Die den Sound der Stadt hören - 50 Jahre Telefonseelsorge

Weder Klagen noch Sorge, sondern vielmehr reichlich Lob und Anerkennung hörten die über 100 ehrenamtlichen Telefonseelsorgerinnen und -seelsorger aus Duisburg, Mülheim und Oberhausen bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen des ökumenischen Seelsorgedienstes für die drei Ruhrgebietsstädte in der Mülheimer Bildungsstätte „Die Wolfsburg“. Für Mülheim nahmen Superintendent Michael Manz und Bürgermeister Markus Püll an den Feierlichkeiten teil.

„Sie hören den Sound der Stadt“, so charakterisierte Assessor Andreas Satzvey aus Duisburg stellvertretend für die drei beteiligten Kirchenkreise die Seelsorgenden. Sie seien Profis darin, nicht nur das Gesagte zu hören, sondern auch die „ganze Wolke dessen, was darin noch mitschwingt“. Ihre Seelsorge-Arbeit verrichten die Ehrenamtlichen nicht nur am Telefon. Seit 1986 gehört auch die persönliche Krisenbegleitung, von 1998 an die Mailseelsorge und seit 2020 die Chatseelsorge zum Portfolio der Einrichtung. „Sie sind immer neugierig auf neue Formate zugegangen“, äußerte Elisabeth Hartmann (Leiterin der Telefonseelsorge Essen) stellvertretend für die Telefonseelsorge Deutschland ihre Anerkennung für die Begleitung von Menschen auf multiplen Kanälen. „Das macht Sie zu einer der großen Telefonseelsorge-Stellen bundesweit“.

hinten, v.l.: Elisabeth Hartmann, Leiterin der TelefonSeelsorge Essen, Pfarrer Joachim Deterding, Superintendent Ev. Kirchenkreis Oberhausen, Edeltraud Klabuhn, Bürgermeisterin der Stadt Duisburg, Pfarrer Andreas Satzvey, Assessor Ev. Kirchenkreis Duisburg, Pfarrer Michael Manz, Superintendent Kirchenkreis An der Ruhr
vorne, v.l.: Werner Nakot, Bürgermeister Stadt Oberhausen, Klaus Andrees, Vorsitzender des Förderkreises TelefonSeelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen, Markus Püll, Bürgermeister Stadt Mülheim, Pfarrer Andreas Brocke, Stadtdechant Duisburg, Fotos: TS

Bürgermeisterin Edeltraut Klabuhn aus Duisburg dankte der Telefonseelsorge Duisburg-Mülheim-Oberhausen dafür, ein „sicherer Hafen“ zu sein für Menschen, die einsam sind oder die sich psychischem Stress ausgesetzt sehen. Einsamkeit, so verzeichnet es erneut der Jahresbericht der Telefonseelsorge, ist seit einigen Jahren schon das Top-Thema der Anrufenden. In der Begleitung per Mail und im Chat stehen häufiger Themen wie emotionale Erschöpfung und Stress im Vordergrund.

– Georg Beckschwarte, Leiter der TelefonSeelsorge Duisburg-Mülheim-Oberhausen und und Edeltraud Klabuhn, Bürgermeisterin der Stadt Duisburg. Foto: TS

Einen Überblick über die Entwicklung und auch statistische Einblicke in die aktuelle Arbeit der Ökumenischen Telefonseelsorge enthält die Festschrift, die die ökumenische Einrichtung zum 50-jährigen Jubiläum herausgibt. In der 72-seitigen Broschüre kommen nicht zuletzt die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger zu Wort, die aus Ihrer Arbeit am Telefon oder auch per Mail und Chat berichten. Auch vor den geladenen Gästen der Festveranstaltung in der Wolfsburg gaben sie Einblicke in ihre Arbeit.

So hörten die Festgäste von Menschen, die sich nach einer längeren Begleitung in der Mailseelsorge bedanken und davon berichten, dass sie ihr Leben wieder in die Hand genommen haben. „Das fasst mich natürlich an“, berichtete die ehrenamtliche Seelsorgerin vor dem Publikum in der Wolfsburg. Dank-Mails wie diese lassen sie einen Sinn in ihrer Arbeit sehen: „Unser Da-Sein, das gibt den Mailenden Sicherheit“. Wie alle anderen ehrenamtlichen Teammitglieder bleiben auch die Mailseelsorgenden in der Öffentlichkeit anonym.

Bei manchen Anrufenden mag die Lage vordergründig weniger dramatisch erscheinen – und dennoch: „Wir als Seelsorgende sind dazu da, auch den nicht ausgesprochenen Ernst hinter den Worten zu erkennen“, betonte eine der ehrenamtlich Engagierten beim Festakt. Gemeinsam schmunzeln konnten die Festgäste auch mit dem Telefonseelsorger, der, quasi im Rollentausch, einen guten Rat von seinem Anrufer erhielt. Dieser hatte dem Seelsorger, mitten in einer fordernden Nachtschicht, eine reichlich verquickte Problemlage geschildert. Beim Sekundenschlaf ertappt wurde der Telefonseelsorger dann, als er, situativ unpassend ein „Ja, das ist ja auch schwierig …“ ins Gespräch einbrachte. Der Anrufer fühlte mit dem Seelsorger mit: „Wissen Sie was, wir legen jetzt auf und Sie legen sich erstmal hin“. Ganz so schnell endete das Gespräch dann doch nicht, wie sich der Telefonseelsorger erinnerte. „Durch mein Erwischt-Werden und dadurch, dass ich es ehrlich zugegeben habe, kam plötzlich eine ganz neue Gesprächsebene auf.“

Seelsorger*in werden

Wer sich auch vorstellen kann, sich auf unterschiedlichste Gesprächspartner*innen und Gesprächsebenen einzulassen, ist als neue*r Ehrenamtliche*r herzlich willkommen im Team der Telefonseelsorge.

Info-Abende für Interessierte für die Ausbildung in 2025 finden am Montag, 16. Dezember 2024 und am Dienstag, 7. Januar 2025, jeweils um 19 Uhr, im Haus der Ev. Kirche Duisburg, Am Burgacker 14-16 statt.  Kontakt über buero@telefonseelsorge-duisburg.de. Weitere Informationen auf https://www.telefonseelsorge-duisburg.de/mitarbeit/

 

Fotos: TelefonSeelsorge Duisburg-Mülheim-Oberhausen
Skizzen: Michael Hüther

  • 31.10.2024
  • Annika Lante
  • Red