Manfred Rekowski: „Warten ist das Gegenteil von Kapitulation“

Rheinischer Präses feiert Adventsvesper mit Kölner Erzbischof Woelki

Düsseldorf. Nicht nur die Menschheit lebt in der Erwartung von Gottes Heil. „Auch die gequälte Schöpfung wird befreit. Wir nehmen die menschengemachten Störungen des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur wahr und sehnen uns nach ihrer Befreiung“, sagt der rheinische Präses in seiner Predigt anlässlich der ökumenischen Adventsvesper mit dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki am Samstag, 28. November, um 19.30 Uhr in der Kölner Basilika St. Aposteln.

Gottes Befreiungsaktion sei noch nicht abgeschlossen, so der Präses in Bezug auf ein Wort aus dem Römerbrief („Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“; Römer 8,21). Die Erwartung künftiger Herrlichkeit erfordere in der Nachfolge Christi auch Leidensteilhabe.  „Wir schweben als Christenmenschen nicht auf Wolke sieben, sondern haben Bodenhaftung, bleiben der Erde treu“, heißt es im Predigtmanuskript in Bezug auf den Philosophen Friedrich Nietzsche.

Geist Christi als Angriff auf die Leiden von heute

Der Präses versteht den Geist Christi als Angriff auf die Leiden von heute. „Wir Christenmenschen sind alle – unabhängig von Konfessionszugehörigkeit – von seinem Geist bestimmt. Sein Geist kennt keine Abstandsgebote oder Berührungsängste.“ Das Warten auf Gottes Heil sei keine Zeit der Untätigkeit. „Warten ist eine Haltung und Einstellung, durch die sich etwas verändert. Warten ist ein Einwirken auf den Status quo. Warten verändert die Gegenwart. Warten ist das Gegenteil von Kapitulation.“

Schon im Warten ist das Reich Gottes mitten unter uns

Warten mache Lasten tragbar, ist Rekowski überzeugt. „Auch die von Menschen nicht aufzuhebenden Leiden werden durch Warten verändert. In bewusster Übernahme des Leidens vollzieht sich seine Überwindung.“ Der Advent (lateinisch „Ankunft“) gilt als Zeit der Vorbereitung und Erwartung der Geburt Christi. Für den Präses auch eine befreiende Zeit: „Wir glauben, dass im Warten die herrliche Zukunft Gottes zur Gegenwart wird und das Reich Gottes mitten unter uns ist.“

  • 28.11.2020
  • Ekkehard Rüger
  • EKiR/Eric Lichtenscheidt