Schöpfung schützen in Mülheim und in Daressalam

Partnerschaftsgottesdienst Tansania

Was bedeutet Klimawandel in Mülheim – und was in Daressalam? Damit haben sich Konfis in Speldorf und junge Gemeindemitglieder im Mülheimer Partnerkirchenkreis in Daressalam (Tansania) auseinandergesetzt. Was sie diskutiert und umgesetzt haben, stellten sie der Gemeinde im Partnerschaftsgottesdienst in der Speldorfer Lutherkirche vor. „Mission Klimagerechtigkeit“ unter diesem Motto stand die diesjährige Auflage des Tansania-Partnerschaftsgottesdienstes. Für musikalische Bereicherung mit Liedern unter anderem in Deutsch und Suaheli sorgte der Tansania-Projektchor, der im kommenden Jahr Gäste aus Daressalam in Mülheim erwartet. 

Die Speldorfer Konfirmandinnen und Konfirmanden hatten an ihrem Konfisamstag eine Woche zuvor ihren persönlichen ökologischen Fußabdruck zum Thema gemacht, berichtete Konfi-Teamerin Tara Gerlach der Gemeinde. Außerdem nahmen sie den Klimaschutz ganz praktisch selbst in die Hand. Neben dem Gemeindehaus „Kolo“ beackerten die jungen Gemeindemitglieder das Grün und legten eine Wildblumenwiese für mehr Artenvielfalt vor der eigenen Haustür an. Auf blühende Ergebnisse hoffen alle im nächsten Frühjahr – bei gutem Gedeihen pünktlich zur Konfirmation zu bewundern. Schon jetzt haben die Jugendlichen einen Plan fürs letzte gemeinsame Wochenende vor ihrem großen Fest: Dann wird zusammen noch ein Baum auf dem Gemeindegelände gepflanzt. Als kleine Anregung zum Mitmachen bekamen die Gottesdienstbesucher „Seedboms“, kleine Samenkugeln, zum Selber-Sähen geschenkt.

Zusätzlich zu den Konfi-Projekten möchten die Speldorfer Jugendlichen künftig mehr tun, um ihren Beitrag zum Schutz der Schöpfung zu leisten. „Wir haben eine Bestandsaufnahme unternommen und gesehen, dass wir gar nicht genau wissen, wie viel Energie wir in der die Jugendarbeit verbrauchen – wir würden gerne eine Photovoltaikanlage anschaffen, um selber Strom zu produzieren“, berichtete Teamerin Kira Dreier der Gottesdienstgemeinde. Außerdem kamen beim letzten Gemeindefest in Speldorf erstmals ausschließlich Bio-Bratwürste auf den Grill.

Nicht nur die Klimabemühungen in Mülheim, sondern auch die Perspektive aus Daressalam war Teil des Partnerschaftsgottesdienstes. „Eine ähnlich bedeutende Bewegung wie Fridays for Future haben wir bei uns nicht“, schreiben die jungen Gemeindemitglieder aus Daressalam. „Aber trotzdem sind auch bei uns die Jugendlichen die aktivste Gruppe, wenn es um den Klimaschutz geht“. Die Kirchenpartner in Daressalam bemerken stärkere Dürreperioden ebenso wie vermehrte Regenfälle, die speziell durch die Abholzung von Wäldern unberechenbar geworden sind. „Wir nehmen wahr, dass der größte Motor des Klimawandels menschengemacht ist“, schreiben sie und sehen problematische Arbeitsmethoden in der Landwirtschaft und beim Rohstoffabbau als Ursache. Ein weiteres Problem in Tansania sei die unregulierte Ausbeutung von Wasserquellen, die vom menschlichen Eingriff besser verschont geblieben wären. Die Partner schreiben: „Wir brauchen mehr Wissen und Aufklärung über bessere Methoden der Landwirtschaft, über alternative Energien und Treibstoffe.“

Aus ihren eigenen Erfahrungen bei Tansania-Aufenthalten berichteten Charlotte Weber und Fortunatus Kabigiza als Mitglieder des Partnerschaftskreises: In Tansania gilt nun ein Plastiktütenverbot, das für Besucher des Landes auch schon bei der Einreise konsequent umgesetzt wird. Sie zeigten den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern sowohl Beispiele für die problematische Müllentsorgung in Daressalam als auch für positive Entwicklungen: Ein neues Stadtquartier wird geplant, und auch ökologische Gesichtspunkte werden berücksichtigt, wo es vorher nur ein ausgetrocknetes Flussbett gab und neue Schnellbuslinien helfen der Großstadt, das tägliche Verkehrschaos in den Griff zu bekommen. 

In ihrer Predigt spannte Pfarrerin und Partnerschaftskreisvorsitzende Ursula Thomé einen Bogen vom zornigen Amos, der gegen den Lebensstil der Reichen wütete: „Ich hasse eure Feste… kann eure Lieder nicht mehr hören“ zur „How dare you“ („Wie könnt ihr es wagen“) – Rede von Klimaaktivistin Greta Thunberg. „Wir kommen aus der Nummer nicht raus, sind alle gemeint, müssen mehr tun“, so Predigerin Thomé. Amos habe gewollt, dass die Armen zu ihrem Recht kommen. Auch Gott wolle keine Opfer, sondern Gerechtigkeit. Das habe Gott gezeigt, indem er versprach, keine zweite Sintflut auf die Erde zu schicken. „Gott hat einseitig abgerüstet, er will die Erde bewahren und nicht verderben. Darin sollen wir ihm folgen.“
 

  • 30.9.2019
  • ekir.de
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