Ausstellung: Was Familien verbindet

Kaum ein Verhältnis ist so eng wie das zur eigenen Familie. Unsere Väter, Mütter, Geschwister und Verwandte prägen uns. Auch im Erwachsenenalter bleibt dieses Band bestehen. Eine neue Wanderausstellung der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie NRW regt zur Auseinandersetzung mit der leiblichen Familie, Wahlfamilien und dem eigenen Lebensweg an.

Was ist für mich Familie? Wer gehört zu meiner Familie? Und was ist nach meiner Überzeugung nicht mehr Familie? Wer durch die Wanderausstellung der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie in Nordrhein-Westfalen (eaf NRW) schlendert, kommt automatisch ins Grübeln: über das eigene Aufwachsen, die Bedeutung von Familie und was sich in unserer Gesellschaft verändern müsste, damit Familien gestärkt werden. Genau das wollen die beiden Geschäftsführenden der eaf NRW ­– Miriam Boger und André Hartjes – erreichen.

Wanderausstellung Familienbande André Hartjes, Miriam Boger
André Hartjes und Miriam Boger haben die Ausstellung gemeinsam konzipiert.

„Die Familie ist die erste Instanz, in der wir uns bewegen“, sagt André Hartjes, Referent bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL). „Einerseits ist die Familie der private Rückzugsort, andererseits hat das Konstrukt Familie auch immer eine politische Dimension. In der Familie wird gemeinsam voneinander gelernt“, betont Familien-Referentin Miriam Boger. Gemeinsam mit einer Werbeagentur haben die beiden die Ausstellung konzipiert.

Familien sind bunt

Familie hat viele Gesichter. Sie ist bunt und manchmal auch ungewohnt. Das wird durch die  rund 40 Fotos auf den Stellwänden an verschiedenen Stationen erlebbar. Von der Patchworkfamilie über den Alleinerziehenden bis hin zur Freundesgruppe ist alles dabei. „Familie ist dort, wo Menschen Verantwortung füreinander übernehmen – unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrem Alter, ihrer ethnischen Herkunft, ihren religiösen Überzeugungen und ihrer sexuellen Orientierung“, so das klare Statement am Anfang der Ausstellung.

Behutsam werden die Besucherinnen und Besucher über den persönlichen Blickwinkel hin zu einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive geleitet. Auch Konflikte werden dabei nicht ausgespart: „Mit wem habe ich den Kontakt abgebrochen? Welche Verbindung möchte ich wieder aufnehmen und was ist ungesagt geblieben?“ sind einige der Fragen, die an die Gäste der Ausstellung gerichtet werden. Mit roten Fäden können sie ihr eigenes Familienband nachzeichnen, bis das ganz persönliche Familienband sichtbar wird.

Kinder beim Aufwachsen unterstützen

In den letzten beiden Stationen geht es um Familienfreundlichkeit in den Städten und Gemeinden. „Für mich persönlich ist die Wohnraumfrage eines der dringlichsten Themen im städtischen Raum“, sagt Miriam Boger. „Es gibt zu wenig bezahlbare Wohnungen für Familien. Auch die Anbindung und Mobilität im urbanen und ländlichen Raum, sowie die zum Teil schwierige Lage in der wohnortsnahen Kinderbetreuung sind Dinge, die wir gemeinsam vor Ort verändern müssen.“

Auf Karten können die Besucherinnen und Besucher notieren, was sich ihrer Meinung nach in ihren Städten verbessern müsste, damit verlässliche Bindungen für alle Menschen möglich sind. „Wir hoffen, dass die Ausstellung zeigt, dass wir Miteinander aktiv werden müssen. Gegen Kinderarmut und ungleiche Bildungschancen können wir nur gemeinsam etwas ausrichten“, stellt André Hartjes fest.

Ausstellung in Podiumsdiskussionen einbinden

Kirchengemeinden, Jugendzentren und andere Einrichtungen können die Wanderausstellung über die Website der eaf NRW reservieren. Bis zu vier Wochen lang können die Stellwände ab Januar 2021 präsentiert werden. „Egal ob in der Konfirmanden- oder der Seniorenbildung, die Idee ist es, dass die ‘Familienbande’ zu einer größeren Diskussion und einem Austausch führen. Die interaktiven Elemente sind ein guter Ausgangspunkt für Veranstaltungen mit Lokalpolitikern und Entscheidern, die die Lebensräume vor Ort für Familien gestalten“, sagt Boger.

Offiziell eröffnet werden die „Familienbande“ vom Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, und dem Vorstandsvorsitzenden der eaf NRW, Martin Treichel. Im Rahmen der Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft eaf in Bonn können die Teilnehmenden der Tagung die Ausstellung drei Tage lang erkunden. „Hoffentlich werden viele dazu inspiriert, die ‘Familienbande’ auch in ihren Regionen zu präsentieren. Vielleicht auch gemeinsam mit anderen Interessenten vor Ort“, betont Hartjes. Das Konzept wurde noch einmal auf die Corona-bedingten Einschränkungen angepasst, sodass die Menschen die Ausstellung mit ausreichend Abstand besuchen können.

Zur Pressemitteilung zum Grußwort von Präses Manfred Rekowski auf der Jahrestagung der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie (eaf)

  • 15.9.2020
  • Ann-Kristin Herbst/Diakonie RWL
  • Ann-Kristin Herbst/Diakonie RWL, Miriam Gamper-Brühl/3kreativ