Bald sind Ferien

Bald sind Ferien.

In den Begegnungen mit den Menschen in unserem Kirchenkreis spüre ich:

Viele sind Corona-müde und warten sehnsüchtig auf die Ferienzeit. Pause machen. Innehalten.  Eine Zeit ohne Videokonferenzen und aufwändige Organisation präsentischer Treffen unter Infektionsschutzregeln.

Und Aufbruchsstimmung spüre ich auch: Chöre proben wieder. In Gottesdiensten wird wieder gesungen. Konfirmationen finden statt. Viele schaffen es sogar, nach längerer Zeit wieder Urlaub zu machen. Und der neue Präses Thorsten Latzel geht mit dem Fahrrad auf Hoffnungstour. Wenn jetzt tüchtig weiter geimpft wird, hoffen wir trotz der „Delta-Variante“ von Covid 19 auf einen halbwegs normalen Herbst.  So langsam geht es uns wieder besser. Die Stimmung hebt sich, auch in der Wirtschaft. Gott sei Dank. Das gilt für uns, für Deutschland, für den reichen Norden. Im globalen Süden sieht es hingegen anders aus.

Die Nachrichten, die mich diese Tage aus unseren Partnergemeinden in Namibia erreichen, sind erschreckend. Es gibt zu wenig Impfstoffe. Und die, die es gibt, sind nicht so treffsicher bei den in Südafrika und Namibia vorherrschenden Covid-19 Varianten. Es fehlt an Sauerstoffflaschen und Beatmungsgeräten. Viele der Pastorinnen und Pastoren sind oder waren erkrankt. Nicht wenige Gemeinden betrauern Pastoren, Pastorinnen, Gemeindeälteste und Gemeindeglieder, die an Corona verstorben sind. Hier wartet niemand auf die Ferien. Hier ist jetzt Winter. Auch wenn es sich tagsüber erwärmt, ist es nachts doch recht kühl. In Windhoek sinken Temperaturen um den Nullpunkt. In den Stadtrandvierteln friert man in den einfachen Hütten. Und die sonst proppenvollen Gottesdienste können kaum stattfinden, weil es mit den Mindestabständen in den Kirchen natürlich nicht funktioniert.

„Gemeinsam auf dem Weg“ – so ist das Leitbild unseres Kirchenkreises überschrieben.

Gemeinde und Gemeinschaft  funktionieren – egal ob vor Ort oder im internationalen Maßstab – , wenn wir zusammenhalten, füreinander Verantwortung übernehmen und einander nicht aus dem Blick verlieren. Die Starken die Schwachen, die Jungen die Alten, die Geimpften die Noch-Nicht-Geimpften, die Impfbefürworter die Impfskeptiker. Nach den vielen einsamen Sitzungen vor den Computerbildschirmen im Homeoffice oder in den Wohnzimmern habe ich den Eindruck, dass die Gefahr gewachsen ist, sich vor allem um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Wir brauchen aber das Miteinander und den Zusammenhalt. Wir brauchen Menschen, die sich mitverantwortlich fühlen in den Familien, in unseren Gremien, in den Gemeinden wie auch in Stadtteilen und Nachbarschaften. Auch in unseren Gemeindepartnerschaften brauchen wir Menschen, die sich für den fernen Nächsten einsetzen.

Ich danke Gott täglich dafür, dass es in unseren Gemeinden viele Menschen gibt, die genau das tun. Und es freut mich, wenn auch Menschen mitmachen, die nominell nicht zur Gemeinde gehören.  Das passiert auf Freizeiten, bei Ferienspielaktionen, in Netzwerkgruppen, in der Kirchenmusik, der Diakonie, den City-Kirchen und anderswo.

Bald sind Ferien. Ich nutze die Ferienzeiten im Sommer immer auch dazu, die von mir gesetzten Prioritäten, für den Einsatz meiner begrenzten Kräfte zu überdenken. Vielleicht tun Sie das ja auch. In meinem Newsletter am Ende der Ferien werde ich Ihnen davon berichten. Wenn Sie Ähnliches vorhaben, schreiben Sie mir doch mal. Es würde mich freuen.

Ich wünsche Ihnen eine von Terminen befreite, aber mit Segenserfahrungen erfüllte Ferienzeit.

Ihr

Dietrich Denker

  • 6.8.2021
  • Dietrich Denker
  • Red