Ganz nah am Menschen

Krankenhausseelsorger Herbert Schimanski geht nach 35 Berufsjahren in den Ruhestand.

Mehr als 30 Jahre lang war Pfarrer Herbert Schimanski Krankenhausseelsorger in den Kliniken Maria Hilf, dem Krankenhaus, in dem er selbst vor mehr als sechs Jahrzehnten zur Welt kam. Krankenhausseelsorger war er aus Leidenschaft, mit viel Humor und großer Empathie. Für die Kranken, deren Angehörige, die Ärztinnen und Ärzte, die Pflegekräfte und alle Mitarbeitende des Maria Hilf, die Schüler der Krankenpflegeschule und viele andere Menschen, die im Kosmos Krankenhaus und darüber hinaus seinen Weg kreuzten. Er saß am Bett von Schwerkranken und Sterbenden, hörte zu und nahm teil, lachte mit den Kranken und den Genesenen, beriet die Mediziner in ethischen Fragen, unterrichtet, taufte, traute und beerdigte. „Im Krankenhaus stellen sich oft die existenziellen Fragen des Lebens“, erklärt er die Faszination seines Berufs. „Ich durfte in vielen Fällen beim Sortieren des eigenen Lebens helfen. Das ist ein großes Privileg.“

Bereits während seines Studiums entschied er sich für die Krankenhausseelsorge und übernahm, als er 1989 seinen Dienst in seiner Geburtsstadt Mönchengladbach antrat, die Seelsorge im Krankenhaus Neuwerk, in der Hardter-Wald-Klinik und im Haus Bungeroth. Seit 1991 war er für die Kliniken Maria Hilf zuständig. Bei 38.000 stationären Patienten im Jahr kann er nicht sofort an jedem Bett stehen. Wie erreicht ihn der Ruf zu Patienten? „Meist über die Stationsleitungen, die Ärzte und Pflegekräfte“, erklärt er. Manchmal hat der Patient eine Diagnose bekommen, die es zu verarbeiten gilt. Manchmal möchte die Patientin ihr Leben reflektieren. Manchmal stehen Angehörige verzweifelt am Bett einer jungen Mutter, die im Sterben liegt.  Immer dann ist der Seelsorger gefragt. Er hört zu, begleitet, ist da. Manchmal auch er mit Tränen in den Augen. „Ich habe viel gesehen, aber wenn mich nichts mehr berühren würde, wäre das auch falsch“, sagt er. Krankenhausseelsorger ist kein 5-Tage-40-Stunden-Job. So manches lässt auch den Pfarrer nicht los. Dann muss er am Samstag noch mal nach Patienten sehen. Das geht nicht ohne eine verständnisvolle Familie. „Meine Frau hat mich intensiv unterstützt, dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Herbert Schimanski.

Zu seinen Aufgaben gehört auch das Unterrichten an der Krankenpflegeschule. „Das Interesse der Schule am Thema Seelsorge ist groß“, erklärt er. Und so bespricht er ethische Themen mit den angehenden Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern. Es geht um Autonomie und Gerechtigkeit, Schadensvermeidung, Sterben und Tod. Aber auch um die sehr praktische Frage, ob das Pflegepersonal beim Betreten des Krankenzimmers nicht anklopfen muss. Seine Lehrtätigkeit kommt ihm auch im Krankenhaus zugute. „Ich kenne sehr viele der Pflegekräfte ja schon seit ihrer Ausbildung.“ Deshalb haben Pflegerinnen und Pfleger die Krankenhausseelsorge, die im Maria Hilf ökumenisch aufgestellt ist, stets auf dem Schirm.  Und die Mitarbeitenden wenden sich auch an die Krankenhausseelsorger, wenn sie ihre Trauung planen oder ihre Kinder taufen lassen möchten. Auch Gottesdienste in der krankenhauseigenen Kita, aber auch Gedenkgottesdienste oder Trauerfeiern für verstorbene Mitarbeitende des Krankenhauses gehören zu den Aufgaben der Seelsorge. Vielfältige Aufgaben für eine Persönlichkeit mit vielen Facetten. Sein katholischer Kollege Burkhard Kroh beschreibt ihn so: „Ein Menschenfreund und ein Beziehungsmensch. Jemand, der ein Herz für die Menschen hat und dem es eine tiefe innere Freude bereitet, mit Menschen in Kontakt und in Beziehung zu treten.“

Im Oktober 2024 wurde Pfarrer Herbert Schimanski in einem  Gottesdienst in der Mönchengladbacher Friedenskirche, an dem viele Wegbegleiter aus Gemeinde und Krankenhaus, Landeskirche und Diakonie sehr persönliche Dankesworte fanden, von Superintendent Dietrich Denker entpflichtet. Dem Maria Hilf wird er nicht ganz verloren gehen: der im Gottesdienst mitwirkende Projektchor der Mitarbeitenden, an dessen Gründung er auch beteiligt war, meldete bereits Ansprüche an seinem weiteren musikalischen Mittun an.

  • 23.10.2024
  • Angela Rietdorf
  • Angela Rietdorf