+++Der Umbau der Johanneskirche in Leverkusen ist für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur nominiert, der am 28. und 29. November 2024 verliehen wird. In der Begründung der Jury zur Nominierung heißt es: „Mit dem Umbau der Johanneskirche im Leverkusener Stadtteil Manfort zu einer Kindertagesstätte leistet der Kirchenkreis Leverkusen der Evangelischen Kirche im Rheinland einen architektonisch und baulich relevanten Beitrag zur Konversion von entwidmeten denkmalgeschützten Kirchen.“+++
„Es war ein sehr emotionaler Abschied von einer Kirche, die für viele der damals Anwesenden ein Stück Heimat von Kind an dargestellt hat.“ So erinnert sich Michael Posthaus, Verwaltungsleiter des Kirchenkreises Leverkusen, an die Entwidmung der Johanneskirche in Leverkusen-Manfort am ersten Advent 2020. Das sei ein Abschied von der Johanneskirche als Verkündigungsort gewesen, aber nicht als „Zentrum der Hoffnung und des Lebens“, ergänzt Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten. Keine vier Jahre später hat sich der denkmalgeschützte Kirchenbau zur fünfgruppigen Kindertagesstätte gewandelt.
1953/54 war die Kirche von Architekt Otto Bartning (1883–1959) als Variante seines berühmten Notkirchenkonzepts geplant und gebaut worden. Ein „Ikea-System der frühen 50er-Jahre“ sei das gewesen, beschreibt der Düsseldorfer Architekt Thomas Pink anerkennend die Idee, rasch den Nachkriegsbedarf an Gottesdienstorten zu befriedigen. Der Bedarf ist inzwischen geschwunden: Die Kirchengemeinde Manfort ist aufgelöst, die Kirche seit 2018 im Besitz des Kirchenkreises. „Heute gibt es dagegen einen Bedarf an deutlich mehr Kita-Plätzen“, sagt Verwaltungsleiter Posthaus, der als Projektverantwortlicher den Umbauprozess von den ersten Ideen bis zum Bezug im Februar dieses Jahres begleitet und gesteuert hat.
Kriechkeller von Hand tiefer ausgeschachtet
Architekt Pink war es wichtig, den Um- und Ausbau im Sinne Bartnings zu realisieren: Leichtbau, viel Holz, kaum Beton und Mauerwerk. Um den Wärmeverbrauch nicht ins Unermessliche wachsen zu lassen und die Raumhöhe kindergerecht zu gestalten, wurde eine transparente, zweilagige Folie eingezogen, die zugleich den bisherigen Kirchraum weiter zur Geltung kommen lässt. Der größte Kraftakt allerdings ist den Blicken verborgen: Um die gesamte Technik unter dem Kirchenschiff verbauen zu können, musste der Kriechkeller von Hand tiefer ausgeschachtet werden: 337 Tonnen Sand wurden per Schubkarre abtransportiert.
Baumaterial war zwischenzeitlich kaum zu beschaffen
Dass der Baustart in die letzte Phase der Corona-Pandemie und den Beginn des Ukraine-Kriegs fiel, machte die Probleme auch nicht geringer: Baumaterial war kaum noch zu beschaffen und wenn, dann nur zu deutlich höheren Preisen. Viele Firmen waren gar nicht erst bereit, überhaupt ein Angebot abzugeben. Am Ende kostete der Umbau statt der geplanten acht Millionen schließlich zehn Millionen Euro. „Unter den heutigen Umständen würde die Kreissynode einem solchen Projekt nicht mehr zustimmen“, ist sich Posthaus sicher.
Für den Stadtteil rechnet sich die Investition schon
Trotzdem sind sich alle Beteiligten von der Kirche bis zur Stadt einig, dass die damalige Entscheidung richtig war. Träger der Einrichtung ist der Verband Evangelischer Kindertagesstätten in Leverkusen, Fördergelder und Refinanzierung sollen perspektivisch dazu führen, dass sich die hohe Investition am Ende rechnet. Für den Stadtteil tut sie das auf jeden Fall schon jetzt. „Mit der Kita erfüllt der Kirchenkreis sein Versprechen, das er bei der Entwidmung gegeben hat: Wir werden als evangelische Kirche in Manfort aktiv und sichtbar bleiben“, sagt Posthaus. Und hörbar: Der Glockenturm ist nicht entwidmet, das Läuten zu ausgewählten Tageszeiten wird auch in Zukunft zum Klangbild des Stadtteils gehören.
Dieser Beitrag ist der aktuellen Ausgabe des Magazins EKiR.info für die Mitglieder der Presbyterien entnommen. Das komplette Augustheft finden Sie zum Download hier.