Solidarisch und für andere

Schwungvoller Einstieg: Helmut Müller, Judith Weichsel und Musiker Michel Sanya Mutambala beim Gottesdienst in der Heiland-Kirche. Foto: Uta Garbisch

Auf ihrer Tagung am Samstag hat die Kreissynode Bad Godesberg-Voreifel Weichen für die Zukunft gestellt. Und macht auch klar, dass sie deutlich Kirche für andere sein will. Mit einem Fahrplan für eine Partnerschaft mit der Rheinischen Kirche in Südafrika, dem Beitritt  zum zivilen Seenotrettungsbündnis „United4Rescue“ und der zusätzlichen Bereitstellung von 30.000 Euro für diakonische Aufgaben im Angesicht von Energiekrise und Inflation. Die meisten Kirchengemeinden haben bereits beschlossen, ihre zusätzlichen Kirchensteuereinnahmen aus der staatlichen Energiepauschale ebenfalls als zusätzliche Diakoniemittel oder für besondere Projekte für Armutsbetroffene zu verwenden – eine Anregung von Superintendentin Claudia Müller-Bück.

Solidarität und Klimaschutz

In ihrem ersten Bericht kündigte die leitende Theologin auch an, dass Ideen für „Wärmeräume“, Angebote von gemeinsamem Essen und die Erweiterung der kirchlichen Sozialberatung weiter vorangetrieben werden. Zudem lobte sie die große Hilfsbereitschaft für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Vieles davon geschehe in enger Zusammenarbeit von Kirchengemeinden und Diakonie. Mit Blick auf den Umgang mit Geflüchteten aus verschiedenen Staaten warnte Claudia Müller-Bück vor einer „Zweiklassenmentalität“. Damit dies nicht geschehe, kann Kirche einen wichtigen Beitrag leisten. Und: „Ermutigen wir auch andere, sich weiterhin zu öffnen und sich solidarisch zu zeigen mit allen, die Hilfe brauchen“, so die Superintendentin.

Superintendentin Claudia Müller-Bück hält ihren Bericht. Foto: Uta Garbisch

Das Thema Klimaschutz wird ein Schwerpunkt für die Weiterarbeit im Kirchenkreis sein, so Müller-Bück. Gerade hat die BürgerEnergie Rhein-Sieg die Möglichkeit der Kooperation eröffnet. Dabei geht es darum, Photovoltaikanlagen auf kirchlichen Dächern zu errichten und den gewonnenen Strom in ein gemeinsames Netz einzuspeisen. Erste Schritte sind bereits für Januar geplant. Die Nachbarkirchenkreise An Sieg und Rhein sowie Bonn kooperieren bereits mit der Genossenschaft. Zudem gibt es mit Bonn Gespräche über ein gemeinsames Klimaschutzmanagement.

Beraten und beschlossenen

Mit sehr großer Mehrheit stimmten die gewählten Vertreterinnen und Vertreter aus den 13 Kirchengemeinden in Bad Godesberg und der Voreifel für die Resolution „Energiekrise und Armut“. Die Kreissynode appelliert darin an alle staatlichen Ebenen, alles zu tun, damit Menschen mit geringem Einkommen ihre Kosten für Lebenshaltung, Heizung und Strom weiterhin decken können. Keiner dürfe seine Wohnung verlieren oder Strom beziehungsweise Gas abgestellt bekommen.

Welche kirchlichen Gebäude werden in Zukunft noch gebraucht und genügen den Anforderungen an den Klimaschutz? Für die sogenannte Gebäudebedarfsanalyse wird ab 2023 eine Stelle außerplanmäßig eingerichtet. Sie wird beim Verwaltungsverband in Bonn angesiedelt. Dieser übernimmt ab 2024 die gesamte Bau- und Liegenschaftsverwaltung für die Kirchengemeinden.

Freunde finden

Freuen sich auf den Weg zur Partnerschaft: Wolfgang Thielmann und Christian Kolmer (links) von der Heiland-Kirchengemeinde mit Claudia Mülller-Bück und Vertreter:innen des KSV. Foto: Uta Garbisch

Der Fahrplan zur Partnerschaft mit der Rhenish Church of South Africa steht. Es gehe darum, „Freunde zu finden“, betonte Skriba Gregor Weichsel: „Der Blick von außen auf das eigene Handeln ist sehr hilfreich“, so der Pfarrer aus Euskirchen. Und durch die seit 2018 bestehenden Kontakte der Heiland-Kirchengemeinde sei dem Kirchenkreis eine mögliche Partnerkirche quasi „vor die Tür gelegt worden“. Die südafrikanische Kirche umfasst zehn Gemeinden in der Region Kapstadt. Nun wird ein neuer Arbeitskreis eine Partnerschaftsvereinbarung erarbeiten und der nächsten Herbstsynode zur Beschlussfassung vorlegen. Das Gremium arbeitet unter Federführung des Partnerschaftsausschusses der Heiland-Kirchengemeinde unter Beteiligung des synodalen Arbeitskreises für Mission und Ökumene, weiterer Vertreterinnen und Vertreter der Kreissynode, der Gemeinden und des Kreissynodalvorstandes sowie von Pfarrer Helmut Müller, Regional Service Köln-Bonn der VEM.

Finanzbericht: Trendwende ist da

Der Doppelhaushalt für die Jahre 2022/23 wurde bereits im Vorjahr beschlossen. Angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen warnte Frank Bartholomeyczik die Synodalen: „Die Trendwende ist eingetreten“. Zwar gelänge es, das aktuelle Jahr mit einer „roten Null“ abzuschließen. Im kommenden Jahr drohen jedoch weiter sinkende Einnahmen, so der wiedergewählte Vorsitzende des Finanzausschusses. „Wir dürfen Überlegungen zu Zusammenschlüssen auf allen Ebenen nicht aufschieben.“ Zudem werde die Aufgabenkritik ihre Arbeit wieder aufnehmen. Auch Superintendentin Claudia Müller-Bück unterstrich in ihrem Bericht: „Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir schneller und umfangreicher Veränderungen herbeiführen müssen als bisher; und dabei auch über Gemeinde- und Kirchenkreisgrenzen hinwegdenken.“ Für die Theologin ist das auch eine Chance: „Wir werden anders miteinander evangelische Kirche sein, vielleicht konzentrierter, mutiger und flexibler.“

Die Synode traf sich in der Meckenheimer Jungholzhalle – mit Abstand, aber intensentivem Austausch. Foto: Uta Garbisch

Die Kreissynode traf sich am Samstag, 5. November 2022, in der Jungholzhalle in Meckenheim. Am Vorabend fand eine Synodalversammlung in der Heilandkirche Bad Godesberg statt, die mit einem Gottesdienst begann. In das Thema Partnerschaft führten Pfarrerin Dr. Dyah Krismawati von der Vereinten Evangelischen Mission (VEM), Pfarrer Helmut Müller vom Regionalen Dienst Köln/Bonn der VEM und Pastor Wolfgang Thielmann vom Partnerschaftsausschuss der Heiland-Kirchengemeinde ein.

  • 5.11.2022