Der erfolgreiche Podcast 7Tage1Song von Christoph Borries, Berufsschulpfarrer in Grevenbroich, widmet sich anlässlich des 100. Geburtstages von Hanns Dieter Hüsch dessen Lied „Ich singe für die Verrückten“. Die Folge wird von Dr. Bettina Förster von der Evangelischen Akademie im Rheinland gestaltet.
Im Begleittext heißt es:
„Hüsch hat ein wunderbar poetisches und alltagsnahes Bild von Gott – eben dass „Gott Fahrrad durch Dinslaken fährt“ Da begegnet uns kein allmächtiger, distanzierter Herrscher, sondern ein liebenswerter, menschennaher Gott – einer, der mitten unter den Menschen ist. Auf dem Fahrrad, leise durch die Straßen rollend, zeigt sich Gott als Begleiter im Alltag, als jemand, der sich nicht zu schade ist, durch die kleinen, unscheinbaren Orte des Lebens zu fahren.
Gott begegnet freundlich, humorvoll, sanft – nicht bedrohlich oder strafend. Es geht da nicht um richtig oder falsch glauben, sondern es geht um Wärme und Begegnung – und immer auch ums Schmunzeln und das Schwere nicht zu schwer zu nehmen.
Hüsch hatte immer einen Blick für die Leute, die sich anstrengen es gut zu machen – aber so einfach ist das nicht in einer Welt, die eben oft gar nicht so gut ist.
Und seine Texte sind so frisch und aktuell, weil sie Ansagen in eine manchmal schon kaputte Welt sind – Ansagen was nicht richtig ist, aber auch Ansagen, die von einer Hoffnung erzählen, die da ist.
Unser Songtitel „Ich singe für die Verrückten“ ist keineswegs abwertend gemeint. Hüsch singt für die „Verrückten“, nicht über sie – Menschen, die aus der Norm fallen, die querdenken, träumen, zweifeln, lieben, scheitern, hoffen. Er meint diejenigen, die sich nicht anpassen, die nicht ins Raster passen, die unbequem sind oder zartbesaitet. Für Hüsch sind sie die wahren Menschen. Die, die uns an das erinnern, was wir im Funktionieren oft verlieren: Empathie, Fantasie und Sehnsucht.
Ich sing für die Traurigen, die Verwirrten, die Zärtlichen,
für die Schüchternen, die Ungebändigten, die Verletzlichen.
Diese Zeilen offenbaren seine tiefe Solidarität mit den vermeintlich Schwachen – und machen deutlich, dass für Hüsch genau dort die Kraft liegt, die die Welt verändert. Nicht in den Lauten, den Machtbesessenen, den Gierigen.
In einer Welt, die oft auf Effizienz, Norm und Konformität setzt, war Hüsch ein sanfter Störenfried. Seine Worte wirkten nie wie Schläge – sie wirkten wie Tropfen, die den Stein höhlen. „Ich sing für die Verrückten“ ist ein Bekenntnis zu all jenen, die unbequem menschlich sind – und damit unbequem wichtig.
Zum 100. Geburtstag erinnert uns dieser Song daran, dass es oft die „verrückten“ Seelen sind, die den Mut haben, anders zu träumen – und dass wir ihnen zuhören sollten. Hüsch selbst war einer von ihnen: ein leiser Revolutionär mit Worten.“
Die Folge ist auf allen Plattformen und bei YouTube zu hören
Hier gehts zu Spotify:
https://open.spotify.com/episode/1uNVET6JlR1FE5KiWSB8nl?si=a3503753ce5b4d82
Foto © Wilfried Wittkowsky