Ein kleines Wunder in Mengerschied

Die Orgel der Evangelischen Kirche in Mengerschied (Kirchenkreis Simmern-Trarbach im Hunsrück) wird für rund 180.000 Euro instandgesetzt. Die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegründete Stiftung Orgelklang würdigt das Instrument als „Orgel des Monats Januar 2023“ und fördert seine Sanierung mit 3000 Euro.

Alles Gute kommt von oben? In der Evangelischen Kirche in Mengerschied fiel im Frühjahr vergangenen Jahres plötzlich ein Teil des Putzes von der Decke. Drei Quadratmeter Putzsturz, über Nacht. Doch der Unfall hatte tatsächlich auch etwas Gutes: Die historische Orgel wurde schnellstens aus dem Kirchenraum evakuiert. Nun liegt sie schon da, wo sie früher oder (doch wohl eher:) später ohnehin hätte sein sollen: in der Werkstatt des Orgelbauers.

Persönliche „Überzeugungsarbeit“ für die Sanierung

Kurz nach dem Vorfall gründete sich in dem kleinen Ort im Hunsrück ein „Förderverein Orgel Mengerschied“. Helmbrecht Blatt steht dem fünfköpfigen Gremium vor. Das Team „will alles dafür tun, dass es noch mehr Mitglieder werden“. Die Orgelfreunde sind fest entschlossen, den finanziellen Eigenanteil der Gemeinde für die anstehende Sanierung der Orgel durch Spenden aufzutreiben. Dabei setzen sie vor allem auf das persönliche Gespräch. „Ein Zeitungsartikel ist gut, ein Text im Gemeindeblatt auch. Aber die Erfahrung zeigt, dass man die Leute am besten direkt anspricht.“ Helmbrecht Blatt weiß, dass diese „Überzeugungsarbeit“ viel Aufwand bedeutet. Aber er ist sicher, dass der Weg der richtige ist: „Heute wird man mit Informationen zugeschüttet, für das Wesentliche bleibt kaum noch Zeit.“ Und so reden er und seine Mitstreiter mit den Menschen in Mengerschied; fragen, wer was für die Orgel tun kann, verteilen Überweisungsträger. „Wir sind für jede Unterstützung dankbar – natürlich auch für die 3.000 Euro von der Stiftung Orgelklang.“

Arbeiten an der Stumm-Orgel in der Evangelischen Kirche in Mengerschied.

Schmutz, Schimmel und Holzwürmer müssen weg

Gut 180.000 Euro wird die Instandsetzung des von den Brüdern Friedrich Carl und Georg Carl Ernst Stumm im Jahr 1854 erbauten Instruments kosten. Sehr verschmutzt ist es inzwischen, von Schimmel und Holzwürmern muss es befreit werden. Auch die Trakturen, die Windanlage, die Pfeifen und der Spielschrank sind zu überholen. Die historische Substanz der Orgel ist aber über die Jahre weitgehend unverändert geblieben und bietet daher eine gute Grundlage (und natürlich) gute Gründe für die Maßnahmen.

Ein Schatz in der Kirche

„‘Es würde mit dem Teufel zugehen, wenn die Kirchengemeinde hier nicht handelte‘, hat der Gutachter nach seiner Inspektion gesagt“. Diese Ansage des Experten geht Helmbrecht Blatt und seinen Mitstreitern nicht mehr aus dem Kopf. „Wenn man sowas hört, bekommt man erst ein Gefühl dafür, was für einen Schatz man hier in der Kirche hat.“ Stumm – der Name der von Johann Michael Stumm (1683 – 1747) begründeten Orgelbauerdynastie galt schon im 18. Jahrhundert als Garant für bestmögliche Qualität. Seine Nachkommen schufen in sieben Generationen mutmaßlich mehr als 370 Orgeln. Die Instrumente stehen in evangelischen und katholischen Kirchen und Abteien, aber auch in fürstlichen Kapellen und Schlosskirchen. Das Klangbild blieb immer dem Spätbarock verhaftet; ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galten sie zunehmend als altmodisch.

„Bugatti unter den Stumm-Orgeln im Hunsrück“

Das Instrument in Mengerschied hat also einen hohen Denkmalwert. Der Kantor des Kirchenkreises bezeichnete es als „Bugatti unter den Stumm-Orgeln im Hunsrück“. Für die Orgelfreunde in der Kirchengemeinde ist es schlicht „ein kleines Wunder“, sagt Helmbrecht Blatt. „Es ist immer wieder erstaunlich, welchen kompakten Klang die Organisten da herausholen können“. Die Stumm-Brüder hätten eine perfekte Arbeit abgeliefert – „und wir haben das Glück, diese Orgel hören zu dürfen. Das, so hoffen wir, wird Mitte des kommenden Jahres wieder möglich sein“.

  • 23.1.2023
  • Stiftung Orgelklang
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