Friedenswoche war Startschuss für Hunsrücker Friedensbewegung

. „Frieden schaffen ohne Waffen“, so lautete das Motto der ersten Friedenswoche im Hunsrück vor 40 Jahren. Im November 1981 gab es 35 Veranstaltungen in 13 Orten mit Podiumsgesprächen, Filmen, Friedensgottesdiensten, Ausstellungen und Info-Ständen, zu denen Friedensgruppen, Parteien, Kirchen und Gewerkschaften einluden. Rund 1100 Besucher wurden an den acht Tagen gezählt. Und erstmals präsentierte sich dabei ein breites Bündnis der Friedensbewegung der Hunsrücker Bevölkerung.

„Das Friedensthema lag zu dieser Zeit in der Luft, die Stimmung war da“, erinnert sich Jupp Trauth aus Roth. Er war damals Sprecher der 1979 gegründeten Gruppe Simmern der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK). Diese Gruppe hatte den Aufruf der Aktion Sühnezeichen zu einer Friedensdekade aufgegriffen und Kirchen, Parteien, Umweltgruppen und Gewerkschaften zu einer Friedenswoche auch im Hunsrück eingeladen.

„Uns ging es darum, als Friedensbewegung möglichst breit aufgestellt zu sein, ein großes Spektrum mit einer klaren politischen Ausrichtung abzudecken. Darum wollten wir als DFG-VK auch nicht allein eine solche Friedenswoche organisieren“, so Jupp Trauth. Im Hunsrück sei damals das Militär sehr präsent gewesen. „Dem wollten wir was entgegensetzen“, erzählt Trauth, der 1977 auf den Hunsrück gekommen war.

Eine solche Friedenswoche schien für ihn dabei eine gute Möglichkeit zu sein, auf Friedensthemen hinzuweisen. „Wir wollten so Menschen in Bewegung bringen, sie informieren, sie aber auch darin stärken, über die politische Situation nachzudenken und politisch tätig zu werden“, sagt Jupp Trauth. Und das Ergebnis sei ermutigend gewesen. „Wir erlebten einen erstaunlichen Aufschwung der Friedensbewegung im Hunsrück, gerade auch viele Schülerinnen und Schüler aus den Oberstufen sind gekommen und haben sich in die Diskussionen eingebracht“, erinnert er sich.

Und sieht diesen Erfolg auch in dem breiten Bündnis begründet, das zu dieser Friedenswoche aufgerufen habe. „Die Kirchen allein hätten wohl nie eine solche Mobilisierung geschafft, aber auch umgekehrt die politischen Gruppen nicht“, ist Jupp Trauth überzeugt.

Die Friedenswoche wurde so auch zum Startpunkt der Hunsrücker Friedensbewegung. Denn nach der ersten Friedensdekade sprachen sich die beteiligten Gruppen und Organisationen dafür aus, diese Zusammenarbeit fortzusetzen. Es wurden monatliche Treffen vereinbart, gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt und über friedens- und sicherheitspolitische Themen gesprochen. 1982 organisierte dieser Kreis den Osterfriedensmarsch an der damaligen Hahn Air Base, in Ohlweiler gab es einen Workshop zum gewaltfreien Widerstand, es wurde an der Großdemonstration der Friedensbewegung 1982 in Bonn gegen das Nato-Gipfeltreffen teilgenommen und eine Unterschriftensammlung „Atomwaffenfreier Hunsrück“ initiiert. Im Sommer 1982 wurde dabei erstmals auch die Bezeichnung „Friedensinitiative Rhein-Hunsrück“ verwendet. Und im November 1982 gab es die zweite Friedenswoche im Rhein-Hunsrück-Kreis, zu der bereits 30 Gruppen, Jugendverbände, Friedensgruppen und Kirchengemeinden aufriefen. Diesmal umfasste die Friedensdekade schon 70 Veranstaltungen in 29 Orten im Hunsrück und am Mittelrhein.

„Die erste Friedenswoche vor 40 Jahren war ein besonderes Ereignis, denn sie war der Startschuss für eine breite Friedensbewegung im Hunsrück“, betont Jupp Trauth im Rückblick. Damals hätte man im Hunsrück ja noch nichts gewusst von der geplanten Stationierung von Marschflugkörpern in der Nähe von Hasselbach. „Doch als das 1983 dann bekannt wurde, waren wir durch die Arbeit in der Friedenswoche-Initiative darauf vorbereitet und konnten auf diese Strukturen sofort zurückgreifen. Da musste nichts von außen initiiert werden, das war schon im Hunsrück gewachsen und etabliert“, betont er.

Und er ist überzeugt davon, dass die damalige Arbeit und die Aktionen der Friedensbewegung den Hunsrück auch verändert hätten. „Nicht zuletzt durch unsere Arbeit ist er heute offener und toleranter, aber auch ein Stück bunter geworden. Daran hat die Friedensbewegung, die ihren Ursprung in dieser Friedenswoche hatte, ganz sicher einen großen Anteil“, macht Jupp Trauth deutlich.

Das Programm:

Den Auftakt macht am Mittwoch, 10. November, um 19 Uhr ein Begegnungsabend Frauen und Frieden im Gemeindehaus in Alterkülz, bei dem Hunsrückerinnen und Hunsrücker ins Gespräch mit Frauen aus der Friedensbewegung kommen. Am Freitag, 12. November, gibt es um 19 Uhr einen Vortrag von Landeskirchenrätin i. R. Christine Busch, der Vorsitzenden der AGDF, im evangelischen Gemeindehaus in Bell zu „Reichweite Frieden“.

Für den Samstag, 13. November, ist um 15.30 Uhr eine Friedensandacht auf dem Beller Marktplatz vorgesehen. Bereits um 14 Uhr startet in Hasselbach eine Wanderung entlang der Pydna zum Beller Marktplatz. Das Szenario „Sicherheit neu denken“ für eine alternative Sicherheitspolitik steht im Mittelpunkt eines Gesprächs mit Pfarrer Helmut Müller im eeb in Simmern am Montag, 15. November, um 19 Uhr. Einen Tag später, am 16. November um 19 Uhr, lädt der Kirchenkreis zu einem friedensethischen Diskurs über „Ethische Fragen zu automatisierten Waffensystemen“ mit Detlev Besier, dem Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche der Pfalz, und Militärdekan Dr. Roger Mielke (Koblenz).

Den Abschluss der Ökumenischen FriedensDekade bildet am Buß- und Bettag (17. November) um 19 Uhr ein ökumenisches Friedensgebet in der Stephanskirche in Simmern. Predigen wird Pastor Dr. Jochen Wagner von der Freien Evangelischen Gemeinde, Mitwirkende sind Superintendent Markus Risch und Dechant Lutz Schultz.

An der FriedensDekade sind in diesem Jahr die Frauen im Kirchenkreis Simmern-Trarbach, die Friedensinitiative Rhein-Hunsrück, die ACK Simmern, der Kirchenkreis Simmern-Trarbach und das eeb Rheinland-Süd beteiligt.

Zu den Veranstaltungen sind Anmeldungen im Kreiskirchenamt (Telefon 06763/932011, Mail: superintendentur.simmern-trarbach@ekir.de) erforderlich, es gelten die an dem jeweiligen Veranstaltungstag gültigen Corona-Schutzbestimmungen.

Programmbroschüre FriedensDekade 2021

  • 7.11.2021
  • Dieter Junker
  • Dieter Junker