Kunst mit Botschaft: "Wir müssen zusammenkommen"

Adam Masava (Nairobi), der das riesige Wandbild am ehemaligen Frauengefängnis gemalt hat, ist mit neuer Kunst in Mülheim: Ausstellung am Donnerstag, 11. August, 19 Uhr, in der vier.zentrale.

Das riesige Wandbild am Frauengefängnis kennt fast jeder in Mülheim – aber nicht unbedingt seine Maler. Einer der beiden Künstler ist nach sechs Jahren wieder in der Ruhrstadt – und an seinem Kunstwerk –  zu Besuch: Adam Masava aus Nairobi. Gemeinsam mit Ruhrpreisträger Hardy Bock hatte er das 543 Quadratmeter große Wandbild am Tourainer Ring / Ecke Friedrich- Ebert-Straße im Jahr 2016 gestaltet. Koordinatoren des Kunstprojektes waren damals das Eine Welt Netz NRW, der Evangelische Kirchenkreis An der Ruhr / Gemeindedienst für Mission und Ökumene und das Mülheimer Agenda 21 Büro.

Claudio Gnypek

„Aus dem Kunstprojekt ist eine echte Freundschaft entstanden“, berichtet Claudio Gnypek vom Referat für entwicklungspolitische Bildung des Kirchenkreises An der Ruhr. Er hatte Adam Masava bei einer Aktion zur Kulturhauptstadt 2010 in Essen kennen gelernt und für das Kunstprojekt 2016 nach Mülheim geholt. 2018 war Claudio Gnypek mit seiner Frau in Kenia, um Adam Masava wiederzusehen. Der Kontakt blieb lebendig und führt nun dazu, dass sich im Sommer 2022 an der lebhaften Straßenkreuzung am Rande der Mülheimer Innenstadt die Künstler wieder treffen, die im Herbst 2016 das Großwerk vollbracht haben.

Wandbilder, oft auch Murals genannt, haben Adam Masava in der Zwischenzeit weiter beschäftigt. Nicht nur in seiner Heimat Nairobi, sondern auch auf Reisen. Aktuell ist der 35-jährigen Künstler aus Nairobi mit seinem Schüler Brian Mwangi (22) unterwegs: durch die Slowakei, Österreich, nach Mülheim, Hamburg und nach insgesamt zweieinhalb Monaten wieder zurück nach Kenia. Im Slum Mukuru bei Nairobi hat Adam Masava das „MukuruArts Collective“ gegründet und gibt dort regelmäßig Workshops für junge Schüler.

v.l.: Adam Masava, Brian Mwangi und Hardy Bock

Mitgebracht haben die beiden neue Kunst: Bilder, die sie in der Zwischenzeit gemalt haben und die möglichst auf der Europareise neue Besitzerinnen und Besitzer finden sollen. Im Mittelpunkt ihres künstlerischen Blicks steht meist das alltägliche Leben der beiden. Sie malen Szenen, so wie sie sich in Mukuru abspielen: Ein Fahrradkurier stapelt Kiste um Kiste auf seinem Gepäckträger, ein kleiner Junge ist mit Kanistern unterwegs, um Wasser zu holen und ein Imbissverkäufer findet neue Kundschaft am Straßenrand.

Interessierte Mülheimerinnen und Mülheimer sind herzlich eingeladen, die Bilder bei einer Ausstellung in der vier.zentrale anzusehen und vielleicht auch zu erwerben: Donnerstag, 11. August, 19 Uhr, an der Leineweberstraße 15 -17. Vorab gibt es um 18 Uhr Gelegenheit, die kenianischen Künstler gemeinsam mit Hardy Bock am Wandbild am Tourainer Ring zu treffen.

Themen, die Adam Masava und Brian Mwangi mit ihrer Kunst verarbeiten, sind nicht nur Impressionen des kenianischen Alltags. Auch globale und politische Herausforderungen spielen eine Rolle. Das Mülheimer Wandbild greift die Entwicklungsziele der UNO (Sustainable development Goals), auf. Mit den großen Bildern eines urbanen Dschungels stellt das Bild die Frage nach dem Zusammenleben von Mensch und Natur, dabei mischen sich uniforme Häuserfronten und Industrieschlote mit dem Blick über die Wellblechdächer der Hütten von Mukuru und der Natur- und Tierwelt am Äquator. Manchmal braucht es einen zweiten Blick, um zu erkennen, ob ein Bildteil Eindrücke aus Mülheim oder Nairobi transportiert. So quert etwa ein gelber „Matatu“-Bus, wie es sie viele in Nairobi gibt, die gemalte Szenerie. Gelbe Busse – das erinnert den Mülheimer doch an die vertraute Ruhrbahn, flugs wurde die hier bekannte Liniennummer 133 (Endhaltestelle „Zukunft“) ergänzt.

Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen hätten eigentlich auch Thema des Wandbildes sein sollen, das Adam Masava und Brian Mwangi gerade im österreichischen Linz vollendet haben. Doch nach der Ankunft in Europa gab es dringlichere Eindrücke zu verarbeiten. Probleme bei der Visabeschaffung hatten die beiden Künstler vor größere Hürden gestellt. „Und wir sind nicht die einzigen, denen das passiert“, sagt Brian Mwangi. Deshalb blicken die Linzerinnen und Linzer nun auf die gemalte Botschaft „Let us in“, ein Kind sprüht sie auf dem Linzer Mural an eine Wand, daneben sind die Visapapiere zu sehen.

Die Botschaft der Bilder in Mülheim und in Österreich ist eigentlich die gleiche, erklären die Künstler: „Wir müssen zusammen kommen, um die Probleme dieser Welt zu lösen“, „Let People mingle“, sagt Brian Mwangi, „lasst Menschen sich mischen“. Mit ihrer Reise machen Adam Masava und Brian Mwangi dazu einen neuen Schritt- und freuen sich, bei ihrer Zeit in Mülheim, die bis zum 20. August dauert, auf viele weitere Begegnungen.

  • 5.8.2022
  • Annika Lante
  • Red