Neue Seelsorgerin im Frauenvollzug in Willich

Diakonin Birgit Schmidt-Lunk wurde in ihr Amt eingeführt

Freitag, den 13. Januar – ein guter Tag! Diakonin Birgit Schmidt-Lunk wurde durch Superintendentin Dr. Barbara Schwahn in ihr Amt als Seelsorgerin in der JVA II in Willich eingeführt. Am Festgottesdienst, der unter dem Motto der Jahreslosung „Du bist ein Gott, der mich sieht“ stand, nahmen viele der inhaftierten Frauen teil. Natürlich auch die Familie von Schmidt-Lunk, Kolleg*innen und Gäste.

Der Bibelvers „Meine Zeit steht in deinen Händen“ begleite Schmidt-Lunk in ihrem ganzen Leben, so Superintendentin Schwahn in ihrer Ansprache. Auch wenn es manchmal lange dauert und es dazwischen „Wüstenzeiten“ gebe, in denen man nicht wisse, wohin es gehe. „Sie vertrauen darauf, Gott zeigt sich gerade in diesen Wüstenzeiten, zeigt Wege und Auswege“, betonte die Superintendentin. „Mit dieser Grundeinstellung sind sie genau die Richtige hier.“

Birgit Schmidt-Lunk arbeitet seit August als evangelische Seelsorgerin in der JVA II in Willich, dem Frauenvollzug. Eigentlich ist sie bereits seit Mai vor Ort, doch zunächst war sie unterwegs, zu Einarbeitung. „Ich habe die Arbeit der Seelsorgenden kennengelernt in der JVA in Köln und bei dem evangelischen Kollegen im Männervollzug in Anrath. Ich bin einfach „mitgelaufen“. Es sei sehr hilfreich gewesen, beispielsweise zu sehen, wie und wann reagieren die Kolleg*innen in Gesprächen und wie kommunizieren sie mit den Beamten. „In Köln sind vier evangelische Seelsorgende tätig, alles unterschiedliche Charaktere“, berichtet Schmidt-Lunk. „In der Gefängnisseelsorge bringt man viel von sich selber mit. Es ist nicht nur Handwerk, sondern auch Person.“

Aus organisatorischen Gründen wurde Schmidt-Lunk erst jetzt in ihr Amt als Seelsorgerin eingeführt. So konnten die Frauen sie erst mal kennenlernen, in Gesprächen und „normalen“ Gottesdiensten, bevor sie diesem besonderen eingeladen wurden. Dass Schmidt-Lunk im Frauenvollzug bereits bekannt ist, zeigte sich deutlich an den Begegnungen und Gesprächen beim gemeinsamen Ausklang in der Kapelle nach dem Gottesdienst.

Birgit Schmidt-Lunk ist in Krefeld geboren und in Osterath aufgewachsen. Für ihre Krankenpflegeausbildung zog sie nach Frankfurt. In diesem Beruf hat sie durchgehend gearbeitet. Bis auf den Erziehungsurlaub für ihre zwei – nun erwachsenen – Kinder. Den jedoch haben ihr Mann und sie sich konsequent geteilt. „Davon haben wir alle vier profitiert“, betont die heute 56-Jährige Anratherin. „Für dieses Modell kann ich nur Werbung machen.“

Als die Familie 1997 nach Anrath zog, begann Schmidt-Lunk, sich in der Evangelischen Kirchengemeinde zu engagieren, zunächst „nur“ ehrenamtlich. 2010 ging die bisherige Gemeindeschwester in Pension, eine diakonische Mitarbeiterin wurde gesucht. Und in Schmidt-Lunk gefunden. „Mir machte die Arbeit sehr viel Spaß und ich bekam auch immer positive Rückmeldungen“, erinnert sie sich. „Aber ich hatte dabei immer das Gefühl, mir fehlt etwas. Das Handwerkzeug zu der Tätigkeit. Ich hatte mir alles selbst erarbeitet und viel erreicht durch „learning bei doing“.“ Deshalb begann sie 2017 eine zweijährige Ausbildung zur Diakonin. Doch noch etwas fehlte, spürte Schmidt-Lunk: „Gottesdienst halten, Verkündigung, ist genau meins. So war die Ordination der nächste Schritt für mich.“ Und dieser Moment, in dem sie durch ihre Ordination befugt und beauftragt sei, die Menschen vor und neben ihr zu segnen, bevor sie wieder auseinander gehen, sei ihr immer ganz besonders dicht und wichtig.

Diakonin Schmidt-Lunk ist mit einer halben Stelle in der Seniorenarbeit in ihrer Gemeinde tätig. Dort leitet sie den Seniorenkreis und die Frauenhilfe – mit Ehrenamtlichen -, koordiniert den Besuchsdienst, macht selber Einzelbesuche und pflegt Kontakte. Gottesdienste und Kasualien (Taufe, Hochzeit, Beerdigung) gehören durch ihre Ordination auch mit dazu. Und mit einer halben Stelle ist sie Seelsorgerin in der JVA. „Das hat sich gut eingespielt, auch organisatorisch“, betont Schmidt-Lunk. „Die Entschlüsse in meinem beruflichen Werdegang kamen in den letzten Jahren zum Teil durch Anstöße von außen. Man könnte es auch Fügung nennen. Als die Superintendentin, Frau Schwahn, mich nach meiner Ordination im Februar 2021 anrief und mir vorschlug, mich auf die Seelsorgestelle in der JVA zu bewerben, dachte ich wirklich „Danke“, da geht´s hin. Ich empfand das als Weisung von oben, von Gott.“
Manchmal sei es eine Herausforderung, dass sie nichts von dem, was sie aus ihrem Alltag in der JVA heraus beschäftigt, zuhause erzählen dürfe. Auch sonst gelte für die vertraulichen Gespräche selbstverständlich das Seelsorgegeheimnis. Nichts von dem, was die Frauen ihr anvertrauen, geht in der JVA selber oder juristisch nach draußen. „Häufig drehen sich Gespräche um den Alltag oder um Besuche“, sagt Schmidt-Lunk. „Wie ist das Leben draußen, wie geht es weiter, wie ist mein Leben hier, wie meine Arbeit und wie kann ich Freundschaften hier vertiefen.“
  • 14.1.2023
  • Bettina Furchheim
  • Thomas Fegers, Bettina Furchheim