirche in Düsseldorf hat der Künstler mit einem Gespinst aus 72 Einzelwesen eine Verbindung zwischen der Vitalität des Lebens und der Transparenz des Geistes geschaffen. Die Installation erstrahlt in Purpur, der Farbe des Pfingstfests, und füllt auf filigrane Weise den Raum zwischen Gemeinde und Gewölbe. Aljoscha, 1974 in Gluchov in der heutigen Ukraine geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Seine Ausstellung kann dienstags bis samstags von 12 bis 18 Uhr besucht werden.

Kunst und Religion leben von den großen Themen des Lebens

Ein großer Teil der Kunst lebe ebenso wie die Religion von den großen Themen des Lebens, ist Präses Latzel überzeugt: „Schuld und Vergebung, Leben und Tod, Trauer und Leid. Mir fehlt die Fantasie, wie sich hierbei Religion und Kunst fein säuberlich voneinander trennen lassen.“ Die Ausstellungsreihe „RUACH“ zeuge von einer gegenseitigen Lernbereitschaft, „die ich mir auch künftig weiter wünsche“. Zwar könne man Kunst wie Religion auch erklären. „Aber der Unterschied zwischen Kunst und ihrer Erklärung ist ebenso deutlich wie der Unterschied zwischen Religion und ihrer Erklärung. Der spezifische Wahrheitsgehalt stellt sich nur in der Begegnung ein oder eben nicht.“

  • 14.5.2022
  • Ekkehard Rüger
  • Aljoscha