Neuaufbruch wagen und Chancen des Wandels nutzen

Die Protestanten auf dem Hunsrück und an der Mosel wollen den Neuaufbruch wagen und auch die Chancen des Wandels nutzen. Neue Gottesdienstformen ausprobieren, die Kirchen öffnen, in den Sozialraum hineinschauen und auch die Seelsorge den neuen Herausforderungen anpassen. Bei der Kreissynode des Kirchenkreises Simmern-Trarbach, die erneut online tagte, wurden hier erste Weichen gestellt.

„Wir müssen raus auf die Marktplätze und Gassen, in die Häuser der Menschen. Und auch unsere Häuser, unsere Kirchen, wenn wir sie halten wollen, sollten zu Wohnzimmern und Treffpunkten der Menschen in unserem Umfeld werden“, betonte Superintendent Markus Risch vor der Kreissynode. Welt und Kirche, sie seien einem permanenten Wandel unterworfen, dem müssten sich der Kirchenkreis, aber auch die Gemeinden stellen, machte Risch klar.

Der Superintendent warb dafür, neue Formen und neue Orte für Gottesdienste zu finden. „Wir müssen mehr über den Tellerrand schauen, müssen wahrnehmen, welche Gottesdienste wo gebraucht werden. Es sollte flächendeckend Gottes Wort gehört, gesungen und gebetet werden. Aber wir müssen ganz bestimmt nicht alle das gleiche um 10 Uhr morgens anbieten“, so Markus Risch.

Ebenso wichtig sei es, die Kirchen zu öffnen und sie auch anders zu nutzen, regte der Superintendent an. „Warum soll die Kirche neben dem Gottesdienst nicht auch als Kneipe dienen, oder als Arbeitsplatz für Menschen im Homeoffice?“, fragte Markus Risch. Und wenn die Kirchen so geöffnet würden, würden sich auch ganz neue, missionarische Gelegenheiten ergeben, die das Gemeindeleben sicher verändern würden, fügte er hinzu.

Ebenso wichtig sei ein Miteinander in den Gemeinden von Pfarrerinnen und Pfarrern, den Mitarbeitenden in der Gemeindepädagogik und den Ehrenamtlichen. „Wir müssen unsere Dienste einerseits stärker profilieren, aber gleichzeitig auch den Teamcharakter der verschiedenen Dienste fördern“, zeigte sich der Superintendent überzeugt.

Einen Schritt gerade in diese Richtung tat auch die Kreissynode. Sie stimmte der Errichtung einer kreiskirchlichen Erprobungspfarrstelle im Kooperationsraum Simmern-Rheinböllen zu, die mit 75 Prozent den Pfarrdienst, hier in erster Linie in den Gemeinden Simmern und Sargenroth-Mengerschied, versieht, aber auch innovative Funktionen für die Region übernehmen soll. „Das ist eine neue Form von Pfarrstelle, mit Konzentration auf Verkündigung und Seelsorge, ohne Verwaltungsaufgaben“, erläuterte der Superintendent, der die Synode nachdrücklich ermutigte, einen solchen Schritt nun zu gehen und eine solche Form von Pfarrstelle zu erproben.

Der Auftrag bleibt derselbe, aber die Wege verändern sich – entsprechend diesem Grundsatz, den die Kreissynode bereits im Sommer für ihre IT-Strategie beschlossen hat, wurde nun von den Synodalen eine vom Kreissynodalvorstand erarbeitete Digitalisierungsstrategie zustimmend zur Kenntnis genommen. Hierfür wurde bei der EKD eine Förderung beantragt, sofern diese bestätigt wird, soll mit der Umsetzung der Strategie begonnen werden. Hauptziel dabei ist die Vernetzung eines ländlichen Flächenkirchenkreises. Angedacht ist unter anderem auch die stärkere Nutzung des Internets und der eigenen Website oder der sozialen Medien.

Der Neuaufbruch und das Finden neuer Wege, das ist auch die Aufgabe der AG „Simmern-Trarbach 2030“, die seit diesem Jahr am Arbeiten ist. Eine von ihr initiierte Umfrage hat gezeigt, wie wichtig dabei die Seelsorge und auch gerade die Amtshandlungen wie Taufe, Hochzeit, Konfirmation oder die Trauerbegleitung angesehen werden. „Ich bin überzeugt, dass Kirche hier deutlicher öffentlich wahrnehmbar werden, aber auch junge Menschen stärker in den Blick nehmen muss“, betonte der Superintendent. Aber auch die Gemeindepädagogik mit ihrem großen Anteil an der Kinder- und Jugendarbeit soll nach Ansicht der Kreissynode weiterentwickelt werden. Eine entsprechende von einer Arbeitsgruppe und vom zuständigen Synodalausschuss erarbeitete Konzeption wurde zur Kenntnis genommen und an den Synodalvorstand sowie die AG Simmern-Trarbach 203 zur weiteren Bearbeitung überwiesen.

  • 6.11.2021
  • Dieter Junker
  • Kreiskirchenamt