Rheinische Stimmen für Frauen und Frieden

Käthe Schmidt und Dr. Stefanie Bluth reisen als Vertreterinnen aus dem Rheinland zur 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen, die vom 31. August bis 8. September 2022 in Karlsruhe stattfindet. Dort wollen sie ihre Stimmen einbringen – unter anderem für Gendergerechtigkeit und Frieden. Dabei haben die beiden Frauen eine ganz persönliche Beziehung zum Thema Ukraine-Krieg.

Die Vorfreude auf Begegnungen mit Menschen aus verschiedenen Kulturen sowie gemeinsame Gottesdienste ist bei Stefanie Bluth und Käthe Schmidt groß. Die angehenden Pfarrerinnen sind die beiden Vertreterinnen aus dem Rheinland unter den 20 Delegierten der Evangelischen Kirche in Deutschland für die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK). Dort wollen sie ihre Stimmen einbringen. „Ich bin als Jugenddelegierte vor Ort, aber auch als Frau und eine Person, die noch nicht ordiniert oder bei der Kirche angestellt ist“, sagt Schmidt. All diese Perspektiven wolle sie hervorheben. Erst im März hat die 28-Jährige ihr erstes theologisches Examen abgelegt. „Zurzeit arbeite ich auf einem Biobauernhof im Wendland und ab September unterrichte ich am Wuppertaler Johanneum, ehe ich wohl 2023 mein Vikariat starte.“ Groß geworden ist Schmidt in der Kirchengemeinde Cochem.

Gender und Sexualität – ein heißes Eisen im internationalen Diskurs

Am Herzen liegen Schmidt und Bluth die Themen Gender und menschliche Sexualität. „Das ist im internationalen Diskurs ein heißes Eisen“, glaubt Schmidt. Sie sei gespannt, wie man darüber ins Gespräch kommen könne. Stefanie Bluth, ihre Stellvertreterin als Jugenddelegierte, begleitet das Genderthema bereits das ganze Leben – und ist ein Grund für ihren Wechsel von der Pfingstgemeinde zur rheinischen Kirche. Als sie Abitur gemacht habe, habe die Pfingstgemeinde etwa noch keine Frauen ordiniert. „Fakt ist: Viele Kirchen diskriminieren Frauen, dabei sollten sie Menschenrechte wahren. Und Frauenrechte sind Menschenrechte.“

Käthe Schmidt (Foto: Schmidt)

Schmidt hört in Sachen Antislawismus genau hin

Der Ukraine-Krieg beschäftigt die beiden Frauen ebenfalls. „Meine Familie stammt aus Kasachstan, deshalb höre ich da genau hin, etwa mit Blick auf Antislawismus in der Berichterstattung“, so Schmidt. Sie sei gespannt, wie sich die Kirchen dazu positionieren. Bluth war während des Studiums mit einem Austauschprogramm in Russland. „Dort habe ich viele junge orthodoxe Menschen und die Vielfalt dieser Kirche kennengelernt.“ Das habe ihren Blick auf Russland stark verändert.

Besonderer Bezug zur Ökumene

Die 44-Jährige absolviert noch bis September dieses Jahres ihr Vikariat in der Kirchengemeinde Solingen-Dorp, unweit ihrer Heimatgemeinde Remscheid. Zuvor hat die promovierte Sozialwissenschaftlerin bei den Vereinten Nationen gearbeitet, lebte in Großbritannien und Genf. Aufgewachsen ist sie in einer Pfingstgemeinde. „Deshalb habe ich einen persönlichen Zugang zur Ökumene.“ Auch bei Schmidt spielt Ökumene privat eine große Rolle. „Ich habe Familienmitglieder in der Pfingstgemeinde und bei den Mennoniten und entsprechend bereits viel über Glaubenskommunikation gelernt.“

Dr. Stefanie Bluth (Foto: Bluth)

„Wir müssen lernen, in der Ökumene mehr hinzuhören“

Die ÖRK-Vollversammlung empfindet Schmidt als Chance, an den kirchenpolitischen Diskursen teilzuhaben und davon zu lernen. Dabei sieht sie die europäischen Kirchen auch in der Verantwortung. „Wir müssen lernen, in der Ökumene mehr hinzuhören als zu sprechen und zu gestalten.“ Das könne helfen, die eigene Perspektive zu erweitern. Dem stimmt Bluth zu. Jede Kirche habe theologisch und kulturell bedingt ihre eigenen Themen. Diese Sichtweisen gelte es verstehen zu lernen. „Ich hoffe, dass am Ende das Gemeinsame gegenüber dem Spaltenden überwiegt.“

 

Der Beitrag ist der Augustausgabe des Magazins EKiR.info für Presbyterinnen und Presbyter entnommen. Die komplette Ausgabe findet sich zum Download hier

  • 3.8.2022
  • Andreas Attinger
  • Red